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04.07.2015 | 18:07 | Gegen Lebensmittelverschwendung 

Essensretterbrunch in Berlin

Berlin - Brötchen und Gebäck stammen vom Vortag. Bei Tee und Kaffee naht das Mindesthaltbarkeitsdatum - oder es ist schon überschritten. Die Marmelade wurde aus Kirschen gekocht, die um ein Haar nie gepflückt worden wären.

Gegen Lebensmittelverschwendung
Auf den Tisch kommt, was normalerweise im Müll landen würde: Ein «Essensretterbrunch» soll in Berlin ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen. (c) proplanta
Aus diesen Zutaten gibt es an diesem Samstag am Berliner Hauptbahnhof einen «Essensretterbrunch».

Die Umweltorganisation WWF und die Welthungerhilfe tischen im Namen der Initiative «genießt uns» für bis zu 5.000 Menschen kostenlos Lebensmittel auf, die normalerweise in der Tonne landen würden. Das Ziel: ein Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung setzen.

«Jedes Jahr landen in Deutschland 18 Millionen Tonnen an Nahrung im Müll», sagt WWF-Sprecher Roland Gramling. Weltweit seien es jährlich 1,3 Milliarden Tonnen, ergänzt Simone Pott von der Deutschen Welthungerhilfe. «Gleichzeitig hungern 800 Millionen Menschen. Das ist ein Skandal», so die Sprecherin.

Der verschwendete riesige Essensberg befeuert laut WWF den Klimawandel. Denn Treibhausgasemissionen durch Düngung, Transport und Kühlung fielen für die weggeworfenen Lebensmittel vergeblich an.

Der WWF fordert eine nationale Strategie und einen Aktionsplan, um die Verschwendung um die Hälfte einzudämmen. Mit Blick auf die etwa 1,5 Tonnen Lebensmittel, die am Samstagvormittag verarbeitet und ab 11.30 Uhr gegessen werden sollten, sagt Gramling: «Wir gehen davon aus, dass niemand hungrig vom Platz gehen wird». Es gibt - wie beim Brunch üblich - auch Warmes. Unter anderem stand der niederländische Koch und Politaktivist Wam Kat am Herd. Er setzt sich schon seit Jahren gegen Lebensmittelverschwendung ein.

Die Kirschen für die Marmelade stammen von einem Bauern in Brandenburg, gepflückt von Berliner Schülern. Der Landwirt ernte seine 800 Kirschbäume nicht ab, sagt Gramling. Es handle sich um eine alte Sorte mit relativ kleinen Früchten. Der Bauer würde damit einen extrem niedrigen Preis erzielen. «Es wäre für ihn ein Verlustgeschäft», sagt der WWF-Sprecher. Er konzentriere sich daher auf seine Milchviehhaltung.

Der Schauspieler Andreas Hoppe («Tatort»-Kommissar Kopper) wollte die Tafel offiziell eröffnen. «Ich finde es absurd, dass eine zu krumme Gurke oder eine Möhre mit vielen Füßen unter Umständen einfach weggeworfen werden, weil sie nicht unseren optischen Erwartungen entsprechen», sagt Hoppe, der sich seit längerem für den Kauf regionaler Lebensmittel einsetzt.

Mit Couscous- und Reisgerichten wollen die Veranstalter auf ein weiteres Thema aufmerksam machen: «Lebensmittel wie diese, aber auch Zucker, Salz und Wasser brauchen kein Mindesthaltbarkeitsdatum», sagt Gramling. Bei richtiger Lagerung würden sie nicht verderben.

Aus der Politik habe es dazu jetzt immerhin einen Vorstoß gegeben. Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner hat vor wenigen Tagen gefordert, das Mindesthaltbarkeitsdatum bei haltbaren Lebensmitteln abzuschaffen, weil es die Verschwendung befördere. (dpa)
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