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   28.11.2018 | 15:30 | Romantik & Wildheit 

Der Hamburger Bauerngarten - so wird er angelegt

Mit einem Bauerngarten kommt Romantik und Wildheit ans Haus. Wir stellen die Hamburger Spielart vor. Einfach anzulegen und so wirkungsvoll!

Bauerngarten
(c) proplanta
Das wesentliche Charakteristikum eines Bauerngartens ist seine wilde Erscheinung. In ihm sind alle möglichen Pflanzen gemischt und Zier- und Nutzpflanzen werden zu nützlichen Nachbarn. Das Gemisch verschiedenster Düfte und Aromen zieht nicht nur Menschen, sondern auch verschiedenste Insekten an. Naturnahes Gärtnern wird in einem Bauerngarten Realität. Doch so wild er auch erscheinen mag, er muss sorgfältig geplant werden.

Die Ursprünge des Bauerngartens

Ein Bauerngarten war früher genau das: der Garten an einem Bauernhaus. Er fand sich jedoch auch in den Schul- oder Klostergärten wieder, die primär der Selbstversorgung dienten. Dabei ging es darum, auf engem Raum so viel Ertrag wie möglich zu erwirtschaften, und zwar das ganze Jahr über. So dominierten Nahrungspflanzen und Heilkräuter das Bild, die von einzelnen Zierpflanzen ergänzt wurden. Dieser Stil ist auch heute noch lebendig und wird etwa im Landhausgarten aufgegriffen, der die logische Erweiterung des Landhausstils nach draußen ist.

Der Hamburger Bauerngarten

Optimierung von Raum und Pflanzen war das Gebot des Bauerngartens, das 1913 theoretisch im Botanischen Garten Hamburg aufgegriffen und zur Perfektion getrieben wurde. So entstand der „Hamburger Bauerngarten“, der seitdem als Vorbild für alle Bauerngärten dient.

Ein Hamburger Bauerngarten ist rechteckig oder quadratisch, auf jeden Fall von einer simplen Geometrie, und wird durch ein Wegkreuz geteilt. Der zentrale Punkt in der Mitte eignet sich hervorragend, um einen besonderen Akzent zu setzen. Das kann ein Brunnen sein, eine Rose, ein kleiner Baum oder ein rundes Beet.

Zaun und Wege

Wer einen sehr großen Garten hat, kann auf Wunsch nur einen Teil abgrenzen und als Bauerngarten einrichten. Natürlich kann auch der ganze Außenbereich nach Hamburger Art bepflanzt werden. So oder so wird der Bauerngarten eingezäunt, und zwar mit einem ursprünglichen Latten- oder Staketenzaun. Dadurch kommen Haus- und Nutztiere nicht in den Garten und das Gemüse bleibt vor ihrem Hunger verschont.

Die Wege im Bauerngarten werden nicht versiegelt, sondern bleiben natürlich. Um hier das Unkraut einzudämmen, kann man auf Unkrautvernichter zurückgreifen (sollte dabei aber auf Glyphosat verzichten). Natürlich kann auch Rindenmulch oder Kies ausgelegt werden. Nicht nur die großen Wege werden auf diese Weise gestaltet, auch die Beete bekommen eine klare Umrandung. Wer etwas tiefer in die Tasche greifen will, verwendet Klinker oder Naturstein.

Beete einfassen

Um die Beete einzufassen, sind kleine Holzbohlen beliebt, die hochkant in die Erde gesteckt werden. Auch kleine Mauern aus Ziegeln oder Natursteinen eignen sich hierfür, ebenso wie geflochtene Weidenzäunchen. Die Umrandung aus Buchsbäumchen hat hingegen an Beliebtheit verloren, da diese Pflanzen in den letzten Jahren vermehrt vom Buchsbaumzüngler befallen werden.

Die Pflanzen im Bauerngarten

Typisch für einen Bauerngarten ist die Mischung aus Gemüse, Kräutern und Blumen. Diese Mischkultur hält nicht nur Schädlinge ab, sondern sorgt auch für eine optimale Ausnutzung der vorhandenen Beetfläche.

Am besten ist es, wenn der Garten an einer vollsonnigen Südseite liegt, damit auch Pflanzen aus südlichen Ländern wie Tomaten oder Gurken gedeihen. Durch die Vierteilung der Fläche durch das Wegkreuz kann man leicht eine geregelte Fruchtfolge einhalten. Starkzehrer, Mittelzehrer und Schwachzehrer können gut auseinandergehalten werden.

Das ganze Jahr über schön

Wer klug pflanzt, hat das ganze Jahr über Freude an seinem Garten.

Im Frühling blühen etwa Goldlack, Tulpen, Veilchen und Narzissen, im Sommer zeigen Löwenmaul, Färberdistel, Gladiolen, Flieder und Phlox ihre Pracht. Im Herbst erfreuen Herbst-Anemonen, Sonnenhut, Astern und Kürbisse das Auge, während im Winter Sonnenhut, Kugeldisteln, Schafgarbe und Ziergräser für eine ansprechende Optik sorgen.

Biozönose – natürlich gegen Schädlinge

Wenn Pflanzen sich gegenseitig unterstützen, heißt das Biozönose. Das erzeugt nicht nur schmackhaftere Gemüse, sondern kann auch Schädlinge abwehren. Die Mischkultur in einem Bauerngarten ist perfekt dafür geeignet, verschiedene Pflanzen voneinander profitieren zu lassen. Hierfür werden hilfreiche Kräuter einfach gemeinsam mit den Gemüsen angebaut.

So ist Knoblauch ein Helfer in allen Lebenslagen, der Mehltau, Schnecken und Raupen fern hält. Auch der Ringelblume sagt man nach, eine Allzweckwaffe gegen Schädlinge zu sein. Minze und Rotkohl halten Schnecken und Kohlweißlinge fern, Bohnenkraut hilft gegen Läuse. Lavendel mögen Blattläuse nicht gern (darum pflanzt man ihn gern zusammen mit Rosen) und Basilikum hält Mücken fern.

Die Deko im modernen Bauerngarten

Neben der Bepflanzung hat auch die Dekoration einen entscheidenden Einfluss auf die Wirkung eines modernen Bauerngartens. Heute nutzt man gerne eine Deko im Shabby Chic Stil, der etwas morbide oder „schäbig“ aussieht, was einen schönen Kontrast zur Lebendigkeit des Gartens schafft. Eine alte Wanne aus Zink oder andere Gefäße, zum Beispiel aus Emaille, eine ausgediente Schubkarre oder ein alter Topf dienen als originelle Pflanzgefäße. So mancher Flohmarktfund kommt so zu neuen Ehren.

Hauptsache natürlich

Besonders beliebt sind auch Dekogegenstände aus Holz oder Weide, die zusätzlich ein natürliches Flair in den Garten bringen. Ein selbst geflochtener Rankzaun aus Zweigen, eine Scheibe von einem Baumstamm, die man als Unterlage für ein schönes Pflanzgefäß verwendet oder auch ein außergewöhnliches Teil wie ein alter Vogelkäfig werden zu Stars im Garten.

Fazit:

Ein Hamburger Bauerngarten ist auch heute noch eine Bereicherung, wenn er vielleicht auch nicht direkt ans Haus grenzt, sondern auf einer Freifläche angelegt wird. Die Mischkultur sorgt für ein lebendiges Ambiente und schützt vor Schädlingen. Wer keinen großen Wert auf den Anbau von Gemüse legt, plant den Bauerngarten als Naschgarten und friedet ihn mit Sträuchern ein.
Pd
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