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25.03.2020 | 01:27 | Wieder Nudeln im Regal 

Hamsterkäufe lassen endlich nach

Berlin / Köln - Toilettenpapier und Desinfektionsmittel sind noch immer Mangelware in vielen Supermärkten - doch bei vielen anderen Produkten werden die Lücken in den Regalen inzwischen wieder kleiner.

Hamsterkäufe
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Toilettenpapier ist immer noch schwer aufzutreiben, bei vielen anderen Produkten normalisiert sich aber allmählich die Situation. Für die viele Arbeit, die das erst ermöglicht, können die Beschäftigten im Lebensmittelhandel jetzt auf einen Bonus hoffen. (c) proplanta
 «Wir stellen fest, dass sich die Regale wieder mehr und mehr füllen», sagte der Sprecher des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH), Christian Böttcher, am Dienstag. Das gelte auch bei in den vergangenen Wochen stark nachgefragten Produkten wie Nudeln oder Reis. Große Einzelhandelsketten bestätigten bei einer Umfrage der Deutschen Presse-Agentur den Trend.

«Die Verbraucher gewöhnen sich allmählich an die aktuelle Situation», erklärte Böttcher die Entwicklung. Das zeige sich auch in einer gewissen Normalisierung des Einkaufsverhaltens. Selbst bei dem geradezu zum Symbol der Hamsterkäufe gewordenen Toilettenpapier hofft der Branchenkenner schon bald auf Besserung. «Wir gehen davon aus, dass in Kürze auch der Sättigungsgrad der deutschen Haushalte bei Toilettenpapier erreicht sein sollte», sagte er.

In den vergangenen Wochen hatte die Coronavirus-Krise zeitweise zu massiven Hamsterkäufen geführt. An einzelnen Tagen verkauften die Händler doppelt so viel Ware wie normal. Doch im Laufe der vergangenen Woche sei der Kundenansturm allmählich abgeflaut, ist in der Branche zu hören.

«Die Lage entspannt sich deutlich», hieß es bei Rewe. Viele Verbraucher hätten ihre Vorräte offenbar mittlerweile aufgefüllt. Auch der Großflächen-Discounter Kaufland berichtete: «Die Kundenfrequenz in unseren Filialen hat sich aktuell normalisiert.» Aldi berichtete zumindest von einer leichten Entspannung der Lage.

Jetzt wollen erste deutsche Lebensmittelhändler das große Engagement ihrer Mitarbeiter während des Kundenansturms mit Sonderprämien belohnen. Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe wird dafür über 20 Millionen Euro in die Hand nehmen, wie ein Unternehmenssprecher ankündigte. Das Geld soll an die Beschäftigten bei Rewe, aber auch bei der konzerneigenen Discounttochter Penny gehen.

«Das sind schnelle und unbürokratische erste Sofortmaßnahmen, um unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine klare Botschaft zu geben: Wir sagen nicht nur Danke für ihren unermüdlichen Einsatz in dieser schwierigen Ausnahmesituation, sondern wir honorieren ihr Engagement zugleich in finanziell spürbarer Weise», betonte er.

Rewe dürfte kein Einzelfall bleiben. Der Präsident des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Josef Sanktjohanser, kündigte in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Namen der Branche an: «Wir möchten das außerordentliche Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf freiwilliger Basis honorieren, zum Beispiel durch krisenbedingte Sonderzahlungen zusätzlich zu Löhnen und Gehältern.»

Doch könnten solche Sonderzahlungen dazu führen, dass die Steuerlast der Beschäftigten sehr stark wachse. Sanktjohanser drängte deshalb die Kanzlerin, «sich für eine Steuerbefreiung von Sonderzahlungen einzusetzen». Auf diese Weise könnten die Sonderprämien ungeschmälert bei den Mitarbeitern ankommen, die in der Krise den Laden am Laufen hielten.

Rewe etwa will die Bonuszahlung als Guthaben auf die Mitarbeiterkarten buchen. Das habe den Vorteil, dass der Betrag den Beschäftigten praktisch als Netto-Zahlung zugutekomme, hieß es.

Bei der Politik stieß der Vorstoß des HDE-Präsidenten auf offene Ohren. Finanzminister Olaf Scholz (SPD) sagte bei «Bild live», sein Ministerium prüfe, ob die Boni bis zu einer gewissen Höhe steuerfrei gestellt werden könnten. Das könne in einem bestimmten Rahmen voraussichtlich schnell und unbürokratisch über die Finanzämter funktionieren.

In vollem Gange sind auch die Bemühungen der Einzelhandelsketten, die Mitarbeiter angesichts des Kundenkontakts besser vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus zu schützen. Dazu diene etwa die Installation von Plexiglaswänden an den Kassen, um den Mitarbeitern einen besseren Schutz vor Tröpfcheninfektionen zu bieten, aber auch der Einsatz von Sicherheitspersonal, um die Zahl der Kunden im Laden zu begrenzen, sagte BVLH-Sprecher Böttcher. An vielen Stellen müsse aber auch noch improvisiert werden, etwa wenn an den Bedientheken mit Flatterband auf den nötigen Abstand hingewiesen werde.

Ein Rewe-Sprecher appellierte an die Kunden, ihren Teil dazu beizutragen, die Gesundheit der Handelsmitarbeiter zu schützen. «Es liegt auch an den Kunden, sich respektvoll und besonnen zu verhalten und die Mindestabstände gegenüber den Mitarbeitern einzuhalten.»
dpa
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