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20.11.2019 | 03:51 | Antibiotika-Einsatz 

Info-Kampagne senkt Antibiotikaverbrauch

München - Der Einsatz von Antibiotika kann mit Hilfe von Informationskampagnen gesenkt werden - zu diesem Schluss kommen die Initiatoren eines Projekts in Bayern und Nordrhein-Westfalen.

Medikamenteneinsatz
Antibiotika sind eine wichtige Waffe bei der Behandlung bakterieller Infektionen. Häufig werden sie aber routinemäßig verschrieben und eingenommen, nicht selten unsachgemäß. Das gefährdet ihre Wirksamkeit. Doch Abhilfe ist möglich, wie ein Testlauf zeigt. (c) proplanta
Die dort 2017 gestartete Initiative «Antibiotika-Resistenzentwicklung nachhaltig abwenden» (ARena) habe dazu geführt, dass spürbar weniger dieser Medikamente eingesetzt werden, berichteten die Träger des Projekts am Dienstag in München.

Weil nach Einschätzung von Experten zu viel Antibiotika verteilt und teils falsch verabreicht werden, entwickeln Bakterien sogenannte Resistenzen. Dann wirken die Medikamente nicht mehr wie gewünscht.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sterben Schätzungen zufolge jährlich allein in Ländern der Europäischen Union rund 25.000 Menschen an schweren Infektionen mit resistenten Bakterien, die sie in einer Gesundheitseinrichtung wie Krankenhäusern bekommen haben.

Bei ARena wollen rund 290 Mediziner in 14 Arztnetzen aus Bayern und Nordrhein-Westfalen genauer hinschauen, ob es wirklich nötig ist, den Patienten Antibiotika zu geben. Sie bilden sich kontinuierlich fort. Zwölf der Ärztenetze arbeiten in Bayern und zwei in NRW. Auch über Social-Media-Portale wie Twitter und Youtube-Kanäle wie «Mileys Welt» oder «JustKetchupAnimation» wird das Projekt flankiert.

Nach Daten der AOK Bayern ist der Anteil der Patienten, die bei einfachen Infekten Antibiotika erhalten, bei teilnehmenden Praxen innerhalb von zwei Jahren um rund 8 Prozentpunkte auf etwa 50 Prozent geschrumpft. Bei allen Patienten insgesamt sei der Anteil nur um knapp 5 Prozentpunkte gesunken.

Bei jeder Antibiotika-Verordnung steige das Risiko, dass Erreger Widerstandsfähigkeiten gegen diesen Medikamententyp entwickeln, warnte Joachim Szecsenyi vom Göttinger Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen. Deswegen sei es wichtig, bei Ärzten, Praxispersonal und Patienten noch mehr Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Antibiotika oft nicht sinnvoll sind.

«Ärzte schätzen die Erwartung der Patienten aber auch falsch ein», erklärte er. Eine Befragung im Rahmen des ARena-Projekts habe gezeigt, dass 20 Prozent der Patienten ein Antibiotikum erhofft hatten, aber deutlich mehr eines verschrieben bekamen: 26 Prozent.

Der Allgemeinarzt Veit Wambach von der Agentur Deutscher Arztnetze appellierte an seine Kollegen, ihren Patienten noch intensiver zu erklären, dass viele Erkältungskrankheiten ganz ohne Medikamente wieder abklingen. Neben engmaschigen Kontrollen sollten Ärzte ihren Patienten vor allem «die klassischen vier Dinge» empfehlen, sagte Wambach: «Viel trinken, inhalieren, viel Obst essen und ausruhen.»

Lutz Bayer von der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns warb dafür, noch mehr Patienten sollten sich gegen Grippe impfen lassen und auch gegen Pneumokokken, die unter anderem Lungenentzündungen auslösen können. «Wenn eine Impfung eine Ansteckung verhindert, stellt sich die Frage nach Antibiotika gar nicht», sagte Bayer.
dpa/lby
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