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21.01.2010 | 01:25 | Feinstaubbelastung 

Feinstaub-Problemzone bleibt Großraum Stuttgart

Dessau/Stuttgart/Hamburg - Deutschlands Problemzone beim Feinstaub bleibt der Großraum Stuttgart.

Emissionen
(c) proplanta
Im vergangenen Jahr lagen die Messwerte nirgendwo in Deutschland so oft über dem Grenzwert wie in Stuttgart, Ludwigsburg und Reutlingen. Das geht aus bundesweiten Luftgütedaten hervor, die das Umweltbundesamt (UBA) am Mittwoch in Dessau veröffentlicht hat. Am staubigsten war die Luft 2009 demnach in der Stuttgarter Innenstadt, in einer Straßenschlucht am Neckartor. Die dortige Messstation ist bei Luftexperten mittlerweile berüchtigt. Denn im bundesweiten Vergleich der Grenzwertüberschreitungen landet sie schon seit Jahren immer wieder auf dem traurigen Spitzenplatz.

Feinstaub ist für die Gesundheit deshalb gefährlich, weil die winzigen Partikel nicht in Nase und Rachen hängen bleiben, sondern ungehindert in die Lunge gelangen. Dort können sie Entzündungen, Asthma und sogar Krebs auslösen. Die 425 UBA-Messstationen messen die Konzentration des sogenannten PM-10-Feinstaubs mit Teilchen von weniger als 10 Mikrometern (0,01 Millimetern) Durchmesser. Im vergangenen Jahr lag die Feinstaub-Konzentration am Stuttgarter Neckartor demnach an 111 Tagen über dem Grenzwert von 50 Mikrogramm (50 Millionstel Gramm) in jedem Kubikmeter Luft. Per Gesetz erlaubt sind 35 Tage im Jahr.

Wie eine Auswertung von Daten des Umweltbundesamts und der Länder durch dpa-RegioData zeigt, wurde der Grenzwert 2009 an insgesamt 23 Stationen zu oft verfehlt. Fast jede zweite von ihnen steht im Großraum Stuttgart. «Der Luftaustausch ist dort wegen der Kessellage relativ gering, so dass auch mittelgroße Städte und Kleinstädte im Ballungsraum Stuttgart deutliche Grenzwertüberschreitungen haben», sagte Werner Reh, Verkehrsexperte beim Bund für Umwelt und Naturschutz BUND.

An den Messstellen in Stuttgart entsteht der Feinstaub vor allem durch den Autoverkehr. Um die Belastung zu senken, wird die Fahrbahn am Neckartor jetzt versuchsweise mit einer Lösung aus Kalzium- und Magnesiumacetat (CMA) besprüht. Diese Lösung hält den Asphalt feucht und sorgt dafür, dass Feinstaubpartikel am Boden gebunden werden. Damit gelangen weniger der gesundheitsschädlichen Teilchen in die Atemluft. Der Feinstaub-Kleber CMA wurde bereits in anderen Städten erfolgreich getestet, etwa in Halle an der Saale. Dennoch ist der Stuttgarter Versuch umstritten. Denn das Bindemittel ist teuer und wird erst wirksam, wenn der Feinstaub schon in der Umwelt ist.

«Besser sollte man direkt an der Quelle dafür sorgen, dass weniger Feinstaub entsteht», meint Reh. «Berlin ist mit seiner Strategie gegen Feinstaub der Vorreiter in Deutschland. Dort besteht schon lange eine große, scharf gestellte Umweltzone, die sich auf das gesamte Stadtgebiet auswirkt.» Dadurch konnte die Feinstaubbelastung insgesamt um 3 Prozent gesenkt werden, die Dieselrußemissionen sogar um 24 Prozent. Allerdings reichten Umweltzonen allein nicht aus.

«Es sollte auch insgesamt weniger mit dem Auto gefahren werden, da auch durch Reifen- , Brems- und Kupplungsabrieb Feinstaub entsteht», betonte Reh. Ein wichtiger Ansatzpunkt sei außerdem die Industrie. Vor allem in der Bauwirtschaft entstehen viele der feinen Staubteilchen. Hinzu kommen Kleinfeuerungsanlagen in privaten Haushalten, wo insbesondere alte Holz- oder Kohleöfen für staubige Luft sorgen. Nach Angaben des Umweltbundesamts verursachte die Industrie im Jahr 2007 mit 38 Prozent den größten Anteil am Feinstaub, gefolgt von den privaten Haushalten mit 25 Prozent und dem Verkehr mit 20 Prozent. (dpa)
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