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28.09.2013 | 15:11 | Umweltbildung 

Grünes Klassenzimmer: Schulgärten werden selten

Halle - Sie säen, jäten und ernten. Im Schulgarten lernen die Kleinen mit Harke und Spaten im Gepäck die Natur kennen. Doch das Fach taucht auf immer weniger Stundenplänen auf.

Schulgarten
(c) proplanta
Kleine Hände buddeln in brauner Erde. Endlich ist das Objekt der Begierde zu sehen. «Aus der Möhre macht meine Mama eine Suppe», sagt Mai stolz. Die Achtjährige holt gemeinsam mit ihren 19 Mitschülern im Pflanzgarten der Franckeschen Stiftungen in Halle ihre eigene Ernte ein.

Jede Woche graben, säen und naschen die Drittklässler der Grundschule «August Hermann Francke» eine Unterrichtsstunde lang in den Beeten und Plantagen. Üblich sei das aber kaum noch, sagt die Leiterin des Projekts «Umweltbildung im Lehrgarten der Franckeschen Stiftungen zu Halle (Saale)», Cornelia Jäger. Denn das Fach Schulgarten, das zu DDR-Zeiten Standard war, sei so gut wie ausgestorben.

Als letzter «Überlebender» zeigt sich Thüringen. Der Unterricht im «grünen Klassenzimmer» tauche hier wie selbstverständlich in den Lehrplänen von Grundschule bis Oberstufe auf, sagt Jäger. In anderen Ländern hingegen werde Schulgartenunterricht nur noch in bestimmten Klassenstufen gelehrt - oder Arbeitsgemeinschaften.

Seit einigen Jahren führt die Diplombiologin Schulklassen im Rahmen des Umweltprojekts des Landes Sachsen-Anhalt auf dem Gelände der im 17. Jahrhundert gegründeten Stiftungen an das Thema Natur heran. Die Kinder ernten nicht nur ihre eigenen Möhren und Kartoffeln, sondern braten im gut eingerichteten Gewächshaus nebenan auch Kartoffelchips, mahlen Getreide oder backen Brot.

In Sachsen-Anhalt gebe es nur rund 100 Schulgärten, berichtet Jäger. In Berlin seien es etwa 300, sagt die stellvertretende Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft Schulgarten, Auguste Kuschnerow. Früher seien es weitaus mehr gewesen. Der Negativtrend spiegle sich bundesweit wider. Genaue Zahlen gebe es jedoch nicht.

Doch die Arbeit im Freien ist für die Kleinen wichtig. «Die Kinder lernen hier, dass Erdbeeren nicht im Winter und Brote nicht auf den Bäumen wachsen», sagt Grundschullehrerin Kerstin Lidtke. Zudem baue die Bewegung an der frischen Luft Stress ab, betont Kuschnerow. Vor allem Stadtkindern tue dies gut.

Bei einer bundesweiten Tagung vom 26. bis 28. September in den Franckeschen Stiftungen werde über die Zukunft der Schulgärten diskutiert, sagt Jäger, die die Konferenz organisiert. Bis zu 90 Lehrer, Gartenexperten und Interessierte wollen in Vorträgen und Workshops praktische Ideen für die Arbeit mit den Kindern vermitteln und über die Perspektiven der Gärten sprechen.

Ziel sei es dabei nicht, das Fach Schulgarten wieder einzuführen, sondern jeder Bildungseinrichtung einen Garten zu ermöglichen und die Arbeit im Freien wie selbstverständlich in die unterschiedlichen Fächer zu integrieren. «Der Schulgarten muss wieder als Lernort verstanden werden», betont Kuschnerow. So könnten etwa in Deutsch Naturtagebücher geführt, in Mathe Saatmengen berechnet und in Kunst Blumen gezeichnet werden.

Bereits vor rund 300 Jahren legte der Theologe und Gründer der Stiftungen, August Hermann Francke, auf dem Gelände in Halle die ersten Schulgärten an. Damals sei der Unterricht vor allem Medizinstudenten vorbehalten gewesen, erklärt Jäger. Heute jäten und graben Kinder aller Klassenstufen aus der Umgebung in den Beeten.
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