Lebensmittelkontrolleure haben im vergangenen Jahr wieder etliche Missstände in der Lebensmittelbranche festgestellt, wie das Bundesamt für
Verbraucherschutz und
Lebensmittelsicherheit (BVL) am Dienstag in Berlin mitteilte. Einige Beispiele:
Schlagsahne aus der Maschine
Eine Portion Sahne gehört für viele Menschen auf Kuchen und Eis, doch: Die Reinigung vieler Sahneaufschlagmaschinen in rund 1.800 Eisdielen, Bäckereien und anderen Gastronomiebetrieben sei bedenklich, sagte Michael Kühne von der Länderarbeitsgemeinschaft Verbraucherschutz (LAV).
In 41 Prozent der
Betriebe hätten bei den vorgenommenen Kontrollen die Mitarbeiter nach der Desinfektion der Geräte das Nachspülen mit heißem Trinkwasser vergessen. «Die Gefahr besteht, dass sich in der Maschine noch Reste von Desinfektionsmittel befinden, die beim nächsten
Betrieb in die Sahne übergehen können», so Kühne.
Pangasius-Filet
Ebenfalls mit Desinfektionsmitteln belastet: Pangasius-Filets. «Bei 8 von 80 Proben, also 10 Prozent, haben wir so hohe Werte gefunden, dass die Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher beeinträchtigt werden kann», sagte Georg Schreiber, Leiter der Abteilung Lebensmittelsicherheit im BVL. «Das ist eine Situation, die ist für uns nicht akzeptabel.» Die untersuchten Fische stammten aus vietnamesischer Aquakultur.
Bei der Verarbeitung zu Filets werden nicht nur desinfizierte Geräte, sondern auch mit Desinfektionsmittel versetztes Wasser genutzt. Der Fisch müsse eigentlich am Ende mit heißem Wasser nachgespült werden, um zu verhindern, dass Rückstände bleiben, betonte Schreiber. Er forderte Importeure auf, die Eigenkontrollen hochzufahren und nur noch sichere Lebensmittel auf den Markt zu bringen.
Desinfektionsmittel enthalten unter anderem Chlorat und Benzalkoniumchlorid (BAC). Chlorat hemmt die Aufnahme von Jod in die Schilddrüse. Dies kann laut
BVL besonders bei empfindlichen Personen mit Schilddrüsenfunktionsstörungen unerwünschte gesundheitliche Effekte verursachen. BAC kann zu Reizungen im Magen-Darm-Trakt führen.
Rohes Hackfleisch
Die Lebensmittel-Experten warnen außerdem vor rohem Hackfleisch: In rund 7 Prozent der untersuchten 420 Proben fanden sie E.-coli-Bakterien. Bei der letzten vergleichbaren Untersuchung 10 Jahre zuvor seien nur 0,8 Prozent der Proben positiv getestet worden.
Die
Keime können akute Darmentzündungen hervorrufen. «Kleinkinder, ältere und immungeschwächte Menschen sowie Schwangere sollten am besten ganz auf den Verzehr von rohem Hackfleisch verzichten», sagte Friedel Cramer, der Präsident des BVL.
Oregano
Nicht drin, was draufsteht - das ist den Angaben zufolge bei Oregano häufig der Fall. 2019 haben Kontrolleure 61 Proben Oregano untersucht. In 13 Prozent der Fälle fanden sie Reste von Olivenblättern. Insgesamt wurden in jedem fünften Gewürz pflanzliche Fremdbestandteile nachgewiesen, darunter auch Holzteile. Ein möglicher Grund für die Verfälschung seien gestiegene Großhandelspreise für Gewürze.
Um Oregano dennoch preiswert anbieten zu können, werde es mit Fremdbestandteilen gestreckt. «Tierische Fremdbestandteile wie Insektenteile waren in keiner Probe enthalten», hieß es vom BVL.