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22.09.2008 | 06:29 | Milchskandal 

Hongkonger Behörde findet Melamin-Spuren in Nestlé-Milch

Peking/Berlin - Der Milch-Skandal in China hat jetzt auch den weltgrößten Nahrungsmittelkonzern Nestlé erfasst.

Frischmilch
(c) proplanta
 In einem Nestlé-Produkt wurden nach Angaben der Regierung in Hongkong geringe Spuren der giftigen Chemikalie Melamin entdeckt. Das Schweizer Unternehmen bestätigte das Ergebnis. Allerdings handele es sich bei der getesteten «Dairy Farm Pure Milk» um ein für die Gastronomie bestimmtes Produkt, das nicht von Kleinkindern getrunken werden sollte, sagte ein Konzernsprecher am Sonntag in Genf.

Ein Sprecher des Zentrums für Nahrungsmittelsicherheit in Hongkong erklärte, der Anteil des Giftes in der in China hergestellten «Dairy Farm Pure Milk» von Nestlé sei so niedrig, dass ein einjähriges Kind mit einem Gewicht von 7,5 Kilogramm drei Packungen oder 3,38 Liter pro Tag trinken müsste, um eine gefährliche Dosis zu erreichen. Der normale Konsum sei ungefährlich. Trotzdem sei es nicht ratsam, kleine Kinder mit dem Milchprodukt zu füttern. Der Handel sei von dem Testergebnis unterrichtet und gebeten worden, das Produkt in Hongkong vom Markt zu nehmen.

Der Konzernsprecher betonte, dass das Produkt «Neslac Gold 1+», über dessen angebliche Verseuchung Hongkonger Medien berichtet hatten, von den Behörden als unbedenklich eingestuft worden sei. Darin sei kein Melamin festgestellt worden. Der Sprecher verwies darauf, dass es in Hongkong keine Grenzwerte für die giftige Chemikalie gebe. «Spuren davon findet man aber praktisch immer, wenn auch in so geringen Mengen, dass sie nicht schädlich sind.»

Durch verunreinigte Milch verschiedener Hersteller waren in China 6.200 Kinder an Nierensteinen erkrankt. Vier Säuglinge starben. Präsident Hu Jintao war mit den regionalen Behörden am Wochenende scharf ins Gericht gegangen und hatte ihnen Versagen vorgeworfen. «Einige Funktionäre haben die öffentliche Meinung ignoriert und sich blind gestellt gegenüber der Not der Menschen und sogar gegenüber den wichtigen Belangen, die das Leben der Volksmassen betreffen», zitierte die Zeitung «China Daily» den Präsidenten. «Die aktuellen Unglücke haben uns eine schmerzhafte Lektion erteilt», sagte Hu bei einem Treffen der Parteispitze.

Ausgelöst worden war der Skandal durch Berichte über den Hersteller Sanlu, der Trockenpulver mit Melamin vermischt hatte, um einen höheren Eiweißgehalt der minderwertigen Milch vorzutäuschen.

Die giftige Chemikalie wird in der Industrie als Bindemittel verwendet. Dann wurde auch in Frischmilch der großen Erzeuger Yili, Mengniu und Bright Dairy Melamin gefunden. Die Regierung entzog den drei Unternehmen das Qualitätssiegel «erstklassige Marke».

Darüber hinaus verlangte die chinesische Regierung eine Überprüfung der gesamten Molkerei-Industrie. Lokale Behörden seien aufgefordert, grundlegende Änderungen im Milchmarkt und bei Molkereiprodukten herbeizuführen, heißt es in einem Papier, das der Staatsrat nach der Krisensitzung am Freitag veröffentlichte. Zugleich soll sichergestellt werden, dass die Bevölkerung mit ausreichend heimischen Produkten versorgt wird, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag.

Der Staatsrat versprach, die für den Lebensmittel-Skandal verantwortlichen Hersteller, Kontrollbehörden und Funktionäre zu bestrafen. Das größte Augenmerk sei jedoch auf die Rettung erkrankter Kinder gerichtet. Die Kontrolluntersuchungen in ländlichen Gegenden sollen ausgeweitet werden. Krankenhäuser seien angewiesen, kostenlose Checks und Behandlungen anzubieten.

Der stellvertretende Premierminister Li Keqiang besuchte am Samstag ein Hospital in der nördlichen Provinz Hebei, in dem betroffene Babys behandelt werden. Li habe auch mit Milchbauern und Angestellten eines Supermarktes gesprochen, berichtete Xinhua. Nach Angaben der staatlichen Medien hat ein Regierungsressort allein mehr als 100.000 Beschwerden über verunreinigte Milchprodukte bekommen.

Die philippinische Regierung wies am Samstag die Behörden an, die Einfuhr von verdächtigen Milchlieferungen aus China zu stoppen. In Europa ist nach Angaben der französischen EU-Ratspräsidentschaft noch keine verunreinigte chinesische Milch entdeckt worden. China habe keine von der EU anerkannten Prüfverfahren für Rückstände und exportiere deshalb keine Milchprodukte in die EU, erklärte das deutsche Verbraucherschutzministerium. Nach dem Willen von Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) sollen die Bundesländer aber ihre Kontrollen verstärken, um möglichen illegalen Importen auf die Spur zu kommen. (dpa)
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