Foodwatch kritisierte, die Branche vermarkte überzuckerte
Lebensmittel aggressiv an Kinder. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (
CDU) müsse sich für Werbebeschränkungen einsetzen, so dass nur noch ausgewogene Produkte gezielt an Kinder vermarktet werden.
Basis der Berechnung sind Empfehlungen der
Weltgesundheitsorganisation (
WHO) und von Fachorganisationen wie der Deutschen Gesellschaft für
Ernährung (DGE). Demnach sollten höchstens zehn Prozent der täglichen Energiezufuhr durch freie Zucker aufgenommen werden - laut einer Studie waren es bei 3- bis 18-Jährigen nach jüngsten Daten von 2016 aber 16,3 Prozent, wie
Foodwatch erläuterte.
Auf Grundlage dieses höheren Mittelwerts ergebe sich, dass Kinder und Jugendliche rechnerisch schon am 224. statt am 365. Tag ihr empfohlenes «Zuckerlimit» für ein ganzes Jahr erreichen - also am 12. August. Bei Männern wäre es demnach am 20. September, bei Frauen am 8. Oktober.
Freie Zucker umfassen Zuckerarten, die Hersteller oder Verbraucher
Lebensmitteln zusetzen, sowie den natürlich in Honig, Sirupen, Fruchtsaftkonzentraten und Fruchtsäften vorkommenden Zucker, heißt es in einem Fachpapier. DGE, Deutsche Adipositas Gesellschaft und Deutsche
Diabetes Gesellschaft erläutern darin, eine hohe und häufige Zuckerzufuhr stehe in Zusammenhang mit
Übergewicht und erhöhten Risiken etwa für Diabetes, Herz- und Gefäßerkrankungen sowie Karies.
Laut der «Donald»-Studie (Dortmund Nutritional and Anthropometric Longitudinally Designed) zum Ernährungsverhalten sei die Zufuhr freier Zucker bei 3- bis 18-Jährigen zurückgegangen, heißt es in dem Papier der drei Gesellschaften. Sie liege aber weiter deutlich über zehn Prozent. Auf diese Studie stützt sich auch Foodwatch.
Foodwatch-Experte Oliver Huizinga kritisierte, die allermeisten Produkte, die etwa mit Comics und Spielzeugbeigaben gezielt an Kinder vermarktet würden, seien «maßlos überzuckert». Der Ansatz von Ministerin Klöckner, die
Lebensmittelindustrie freiwillig zu einer Zuckerreduktion zu bewegen, sei völlig unzureichend.
Im Kampf gegen Übergewicht nicht nur bei Kindern hatte das Kabinett eine Strategie verabschiedet, die dafür umstrittene Vereinbarungen mit den Herstellern vorsieht. Damit sollen viele Fertigprodukte bis 2025 allmählich neue Rezepturen bekommen. Laut ersten Zusagen sollen zum Beispiel Kinder-Joghurts mit mindestens zehn Prozent weniger Zucker auskommen. Klöckner will zudem den Zusatz von Zucker und Süßungsmitteln in Baby- und Kleinkindertees verbieten.