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Das berichtete Prof. Christian Gerloff, Leiter der Neurologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), am Mittwoch in Wiesbaden. Für die Neurologie sei die Krankheitswelle, ausgelöst durch verunreinigte Sprossen, Neuland gewesen: Sie habe «erstmals bei der Krisenbewältigung einer Epidemie» helfen müssen.
In Deutschland wurden von Mai bis Juli 2011 laut Robert Koch-Institut knapp 3.500 EHEC-Fälle gezählt. 50 Patienten, die sich mit dem aggressiven Darmkeim infiziert hatten, starben daran.
Von den etwa 100 Patienten, die er mit dem schwersten Krankheitsverlauf behandelt habe, zeigten nur noch drei Ausfallerscheinungen wie Lähmungen oder Sprachstörungen, sagte Gerloff auf der Jahrestagung der Deutschen Neurologischen Gesellschaft. Alle anderen hätten sich sehr gut erholt.
«Hamburg war das Epizentrum der Infektionen», sagte der Neurologe. Auf dem Höhepunkt der Epidemie Anfang Juni wurden allein im UKE 80 EHEC-Patienten gleichzeitig behandelt. Die Krankheit wurde durch das mutierte Coli-Bakterium 0104:H4 ausgelöst, das im menschlichen Körper das Shigo-Toxin bildet.
Der Krankheitsverlauf begann stets mit Durchfall. Bei jedem dritten Patienten kam aber ein lebensbedrohliches Nierenversagen hinzu - das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS). Jeder sechste Patient entwickelte zusätzlich schwere neurologische Störungen - zum Teil wie Schlaganfälle, zum Teil wie epileptische Anfälle, sagte Gerloff. «Patienten fielen in wenigen Tagen ins Koma.»
Gerloff berichtete außerdem, dass es auch einige EHEC-Fälle mit neurologischen Störungen ohne HUS gegeben habe. Die Störungen hingen also nicht immer mit dem Nierenversagen zusammen. (dpa)