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23.11.2014 | 07:44 | Drogen 

Legal Highs werden als äußerst gefährlich eingestuft

Stuttgart - Sie kommen bunt und poppig daher, versprechen Entspannung oder sexuelle Stimulation und sind meist auch legal - «Legal Highs» werden für junge Menschen in Deutschland immer attraktiver.

Kräutermischungen
Trotz gesundheitlicher Risiken kommen die Behörden den «Legal Highs» genannten Drogen nicht bei. Immer wenn den Substanzen ein Verbot droht, werden sie verändert - und bleiben zulässig. Experten fühlen sich an «Hase und Igel» erinnert und fordern Abhilfe. (c) proplanta
Dabei sind die als Badesalz oder Kräutermischung deklarierten Drogen hochgefährlich.

«Hinter den harmlosen Namen verbergen sich unberechenbare psychoaktive Drogen. Da riskiert man Kopf und Kragen», warnte der Göppinger Psychiater Leo Hermle bei einer Fachveranstaltung am Mittwoch in Stuttgart.

Der suchtpolitische Experte der baden-württembergischen Grünen, Josha Frey, sprach sogar von «Russisch Roulette», das es durch Prävention zu verhindern gelte.

Der Gesetzgeber müsse möglichst schnell eine Gesetzeslücke schließen, damit die riskanten Drogen nicht weiter legal erworben werden könnten. Auch Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) sprach von einem zunehmenden Problem, das durch die niedrigen Hemmschwellen für Erwerb und Konsum verschärft werde. Das Problem des Verbots der auch neue psychoaktive Substanzen (NPS) genannten Drogen habe sich mit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Juli 2014 verschärft.

Demnach sind sie nicht als Arzneimittel zu werten und unterliegen damit keiner Zulassungspflicht oder anderen Bestimmungen des Arzneimittelgesetzes. Nach Hermles Worten ist eine Deklaration als Medikament schon dadurch ausgeschlossen, dass die Hersteller auf den Verpackungen vermerken «Nicht für den menschlichen Verzehr geeignet».

Über das Betäubungsmittelgesetz könnten die Drogen ebenfalls nicht aus dem Markt gekickt werden, weil die Produzenten ihre Zusammensetzung marginal änderten, sobald sie von Verbotsplänen erführen. Experten sprechen von «Hase-und-Igel-Spiel».

Laut Gall haben die Justizminister der Länder Bundesressortchef Heiko Maas (SPD) gebeten, mit dem Bundesgesundheitsministerium Regeln zu erarbeiten, um die «gefährliche Strafbarkeitslücke» zu schließen. Gedacht sei daran, ganze Stoffgruppen zu verbieten.

Die körperlichen Wirkungen des Konsums der synthetisch hergestellten Varianten von Cannabis und Amphetaminen reichen nach Auskunft von Hermle bis hin zum Schlaganfall und Herzinfarkt. Auch psychische Veränderungen seien die Folge, darunter länger andauernde Psychosen. Der Konsum mache körperlich und psychisch abhängig.

Das Gefährliche an den Drogen sei, dass weder Konsument noch Dealer - häufig Internetshops - über deren genaue Zusammensetzung Bescheid wüssten. Laut Hermle stehen bei jungen Menschen Cannabis & Co. nach Nikotin und Alkohol auf der Beliebtheitsskala. Meist werde vor dem Einstieg in die «Legal Highs» das bekanntere Cannabis genommen.

Im Südwesten kam es zwischen 2011 und Anfang 2014 zu neun Todesfällen wegen «Legal Highs». Im Jahr 2011 sorgte der Fall eines 17-jährigen Freiburgers für Schlagzeilen, der nach dem Konsum einer «Kräutermischung» vom obersten Stock eines Parkhauses in den Tod gestürzt war. 2013 waren zwar nach vier Opfern im Vorjahr keine Todesopfer registriert worden. Aber Gall geht von einem erheblichen Dunkelfeld aus. Nach Informationen des Bundesgesundheitsministeriums starben seit 2010 bundesweit 20 Menschen nach Konsum der Substanzen, rund 500 Menschen wurden wegen schwerer Vergiftungen behandelt.

Den Trend zu «Legal Highs» bestätigen auch die Beratungsstellen in Baden-Württemberg. «Wir vermuten, dass «Legal Highs» zum erhöhten Beratungsbedarf im Bereich Cannabinoide beitragen», sagte Christa Niemeier, Referentin der Landesstelle für Suchtfragen. Meist kämen Nutzer wegen «Fremddrucks» zur Beratung, also auf Drängen von Arbeitgebern oder Eltern.

2013 wurden 4873 Menschen, vorwiegend junge Erwachsene, mit Problemen nach Konsum von Cannabis und dessen Derivaten in den 104 Beratungsstellen zwischen Main und Bodensee gezählt - 16,3 Prozent aller Hilfesuchenden. 2012 lag der Anteil noch bei 12,9 Prozent, 2011 bei 11,7 Prozent. Die Alkoholkrankheit spielt mit 52,8 Prozent aller Fälle aber die größte Rolle bei den Beratungsgesprächen. (dpa)
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