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14.11.2016 | 08:13 | Vogelgrippe 
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Ist die Weihnachtsgans noch essbar?

Greifswald / Riems / Berlin - Die Vogelgrippe mit dem hochpathogenen Erreger H5N8 ist erstmals in Deutschland in einer Massentierhaltung ausgebrochen. 30.000 Hühner in einem Betrieb im schleswig-holsteinischen Grumby werden getötet.

Gänsebraten
Nach dem Ausbruch der Vogelgrippe in einem geschlossenen Geflügelbetrieb steigt die Verunsicherung bei Verbrauchern. Experten untersuchen, wie der Erreger in den Stall gekommen ist. Welche Konsequenzen hat der Ausbruch für die Verbraucher? (c) sil007 - fotolia.com
Wie konnte der Erreger in den Stall gelangen? Die Spurensuche beginnt.

Warum haben sich Hühner in einem abgeschlossenen Betrieb mit der Vogelgrippe infiziert?

Das ist bislang unklar. Das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) schickt ein Expertenteam in den Betrieb, das alle theoretisch möglichen Übertragungswege untersuchen wird.

Die Epidemiologen schauen dabei, ob alle Biosicherheitsmaßnahmen eingehalten wurden und ob der Betrieb tatsächlich vor Wildvögeln abgeschottet war. Dabei checken die Experten auch, welche Menschen Zutritt hatten, ob möglicherweise über freigelagertes Futter, Einstreu, Trinkwasser oder Lüftung der Erreger eingetragen wurde. Alle Szenarien werden gleichberechtigt untersucht und dann bewertet.

Über welche Wege kann der Erreger grundsätzlich in einen geschlossenen Betrieb eingetragen werden?

Grundsätzlich geht das FLI davon aus, dass Wildvögel, die den hochgefährlichen Erreger H5N8 tragen, Nutzgeflügel-Bestände infizieren. Infizierte Vögel scheiden den Erreger zumeist mit dem Kot aus. Die Infektion kann durch direkten Kontakt von Wildvögeln und Nutzgeflügel übertragen werden. Dies soll mit der Stallpflicht unterbunden werden.

Aber auch über das Aufpicken von virushaltigem Material, über verseuchtes Trinkwasser oder auch kontaminierte Einstreu kann die Infektion in den Stall gelangen. Ebenso können Menschen die Infektion in den Stall tragen - beispielsweise an Schuhsohlen, durch verunreinigte Fahrzeuge, Geräte oder Verpackungsmaterial.

Was können Geflügelhalter tun, um die Bestände vor Vogelgrippe zu schützen?

Geflügelhalter sollten alle direkten und indirekten Kontaktmöglichkeiten zwischen Wildvögeln und Nutzgeflügel verhindern.

Woran erkennt ein Geflügelhalter eine Infektion in seinem Nutzgeflügelbestand?

Die Hauptsymptome der Vogelgrippe sind laut Friedrich-Loeffler-Institut zunächst ein drastischer Rückgang des Futterverbrauchs. Dann folgen grippetypische Krankheitssymptome wie Apathie, Durchfall oder auch ein Einbruch der Eierproduktion. Meist sterben zeitgleich viele Tiere. Es kann aber auch zu einem Massensterben ohne vorherige klinische Symptome innerhalb von 24 bis 72 Stunden nach der Infektion kommen.

Kann H5N8 auf den Menschen übertragen werden?

Bislang sind laut FLI weltweit keine Übertragungen des H5N8-Erregers auf Menschen nachgewiesen, im Gegensatz zu den Vogelgrippe-Erregern H5N1 und H7N9. Eine Übertragung des Erregers H5N8 über infizierte Lebensmittel ist laut Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) «theoretisch denkbar, aber unwahrscheinlich». Für die Übertragung der Erreger H5N1 und H7N9 waren in der Vergangenheit fast ausschließlich der direkte Kontakte mit infiziertem lebendem Geflügel verantwortlich.

Sind Geflügelfleisch und Eier sicher?

Laut BfR gibt es für die Möglichkeit einer Infektion des Menschen durch rohe Eier oder Rohwursterzeugnisse mit Geflügelfleisch von infizierten Tieren bisher keine Belege. Bei der Verarbeitung sollten die allgemein geltenden Hygieneregeln (Händewaschen, rohe Geflügelprodukte getrennt von anderen Lebensmitteln aufbewahren, gründliches Durchgaren von Geflügel etc.) beachtet werden.

Zudem gilt: Ist die Vogelgrippe in einem Bestand ausgebrochen, wird als Vorsichtsmaßnahme der gesamte Bestand getötet. Damit soll neben einer weiteren Ausbreitung auch verhindert werden, das kontaminiertes Fleisch oder Tierprodukte in den Handel geraten. Infektionen des Geflügels mit Viren der Subtypen H5 und H7 sind anzeigepflichtig und werden bekämpft, indem Geflügel des betroffenen Betriebes getötet und fachgerecht beseitigt wird.

Kann man die Weihnachtsgans noch essen?

Um gar zu werden, benötigt die Weihnachtsgans eine Kerntemperatur von 90 Grad. Wird die Gans rosa gebraten, braucht es eine Kerntemperatur von 75 bis 80 Grad. Bei diesen Temperaturen ist der Vogelgrippe-Erreger - sollte das Fleisch tatsächlich infiziert sein - abgestorben, denn das Virus reagiert ausgesprochen empfindlich auf hohe Temperaturen.

Nach Angaben des BfR sollten Geflügelspeisen grundsätzlich gründlich durchgegart werden. Das bedeutet, dass im Geflügel für mindestens zwei Minuten eine Kerntemperatur von 70 Grad erreicht werden muss.
dpa
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Kommentare 
cource schrieb am 14.11.2016 08:14 Uhrzustimmen(99) widersprechen(121)
hallo, wenn der erreger sogar über verseuchtes trinkwasser übertragen werden kann, dann sind hände und küche/utensilien potentielle übertragungsherde, da nützt das abkochen herzlich wenig
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