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29.08.2007 | 17:13 | Gammelfleisch-Skandal 

Ekelfleisch-Skandal erregt Gemüter

München - Ein neuer Ekelfleisch-Skandal in Bayern hat die Verbraucher aufgeschreckt - doch der zuständige Minister Werner Schnappauf (CSU) weilt weiter im Urlaub.

Gammelfleisch
(c) proplanta
Einen Anlass, früher als geplant aus den Ferien zurückzukehren, sah Schnappauf nicht. Während sein Ministerium unter Erklärungsdruck steht, wie mindestens 14 Tonnen minderwertiges Fleisch aus Bayern an Berliner Döner-Ständen landen konnten und größtenteils auch noch verzehrt wurden, war vom Minister selbst kein Wort zu vernehmen. Erinnerungen an den Gammelfleisch-Skandal vom vergangenen Sommer wurden wach, als Schnappauf ebenfalls nicht im Hause war.

Wie es das politische Ritual will, forderte die Landtags-Opposition sogleich Schnappaufs Entlassung. Doch wenige Wochen vor dem Führungswechsel in Bayern ist es höchst unwahrscheinlich, dass der enscheidende Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU) noch einen Minister feuern würde. Für Schnappaufs politische Zukunft im Kabinett des künftigen Ministerpräsidenten Günther Beckstein könnte sich der neue Skandal allerdings als Hypothek erweisen. Denn für das Umwelt-Ressort gibt es auch andere Interessenten. Als Chef der Oberfranken-CSU wird Schnappauf wegen des komplizierten Regionalproporzes aber wohl auch künftig einen Spitzenposten bekleiden.

Ohnehin sahen weder das CSU-geführte Berliner Bundesverbraucherministerium noch Stoiber selbst Versäumnisse bei Schnappauf. Im Zuge der vergangenen Ekelfleisch-Skandale hatte sein Ministerium bereits an der Spitze personelle Verstärkung durch die Ministerialdirektorin Karolina Gernbauer bekommen. Mit einem 13-Punkte-Programm verschärfte der Freistaat den Kampf gegen Gammelfleisch. Sogar eine Spezialeinheit zur Aufdeckung von Betrug wurde gebildet.

«Der Fall zeigt, dass die Mechanismen gegen Handel mit Gammelfleisch funktionieren», sagte Staatssekretär Gert Lindemann der «Passauer Neuen Presse». Und Stoiber verwies darauf, dass man letztlich nicht alle kriminellen Fälle in der Fleischbranche werde unterbinden können.

Mit den Tricks und Machenschaften der Fleischbranche in Bayern beschäftigt sich seit Monaten ein Wildfleisch-Untersuchungsausschuss im Landtag. Grobe Versäumnisse der Politik oder gar «Spezl-Wirtschaft» mit den großen Fleischhändlern konnten in den rund 20 Sitzungen bislang nicht aufgedeckt werden. Der CSU-Ausschussvorsitzende Thomas Kreuzer sagte vor einigen Wochen, das Problem liege in krimineller Energie wie Urkundenfälschung und Umdeklarierungen, die mit normalen Veterinärkontrollen kaum aufzudecken seien.

Unterstützung im Kampf gegen die Fleisch-Mafia hatten sich Bayern und die Bundesregierung dabei aus Brüssel erhofft. Doch der Vorstoß Deutschlands bei der EU, minderwertiges Fleisch - sogenanntes K3-Material - künftig einzufärben, stieß in zahlreichen anderen EU-Ländern auf Widerstand.

Der Opposition im Münchner Landtag hält den Kampf der bayerischen Behörden gegen das Gammelfleisch dennoch für zu lasch. Keine der Betrügereien sei bislang durch Schnappaufs Kontrolleure aufgedeckt worden, kritisieren Grüne und SPD. Im jüngsten Fall war es ein aufmerksamer Lastwagenfahrer, der den entscheidenden Hinweis gab. Immer wieder habe man es zudem mit Wiederholungstätern zu tun. «Diese unglaubliche Dreistigkeit zeigt, wie gering die Täter das Risiko einschätzen, entdeckt zu werden», sagt der Grünen-Landtagsabgeordnete Adi Sprinkart.

Sorgen machen sich auch die bayerischen Metzger. Denn sie befürchten einen Vertrauensverlust der Verbraucher und damit Umsatzeinbußen. Der stellvertretende Geschäftsführer des Fleischerverbands Bayern, Rolf Anger, hat trotzdem Mitleid mit dem zuständigen Minister. «Dem armen Schnappauf wird sein ganzer Urlaub vermiest.» (dpa)
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