«Ich finde es bemerkenswert, dass es immer noch Gastronomen gibt, die mit
Schimmel überzogene
Lebensmittel in ihren Lagern liegen haben», sagte der baden-württembergische Verbraucherminister Peter
Hauk (
CDU) am Montag in Stuttgart bei der Vorlage des Jahresberichts der Lebensmittelüberwachung. Sorgen macht sich Hauk allerdings nicht: «Es wird risikoorientiert kontrolliert. Da ist es klar, dass man mehr findet als bei Stichprobenkontrollen.»
Was sonst noch auffiel? Ein Blick in den Bericht:Insgesamt wurden laut Bericht 80.146
Betriebe kontrolliert, viele von ihnen gleich mehrfach. Dabei wurden etwa 48.000 Proben an
Lebensmitteln, Kosmetika und Tabak unter die Lupe genommen. Rund 22.600 Verstöße meldeten die Kontrolleure - nur 0,3 Prozent davon waren laut Hauk gesundheitsschädlich. «Insgesamt ist die Sicherheit der Produkte im Land, bis auf seltene Ausnahmen, gewährleistet», sagte Hauk.
Von den untersuchten Oregano-Proben wurden 71 Prozent beanstandet, weil sie ein leberschädigendes und möglicherweise auch krebserregendes Gift enthielten. Teilweise sei der Fund der sogenannten Pyrrolizidinalkaloide auf versehentlich mitgeerntete
Unkräuter zurückzuführen, sagte Hauk. Teilweise seien die anbauenden Firmen, etwa in der Türkei, nicht ausreichend informiert. Außerdem wird geriebenem Oregano laut Bericht immer wieder billigeres Fremdpflanzenmaterial beigemischt - im Extremfall bis zu 65 Prozent Olivenblätter.
Auch Kurkuma fiel bei vielen Proben durch. «Gewürze gehören zu den am häufigsten verfälschten Lebensmitteln», heißt es im Bericht. «Da es sich um teure Waren handelt, lohnt sich vorsätzliche Täuschung wirtschaftlich sehr schnell.» Es werde zum Beispiel gelbes Bleichromat zugemischt, um die Farbe von getrockneter oder gemahlener Kurkumawurzel so zu verändern, wie es die Verbraucher erwarten - und gleichzeitig die Gewinnmarge zu erhöhen. «Allerdings kann eine solche Farbschönung zu gesundheitlich bedenklichen Bleigehalten führen», warnte Hauk.
In 19 von 20 Proben Paprikapulver haben Kontrolleure
Pestizidrückstände gefunden, die über dem gesetzlich festgelegten Höchstgehalt liegen. In allen Proben war sogar mehr als ein
Pestizid enthalten. Alle Proben waren aber gesundheitlich unbedenklich.
Bei Untersuchungen verschiedener Fischprodukte am CVUA Freiburg fielen Pangasiusfilets auf, weil sie Rückstände von Chlorat und quartären Ammoniumverbindungen (QAV) aufwiesen. Diese Substanzen gelangen bei der Verarbeitung in die Produkte, wenn zum Beispiel Arbeitsgeräte und -flächen gereinigt und die Desinfektionsmittel nicht ausreichend weggespült werden.
Von insgesamt 49 untersuchten Proben hanfhaltiger Lebensmittel ist im vergangenen Jahr mehr als jede zweite als nicht sicher beanstandet worden. «Grund waren zu hohe Gehalte an D9-Tetrahydrocannabinol (THC), der wichtigsten psychoaktiven Substanz der Hanfpflanze», heißt es im Bericht. 29 Proben wurden als Extrakte aus der Hanfpflanze sowie daraus gewonnene cannabinoidhaltige Produkte eingestuft. Sie gelten somit als nicht zugelassene neuartige Lebensmittel. Man unterscheidet zwischen THC-reichen (Drogenhanf) und THC-armen Hanfsorten (Faserhanf). Hanfpflanzen, die weniger als 0,2 Prozent THC enthalten, gelten als THC-arme Sorten. Das heißt, aus ihnen können Hanfsamen und Hanfsamenöl gewonnen werden.