Wie die stellvertretende Referatsleiterin für geografische Angaben in der Generaldirektion Landwirtschaft (DG AGRI) in der
EU-Kommission, Branka Tome, am Dienstag (29.11.) bei der Diskussionsveranstaltung zur „Verpflichtenden
Herkunftskennzeichnung von Zutaten“ in der bayerischen Landesvertretung in Brüssel betonte, würde dies dem Schutz des EU-Binnenmarktes widersprechen.
Ein Rohprodukt wie beispielsweise Mehl dürfe nicht nur allein aufgrund seiner geografischen Herkunft bevorzugt werden. Ansonsten bestehe die Gefahr von „Lebensmittelnationalismus“. Auch der Vorsitzende des Bundesverbandes der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI), Bastian Fassin, kritisierte die Pläne des Europaparlaments für eine verpflichtende Herkunftsangabe „für alle
Lebensmittel und Zutaten“.
Solche Forderungen, wie sie gerade im Rahmen der Revision des EU-Lebensmittelinformations-Verordnung (LMIV) diskutiert würden, seien weder wirtschaftlich noch ökologisch sinnvoll. Die Pflicht zur Angabe der Herkunft würde laut Fassin die Unternehmen vor unlösbare logistische Herausforderungen stellen und zu unnötigem Verpackungsmüll führen.
Für die Süßwarenindustrie würde eine solche Pflicht bedeuten, dass alle
Rohstoffe je nach Herkunft separat gelagert und verarbeitet werden müssten. Darüber hinaus wären für jedes Produkt unterschiedliche
Verpackungen nötig, auf denen lediglich die Herkunft der Zutaten variierten. Dieser Darstellung widersprach allerdings der Berichterstatter des Europaparlaments, Prof. Paolo De Castro, in Teilen.
Lokale Produzenten besser unterstützenDem ehemaligen italienischen
Landwirtschaftsminister zufolge sollen zunächst einmal nicht alle Zutaten gekennzeichnet werden, sondern nur die für eine geografische Angabe am meisten charakteristische Zutat. Er begründete diese Forderung damit, dass das auch dabei helfen könne, die lokalen Produzenten für die Rohstoffe geografischer Angaben - also in der Regel die Landwirte - besser zu entlohnen.
Im besonderen Blick dürfte der Europaabgeordnete dabei sein Heimatland haben, denn Italien weist mit Abstand die meisten geschützten Produkte auf. Der Referatsleiter Markt und Qualitätspolitik vom bayerischen
Landwirtschaftsministerium, Prof. Richard Balling, gab zu bedenken, dass Produkte wie der „Nürnberger Lebkuchen“ durchaus mehrere sehr charakteristische Zutaten aufwiesen.
Bei der jeweiligen Angabe der Herkunft liefe man deshalb schnell Gefahr, dass die Zutatenliste unübersichtlich werde. Die CSU-Agrarpolitikerin
Marlene Mortler mahnte eine für alle Seiten akzeptable Lösung an. Zum Vorschlag aus dem Publikum nach einer digitalen Kennzeichnung mittels QR-Code erklärte die Europaabgeordnete, dass dies dann auch für Kleinerzeuger möglich sein müsse.