Es sei nicht akzeptabel, dass Patienten innerhalb Europas abhängig von Wohnort oder Einkommen unterschiedlichen Zugang zu Krebsbehandlung hätten, betonten die Teilnehmer der Konferenz «Improving Cancer Care in Europe» am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) am Donnerstag.
Als Beispiel nannte der Regionaldirektor der
Weltgesundheitsorganisation (
WHO) für Europa, Hans Kluge, Krebserkrankungen bei Kindern. In Westeuropa würden 80 Prozent davon geheilt, in Osteuropa seien es nur 20 Prozent.
Auch innerhalb von Staaten habe die arme Bevölkerung ein höheres Risiko, an Krebs zu sterben. Überdies müsse der Zugang zu Impfungen überall gewährleistet sein. «Wir dürfen niemanden zurücklassen.»
In Europa erkranken nach DKFZ-Angaben jährlich 3,9 Millionen Menschen neu an Krebs, 1,3 Millionen sterben daran. Jeder dritte Einwohner erkrankt demnach in seinem Leben an Krebs. Die Krankheit ist auch ein Hauptthema der deutschen EU-Ratspräsidentschaft.
DKFZ-Chef Michael Baumann sagte mehr Neuerkrankungen voraus - infolge längerer Lebenserwartung und ungesundem Lebensstil. Etwa 40 Prozent aller Neuerkrankungen können Experten zufolge durch Verzicht auf Rauchen und Alkohol sowie gesunde
Ernährung vermieden werden. Neben Prävention stehen auf der EU-Agenda die
Versorgung von Überlebenden, Schmerzlinderung, Austausch zwischen Wissenschaft und Klinik sowie ganzheitliche Krebsbehandlung.
Zugleich appellierten die Politiker an das Gesundheitswesen und die Krebspatienten selbst, angesichts der Corona-Pandemie Behandlungstermine und Operationen nicht zu verschieben oder ausfallen zu lassen. «Der Kampf gegen Krebs bleibt ein Hauptanliegen und darf nicht auf Eis gelegt werden», sagte die slowenische Staatssekretärin Tina Bregant.
Als Beispiel für länderübergreifenden Wissenschaftsaustausch nannte sie die Behandlung seltener Tumorerkrankungen. Basis der Zusammenarbeit müsse eine gemeinsame Plattform standardisierter Gesundheitsdaten sein. Mit dem «European Health Data Space» soll diese geschaffen werden.