Sie müssen aus Medizinersicht besser geschützt werden. «Wir brauchen den Schutz des menschlichen Lebens vor dem Klimawandel», sagte der Lungenexperte der Berliner Charité, Christian Witt, der Nachrichtenagentur dpa. «Denn wir werden mehr Hitzewellen wie 2003 oder 2006 bekommen.» Allein 2003 waren in Europa bis zu 70.000 Menschen an den Folgen der Hitze und Trockenheit gestorben.
Solche Wellen würden künftig auch länger anhalten - deswegen müsse man sich auf diese Extreme vorbereiten, um Katastrophen wie 2003 zu verhindern oder abzudämpfen. «Zunächst müssen wir herausfinden, wer die besonders vulnerablen, also gefährdeten Gruppen sind», sagte Witt. «Denn das sind nicht nur alte, sondern auch kranke Menschen.»
Vor allem Patienten mit chronischer Bronchitis oder Nierensteinen, seien bedroht. Aber auch andere Krankheiten könnten bei Hitze oder starken Temperaturschwankung heftige Reaktionen auslösen. Bei den jüngsten Hitzewellen seien die meisten Menschen nicht an Herzinfarkt oder Kreislaufkollaps gestorben, sondern weil die Lunge versagte.
Witt sucht mit einer fachübergreifenden Forschergruppe nach Anpassungsstrategien an den Klimawandel. Die könnten immer wichtiger werden, weil auch bei der UN-Klimakonferenz in Durban kein Durchbruch im Kampf gegen die
Erderwärmung erwartet werde.
Notwendig seien etwa Frühwarnsysteme für Risikopatienten, damit die sich bei Hitze nicht in Gefahr bringen. «Soll der 70-Jährige mit chronischer Bronchitis dann zum Arzt gehen? Da kann doch schon der Weg ein enormes Risiko darstellen», sagte Witt. (dpa)