Der Umsatz ging im Vergleich zu 2008 auch wegen sinkender Einnahmen aus dem Export um 4,2 Prozent auf 149,8 Milliarden Euro zurück. Dies sei der bisher stärkste Umsatzverlust für die Branche, sagte der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE), Jürgen Abraham, am Mittwoch in Berlin anlässlich der 75. Grünen Woche.
In diesem Jahr rechnet der BVE mit einem nominalen Umsatzplus von einem Prozent. Voraussetzung sei eine Belebung auf den Auslandsmärkten. Laut einer Branchenumfrage erwarte die Mehrheit der Unternehmen stabile Umsätze, aber keine Verbesserung der «ohnehin schwachen Ertragslage», meinte Abraham. Dadurch werde weniger investiert und ein Abbau von Arbeitsplätzen sei nicht auszuschließen. Die Branche beschäftige rund 535.000 Menschen. Grund für den Umsatzrückgang 2009 seien zwölf Preissenkungsrunden des Handels. «Mengenmäßig blieben Produktion und Absatz von Lebensmitteln und Getränken konstant», berichtet der BVE-Vorsitzende.
«Die Preisschlacht um Lebensmittel in 2009 führte dazu, dass die Lebensmittel- und Getränkehersteller für ihre Produkte vier Prozent niedrigere
Erzeugerpreise erhielten als noch 2008.» Die Verbraucher seien auf Kosten der Industrie um mehr als sechs Milliarden Euro entlastet worden, rechnet Abraham vor. Die Erlöse im Exportgeschäft «gingen preisbedingt um 5,3 Prozent auf 39,2 Milliarden Euro zurück». 70 Prozent der Betriebe würden mit steigenden Rohstoff- und Energiekosten rechnen, aber nur 15 Prozent glauben laut BVE, dies an den Groß- und Einzelhandel weitergeben zu können. Abraham fordert wie Bauernpräsident Gerd
Sonnleitner Schluss mit der Verschleuderung von Lebensmitteln und des «ruinösen Preiswettbewerbs».
Sonnleitner meinte, die Leistungen der Bauern müssten entsprechend honoriert werden. Über die
Lebensmittelpreise funktioniere das ganz offensichtlich nicht. «Aber wer Lebensmittel nur über den Preis kauft, der untergräbt langfristige, ehrliche Qualitätsarbeit.» Er verwies darauf, dass Haushalte in Deutschland nur noch elf Prozent des Einkommens für Lebensmittel ausgeben. Zum Thema
Klimaschutz und Ernährung sagte Sonnleitner, er sei schon irritiert, dass Bundesagrarministerin Ilse
Aigner (CSU) kürzlich den Klimaschutz in Beziehung zum Fleischverzehr gesetzt habe. «Ich habe die Ministerin brieflich aufgefordert, ihre Aussagen klarzustellen.»
An der 75. Grünen Woche beteiligen sich nach Angaben der Messe Berlin rund 1.600 Aussteller aus 56 Ländern. Partnerland ist Ungarn. Zur weltgrößten Schau der Agrar- und Ernährungswirtschaft vom 15. bis 24. Januar werden mehr als 400.000 Besucher erwartet. Die politische Bedeutung der Messe zeige sich auch an dem angekündigten Besuch von mehr als 50 Agrarministern aus aller Welt. Zu keiner anderen Messe reisten so viele Minister an, sagte Messegeschäftsführer Christian Göke. (dpa)