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06.05.2017 | 10:57 | Antibiotikaresistenz 
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Kampf gegen multiresistente Keime alles andere als einfach

Frankfurt/Main - Ein Erreger namens Klebsiella pneumoniae 4-MRGN hat große Teile der Intensivstation des Frankfurter Universitätsklinikums lahm gelegt.

Resistente Keime?
Der schwierige Kampf gegen multiresistente Keime.(c) Dmitry Sunagatov - fotolia.com
Welche Gefahr stellt er dar und was ist für Patienten jetzt wichtig?

Um welchen Krankheitserreger handelt es sich?

Klebsiella pneumoniae ist ein Keim, der beim gesunden Menschen zu den normalen Bewohnern des Magen-Darm-Trakts zählt. Anderswo, zum Beispiel in der Lunge, ist er gefährlich.

Manche Klebsiella-Keime sind resistent gegen Medikamente. Am gefährlichsten sind die der Klasse 4-MRGN (die Abkürzung steht für «multiresistent gramnegativ»). Sie sind gegen alle vier üblichen, gegen das Bakterium zugelassenen Antibiotikagruppen immun. Dann besteht nur noch Hoffnung auf Reserve-Antibiotika.

Wie kam der Keim in die Uni-Klinik?

Ende März wurde ein Patient aufgenommen, der ihn mitbrachte. Die Klinik hatte ihn von einem anderen Krankenhaus übernommen. Der Mann war bereits todkrank und starb bald. Dass er resistente Klebsiella-Keime in sich trug, war bekannt - allerdings wusste man nur von 3-MRGN, wie Uni-Klinik-Direktor Jürgen Graf berichtet. Die vierfach resistente Variante wurde erst später entdeckt.

Wo hatte der Mann den Keim her?

Am häufigsten bringen Patienten solche Keime aus dem Ausland mit, vor allem wenn sie dort im Krankenhaus waren, wie Ursel Heudorf vom Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt erklärt. In diesem Fall sei der Patient aber nicht verreist gewesen.

Medienberichten zufolge ist der Mann erkrankt, nachdem er betrunken in einen Bach gefallen war. Denkbar ist, dass der Keim aus dem Wasser stammt. In einer ersten Probe habe man allerdings nichts gefunden, sagt der Krankenhaushygiene-Fachmann Martin Exner.

Wie konnte der Keim sich im Krankenhaus ausbreiten?

Das ist die entscheidende Frage, auf die es derzeit allerdings keine Antwort gibt. Der Keim wurde an fünf Patienten nachgewiesen. Der Infizierte lag auf der Intensivstation «isoliert in einem Einzelzimmer mit Schleuse und Druckkammer», wie der Leiter der Intensivmedizin, Kai Zacharowski, beteuert.

«Wir wissen nicht, wie die Übertragung stattfinden konnte.» Denkbar ist, dass Personal den Keim übertrug oder dass er an Geräten klebte, die das Zimmer verließen.

Wie gefährlich ist sind solche Keime?

«Die Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen gegen Antibiotika hat sich weltweit zu einem gravierenden Problem der öffentlichen Gesundheit entwickelt», heißt es beim Robert Koch-Institut (RKI). Zur Häufigkeit gibt es unterschiedliche Angaben.

Etwa 30.000 bis 35.000 Patienten stecken sich in Kliniken mit einem multiresistenten Erreger an (MRE). Wie viele daran sterben, dafür gibt es laut RKI keine belastbaren Daten. «Nach derzeit bestmöglicher Schätzung dürfte diese Zahl zwischen 1.000 und 4.000 liegen.»

Was wird dagegen getan?

Das Gesundheitsministerium hat eine «Antibiotika Resistenzstrategie» entwickelt. In einer Datenbank werden Antibiotika-Verbrauch und Resistenzen erfasst, «um auf der Basis verlässlicher und repräsentativer Daten Maßnahmen zur Begrenzung des Problems ergreifen zu können», wie es in der Projektbeschreibung heißt.

Auch jeder Einzelne kann mithelfen, betont das RKI: «Wenn Patienten unnötig Antibiotika einnehmen oder eine Behandlung vorzeitig abbrechen, kann das dazu führen, dass die Antibiotika ihre Wirksamkeit verlieren und dann, wenn es wirklich darauf ankommt, nicht mehr helfen.»
dpa
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Kommentare 
Capsaicin schrieb am 10.05.2017 14:52 Uhrzustimmen(26) widersprechen(30)
Cource schrieb:"dann fungieren solche kliniken als garantierte ausleseeinrichtung für immungeschwächte individuen, genau so haben sich das hitler & co gewünscht"

Mir ist schon aufgefgallen das cource gerne überall nen Einzeiler als Kommentar hinterlässt. Bisher hab ich immer schmunzelnd über diese Belanglosigkeiten hinweggelesen, aber dieser Kommentar hier ist sowas von daneben. Ich hätte nicht gedacht, dass Proplanta sowas veröffentlicht...peinlich!
cource schrieb am 06.05.2017 11:28 Uhrzustimmen(27) widersprechen(26)
dann fungieren solche kliniken als garantierte ausleseeinrichtung für immungeschwächte individuen, genau so haben sich das hitler & co gewünscht
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