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15.06.2008 | 10:40 | Arzneipflanzen 

Kräuter erleben derzeit eine Renaissance

Stuttgart - Kräuter haben in Religion und Medizin eine jahrtausende alte Tradition und erleben derzeit eine Renaissance.

Heilkräuter
(c) proplanta
Die Kräuterheilkunde war ein zentraler Bestandteil der Klostermedizin und auch in anderen Kulturkreisen wie zum Beispiel in China spielen Naturheilverfahren auf der Basis von Kräutern eine wichtige Rolle. Dies wird auch in religiösen Bräuchen sichtbar. Das bekannteste Beispiel ist die sogenannte Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt", sagte die Staatssekretärin im Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum, Friedlinde Gurr-Hirsch MdL, am Freitag im Kloster Lorch (Ostalbkreis) beim Tag der Kräuterpädagoginnen.

Das Interesse und der Wunsch die Natur wahrzunehmen, zu erleben und zu verstehen sei in den letzten Jahren bei Menschen aller Altersgruppen deutlich gestiegen. In diesem Zusammenhang erlebten auch die Kräuter und deren Verwendung eine Renaissance. "Das Land und die Europäische Union förderten über das Programm ′Innovative Maßnahmen für Frauen im Ländlichen Raum′ das Qualifizierungsprojekt Kräuterpädagogin. Ziel ist die Vermittlung von Fachwissen über die Verwendung von Kräutern. Damit wird eine Einkommensmöglichkeit für Frauen im Ländlichen Raum geschaffen und der Naturtourismus im Land erhält neue Impulse", betonte Gurr-Hirsch. Träger der Maßnahme sind der LandFrauenverband Württemberg-Baden, die Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Rottweil und Tuttlingen zusammen mit der Gundermannschule. Insgesamt wurden 195 Kräuterpädagoginnen qualifiziert.

Die Kräuterpädagoginnen sollen sich als authentische Botschafterinnen für Natur, Genuss und Kultur im touristischen Dienstleistungssegment etablieren und sich mit Initiativen, beispielsweise in den PLENUM-Gebieten oder den Naturparken vernetzen. Vergleichbare Initiativen, beispielsweise in Bayern oder Österreich, sind bereits sehr erfolgreich gestartet.

"Pflanzliche Arzneimittel haben in Baden-Württemberg traditionell einen hohen Stellenwert. Im Land haben rund 40 Firmen ihren Sitz, die insbesondere Arzneimittel und Kosmetika unter Verwendung von Kräutern und anderen Naturstoffen herstellen und verbreiten", ergänzte Gurr-Hirsch auch die wirtschaftliche Bedeutung. Der erwerbsmäßige Anbau von Arznei- und Gewürzpflanzen in Baden-Württemberg habe dem gegenüber eine untergeordnete Bedeutung. Lediglich 200 bis 300 Hektar Arznei- und Gewürzpflanzen werden erwerbsmäßig angebaut.


Zusatzinformation
Bereits im 11. Jahrhundert schrieb der Mönch Odo Magdunensis das Werk "Macer floridus", welches in ganz Mitteleuropa zu einem Standardwerk der Kräuterheilkunde wurde. Die Kräuterheilkunde ist wesentlicher Bestandteil der Klostermedizin, die vom Früh- bis zum Hochmittelalter in den Händen von Mönchen und Nonnen lag. In der traditionellen chinesischen Medizin, die vor über 2000 Jahren begründet wurde, spielen Kräuter ebenfalls eine bedeutende Rolle. In China nimmt die Volksmedizin einen fast gleichwertigen Rang neben der Schulmedizin ein.

Als Arzneipflanzen werden Pflanzen bezeichnet, die Substanzen enthalten, die für therapeutische Zwecke verwendet werden oder die Vorstufen für pharmazeutisch chemische Halbsynthesen darstellen. Gewürze sind im engeren Sinn Pflanzen und Pflanzenteile, die wegen ihres Gehaltes an besonderen Stoffen geeignet sind, den Speisen einen angenehmen, den Appetit anregenden Geschmack und vielfach auch Geruch zu verleihen. Ganz nebenbei helfen Gewürze, Speisen besser zu verdauen, Kochsalz zu sparen und können Herz und Kreislauf anregen.

Ziel der Qualifizierung zur Kräuterpädagogin ist es, dem gewachsenen Interesse an der Verwendung von Kräutern Rechnung zu tragen. Durch die Qualifizierung erhalten regionale Fachkräfte die Möglichkeit, mit fundierten Kenntnissen einerseits und Begeisterung andererseits Grundkenntnisse der einheimischen Pflanzenwelt, ihrer Vielfalt und ihrer Bedeutung als Lebensgrundlage für den Menschen zu vermitteln. Die Qualifizierung dauerte rund eineinhalb Jahre und wurde mit einer Prüfung und der Verleihung eines Zertifikates abgeschlossen. (PD)
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