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08.06.2022 | 16:27 | Explodierende Lebensmittelpreise 

Hamburger Tafel in Not: Aufnahmestopp bei Ausgabestellen

Hamburg - Die Lage bei der Hamburger Tafel wird zunehmend dramatischer: Weil der Andrang so groß ist, haben 22 der insgesamt 29 Ausgabestellen einen Aufnahmestopp verhängt.

Lebensmitteleinkauf
Viele Menschen können sich die gestiegenen Lebensmittelpreise nicht mehr leisten und gehen zur Hamburger Tafel. Aber auch dort stoßen die Mitarbeiter an Grenzen. Es fehlt an Spenden - Promis wollen helfen. (c) proplanta
Lebensmittel können dort nur noch an diejenigen ausgegeben werden, die bereits bei der Tafel registriert sind. «Seit mehreren Wochen gibt es einen immer stärker werdenden Zulauf an Bedürftigen», sagte Julia Bauer, Sprecherin der Hamburger Tafel, der Deutschen Presse-Agentur. Zum einen müssten viele Geflüchtete aus der Ukraine versorgt werden. Aber auch viele Menschen, die im Niedriglohn-Segment arbeiteten, wüssten nicht mehr, wie sie die immer teurer werdenden Lebensmittel bezahlen sollten.

«Das sind ganz normale Menschen, die schon immer strampeln mussten, um den Monat rumzukriegen und um auch am letzten Tag des Monats noch was im Kühlschrank zu haben», sagte Bauer. Diese Menschen seien von den extrem gestiegenen Lebensmittelpreisen besonders betroffen.

«Außerdem haben die Menschen Angst vor den Nachzahlungen, die durch die gestiegenen Energiepreise drohen», sagte die Sprecherin. Mit dem Besuch der Tafel, wo man sich ein Mal die Woche zwei, drei Taschen Lebensmittel abholen kann, könnten die Menschen Geld sparen. Damit könnten sie sich dann etwas kaufen, das sie sich sonst nicht leisten könnten oder Geld für die Stromrechnung zurücklegen.

Hinzu kämen weniger Spenden von Großunternehmen. «Zu Beginn des Krieges gingen viele Lieferungen nach Ungarn, Polen oder direkt in die Ukraine. Was auch völlig in Ordnung ist», sagte Bauer. Viele Unternehmen hätten auch selbst Versorgungsengpässe, zum Beispiel gebe es Probleme mit der Lieferung von Rohstoffen für die Herstellung von Konserven.

«Wir brauchen dringend mehr Lebensmittelspenden», sagte Bauer. Dann könnten auch neue Ausgabestellen eingerichtet werden. Vor allem im Hamburger Osten, in Stadtteilen wie Jenfeld, Tonndorf und Rahlstedt, sei der Bedarf an Ausgabestellen besonders hoch.

Um der Hamburger Tafel ein wenig zu helfen, startete am Mittwoch in der Europa-Passage ein Charity-Event. Bis zum Samstag kochen dort jeweils zwischen 12.00 und 15.00 Uhr Prominente ihre Lieblingsgerichte für die Besucherinnen und Besucher des Einkaufszentrums am Jungfernstieg. Die Speisen werden zugunsten der Hamburger Tafel verkauft.

In einer Show-Küche im Erdgeschoss machten am Mittwoch Model Linda Nobat und Sänger Prince Damien den Anfang. Vor den Augen der Besucher der Europa-Passage kochten die beiden ihre Lieblingsessen: Linda Nobat servierte einen Kaiserschmarrn, Prince Damien eine Lachsrolle. Ziel der Promi-Koch-Aktion ist es, einen möglichst hohen Spenden-Betrag für die Hamburger Tafel zu erkochen. Daher kämpfen die prominenten Köchinnen und Köche um den Verkauf der meisten Portionen.

Per Ball-Voting können die Besucher das leckerste Promi-Gericht zum Gewinner des Wettbewerbs küren. Wer am Ende die meisten Bälle gesammelt hat, hat gewonnen. Am Donnerstag kochen die Schauspielerinnen Katharina Wackernagel und Ina Paule Klink zusammen, am Freitag die Stars aus der ZDF-Serie «Notruf Hafenkante», Fabian Harloff und Harald Maack, und am Samstag die Serien-Stars Gerit Kling und Laura Osswald.

Die Hamburger Tafel wurde 1994 von Annemarie Dose gegründet. Sie unterstützt bedürftige Menschen, in dem sie sie mit gespendeten Lebensmitteln versorgt. Die Tafel gibt dieses Essen nicht selbst an bedürftige Menschen aus, sondern übernimmt den administrativen und logistischen Ablauf: Über das Sammeln von Lebensmittelspenden, deren Lagerung und schließlich die Verteilung an die sozialen Einrichtungen. Dafür sind derzeit rund 120 Mitarbeiter im Einsatz, die meisten davon sind Ehrenamtliche, wenige sind fest angestellt.

Für die Hamburger Tafel gilt jeder als bedürftig, der sein Geld hauptsächlich dafür ausgibt, dass er davon leben kann, so dass wenig bis gar kein Geld übrig ist, um mal etwas außer der Reihe zu unternehmen. Um das Angebot nutzen zu können, ist ein Nachweis gegenüber den jeweiligen Ausgabestellen nötig.
dpa/lno
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