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26.02.2013 | 19:18 | Lebensmittelkontrollen 

Händler erweiten Kontrollen nach Pferdefleischfunden

Düsseldorf - Mit strengeren Kontrollen und Vorgaben an die Lieferanten wollen große Lebensmittelhändler nach Pferdefleischfunden in Fertiggerichten verunsicherte Verbraucher zurückgewinnen. Das ergab eine Unternehmensumfrage der Nachrichtenagentur dpa am Montag.

Pferdefleisch Gulasch
(c) proplanta
Der Skandal um nicht deklariertes Pferdefleisch scheint manchem Kunden derzeit auf den Magen zu schlagen. Die Rewe - der zweitgrößte Lebensmittelhändler in Deutschland - bestätigt, dass bei den in der Diskussion stehenden Produktgruppen eine Kaufzurückhaltung erkennbar sei.

Einem Medienbericht zufolge muss der Handel sogar mit massiven Umsatzeinbußen in den betroffenen Warengruppen kämpfen. Verdächtige Produkte seien zwar aus den Regalen geräumt worden, doch reguläre Waren in den betroffenen Sortimenten seien fast unverkäuflich, hatte zuvor die «Lebensmittel Zeitung» bereits am Freitag berichtet.

«Wir werden unsere Kontrollen ausweiten», sagte ein Sprecher der Rewe am Montag. Weil aber Kontrollen allein das Problem nicht lösen würden, gehe die Genossenschaftsgruppe einen Schritt weiter und verschärfe die Vorgaben an Lieferanten. Für Produkte der Eigenmarken «Rewe», «Ja» und «Penny», die Rindfleisch enthalten, solle künftig nur noch deutsches Rindfleisch verwendet werden.

Bisher machten der Supermarktriese Rewe und seine Discounttochter Penny keine Vorgaben zur Herkunft des Rindfleisches in Fertiggerichten der Eigenmarken. Mit der Umstellung auf deutsches Rindfleisch werde bei denjenigen Produkten begonnen, die vor kurzem aus den Regalen genommen wurden. Bisher hat Rewe sechs Artikel nach Pferdefleisch-Verdacht gestoppt.

Der größte Lebensmittelhändler in Deutschland, der Edeka-Verbund verschärft ebenfalls wie angekündigt die Kontrollen. «Wir haben unsere DNA-Tests bereits erweitert und testen unter anderem auch gezielt auf die Tierart "Pferd"», erklärte ein Sprecher der Edeka am Montag. Edeka nahm bislang zwei Artikel aus den Regalen. Ob der Absatz von Fertiggerichten der selbstständigen Edeka-Händler unter der Pferdefleisch-Debatte und dem Verkaufsstopp für zwei Artikel gelitten hat, war zunächst nicht zu erfahren. An den Frischetheken der Edeka sei die Nachfrage der Verbraucher nach wie vor sehr hoch.

Lidl hat hierzulande im Rahmen von Eigenuntersuchungen Anteile von Pferdefleisch in fünf Artikeln festgestellt und die betreffenden Produkte aus dem Verkauf genommen. «Zukünftig wird Lidl Deutschland die Hersteller auffordern, ihre Produkte systematisch auf Pferde-DNA zu prüfen, und auch Lidl Deutschland wird seine Routineuntersuchungen um Prüfungen auf Pferde-DNA ergänzen», erklärte eine Lidl-Sprecherin.

Die Supermarktkette Real sieht sich als Opfer einer vorsätzlichen Täuschung, die das Unternehmen in keinster Weise akzeptiere. Bei Real würden alle Lieferanten von Eigenmarken-Artikeln künftig noch strenger und engmaschiger kontrolliert, so dass eine Wiederholung möglichst ausgeschlossen werde, erklärte ein Sprecher. Durch gezielte Projekte werde zudem die Rückverfolgbarkeit verbessert. Real hatte zwei Artikel aus dem Verkauf genommen. «Wir stellen derzeit keine Veränderungen im Verbraucherverhalten fest», ergänzte der Sprecher.

Der Geschäftsführer der Supermarktkette Kaiser's Tengelmann, Raimund Luig, erwartet keine dramatischen Umsatzrückgänge infolge des Pferdefleisch-Skandals. «Sicher wird es Umsatzeinbußen geben», sagte er der «Lebensmittel Zeitung». Aber die betroffenen Produkte zählten nicht zu den umsatzträchtigsten. Es gebe nach wie vor ein ausgeprägtes Grundvertrauen der Kunden. Die Betroffenheit rühre daher, dass sich die Verbraucher getäuscht fühlten. «Bei ihnen sind Unsicherheit und Irritation groß.» Zumal die gesamte Kette vom Tier über Schlachtung und Verarbeitung bis hin zum Handel betroffen sei.

Dass Verbraucher verunsichert sind, spürt auch durch Anfragen die Verbraucherzentrale Hamburg, wie ihr Handelsexperte Armin Valet sagte. «Der Handel muss seine Eigenkontrollen verstärken, er kann nicht nur in den Lieferverträgen Vorgaben machen», betont Valet. Der Handel habe eine große Sorgfaltspflicht, gerade bei den Eigenmarken. (dpa)
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