Eine Neuorganisation der Kontrollen weg von der föderalen Kleinstaaterei sei überfällig, sagte Gerd Billen, Vorstand des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), am Mittwoch vor der Grünen Woche in Berlin. «Das Internet findet nicht auf kommunaler Ebene statt», kritisierte er angesichts der Zuständigkeit der Gewerbeämter für die Überwachung. Nach Angaben des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure fehlen bundesweit rund 1.500 Fachleute.
Wenn die Bundesländer für Personal nicht genügend Geld hätten, sollte die Wirtschaft an den Kosten der Überwachung beteiligt werden, sagte Billen. Da im Lebensmittelmarkt international tätige Konzerne agierten, müssten auch Kontrollen stärker zentralisiert werden.
Hierfür dürfe Bundesverbraucherministerin Ilse
Aigner (CSU) nicht nur wie angekündigt auf Gespräche mit den Ländern setzen, sondern müsse dies notfalls auch gegen deren Willen durchsetzen.
Der Vorsitzende des Bundesverbands der Lebensmittelkontrolleure, Martin Müller, kritisierte ebenfalls unzeitgemäße Strukturen.
Ressourcen müssten zusammengezogen werden können. «Wir brauchen auch eine internationale Lebensmittelpolizei wie Interpol.» Bisher gibt es seinen Angaben zufolge bundesweit 2.500 Kontrolleure, die für mehr als eine Million Betriebe zuständig sind.
Massive Überwachungsdefizite gebe es auch beim Internethandel mit Lebensmitteln. Eine Stichprobe der Verbraucherzentrale Nordrhein- Westfalen bei natürlichen Nahrungsergänzungsmitteln ergab, dass jedes dritte von 70 getesteten Produkten illegale Substanzen enthielt.
90 Prozent der meist bei ausländischen Anbietern bestellten Schlankheits- oder Potenzmittel seien hierzulande nicht verkehrsfähig, stellte sich bei der Studie von Oktober 2011 heraus. (dpa)