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07.05.2014 | 15:09 | Fakten gegen Vorurteile 

Europa-Atlas soll Vorurteilen begegnen

Berlin - Deutschland zahlt am meisten für die Europäische Union, in Schweden werden zahlreiche Aktiengesellschaften von Frauen geleitet und eine Mehrheit der Osteuropäer lebt in Großfamilien mit vielen Kindern. Wirklich?

Europa-Atlas
(c) proplanta
Politische Debatten in und über Europa sind häufig von festgefahrenen Bildern geprägt - und manchmal auch von Vorurteilen. Kurz vor der Europawahl am 25. Mai soll der «Europa-Atlas» mit einigen aufräumen.

Die Heinrich-Böll-Stiftung, die französische Monatszeitung «Le Monde diplomatique», die Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) und der European Council on Foreign Relations (ECFR) stellten das Heft am Dienstag in Berlin vor.

Wissen vermitteln und Zusammenhänge klar machen, ist das Ziel des 52 Seiten starken Heftes. Es beschäftigt sich in 20 Kapiteln zum Beispiel mit den demokratischen Defiziten der EU-Institutionen, mit der Chancengleichheit von Frauen auf dem Arbeitsmarkt oder mit Reichtum, Armut und der Euro-Krise.

«Das Projekt zielt nicht auf eine Gemeinde, die sich ohnehin von morgens bis abends mit Europa beschäftigt», stellt der Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung, Ralf Fücks, klar. Erreicht werden soll ein breites Publikum. Vorbild war der mittlerweile recht prominente «Fleisch-Atlas» - das Nachschlagewerk zu Fleischkonsum, das die Stiftung jährlich mit der Umweltschutzorganisation BUND und «Le Monde diplomatique» veröffentlicht.

Bei dem aktuellen Heft zu Europa ist die politische Handschrift der den Grünen nahestehenden Böll-Stiftung und der eher linksorientierten «Le Monde diplomatique» freilich klar erkennbar.

Finanziert wurde das rund 70.000 bis 80.000 Euro teure Projekt mit öffentlichen Mitteln aus der Stiftung. Dennoch bietet der «Europa-Atlas» einen interessanten Blick auf den alten Kontinent und liefert Informationen, die so nicht schon hundertmal aufgelegt wurden.

Drei Beispiele: Schweden, Dänemark und Luxemburg zahlten 2012 netto am meisten in den EU-Haushalt ein - zumindest wenn man die Kosten auf die Einwohner in den jeweiligen Ländern herunterbricht. Deutschland liegt dieser Rechnung zufolge nur auf Platz vier der Leistungsträger innerhalb der EU. Jeder Schwede zahlte demnach 203 Euro, jeder Deutsche nur 146 Euro.

Apropos Schweden: In dem Vorzeigeland arbeiten zwar gut drei Viertel der Frauen; in den Aktiengesellschaften ist der Anteil an weiblichen Aufsichtsrats- und Vorstandsvorsitzenden mit vier Prozent aber fast genauso niedrig wie in Deutschland (drei Prozent).

Überrascht dürften bei der Lektüre des Heftes auch all jene sein, die an das Stereotyp der osteuropäischen Mama mit fünf Kindern glauben. In manchen Ländern Osteuropas liegt die geschätzte Geburtenquote für 2014 sogar unter dem deutschen Schnitt. In Rumänien und Polen kommen demnach auf jede Frau durchschnittlich etwa 1,3 Kinder. In Deutschland liegt die Zahl immerhin bei gut 1,4.

Die Autoren des «Europa-Atlas» beziehen sich auf unterschiedliche Quellen, neben europäischen Institutionen etwa auf die Welthandelsorganisation WTO oder auf verschiedene Bundesministerien - aber auch auf Veröffentlichungen aus den eigenen Reihen.

«Es geht auch darum, zu motivieren, sich für dieses Jahrhundertprojekt der europäischen Einigung zu engagieren», erklärt Fücks. Ob das allein mit einem Informationsheft gelingt, bleibt fraglich. Zumindest bei der vergangenen Wahl 2009 lag die Wahlbeteiligung in Deutschland nur bei mageren 43,3 Prozent. (dpa)
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