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08.08.2009 | 12:51 | Schweinegrippe 

Mediziner: Schweinegrippe-Tote in Deutschland im Herbst möglich

Berlin - Für den Herbst rechnet das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) mit deutlich mehr Schweinegrippe-Erkrankungen und schwereren Verläufen als bisher.

Schweinegrippe-Tote
(c) proplanta
Dann seien Todesfälle auch in Deutschland möglich, sagte PEI-Präsident Johannes Löwer am Donnerstag in Berlin. Die ersten Risiko-Gruppen könnten jedoch bereits im September gegen die neue Grippe geimpft werden, ergänzte er. Sinnvoll sei nach dem Vorschlag der Weltgesundheitsorganisation zuerst medizinisches Personal und dann chronisch Kranke und Schwangere zu impfen. Er sei optimistisch, dass sich die Kostenfrage mit den Kassen lösen lasse, sagte Jörg Hacker, Präsident des Robert-Koch-Instituts.

Das PEI ist in Deutschland für Impfstoffe zuständig. 50 Millionen Impfdosen als Schutz gegen die neue Grippe hat die Bundesrepublik bei Pharma-Unternehmen bestellt. Damit können 25 Millionen Menschen mit der nötigen Zweifach-Impfung im Abstand von zwei Wochen Immunschutz erhalten. Voraussetzung für die Auslieferung des Impfstoffs ist die Zulassung in Deutschland. Nötig ist auch die Einigung darüber, welche Risikogruppen von wem geimpft werden. Die Entscheidung darüber liege bei Bund und Ländern, sagte Hacker.

Um die Finanzierung der Schweinegrippe-Impfungen gibt es weiterhin Streit zwischen Gesundheitsministerium und Krankenkassen. Ohne Steuermittel wollen die Kassen den Beitragssatz möglicherweise erhöhen. Gehe die Bundesregierung nicht auf diesen Vorschlag ein, werde es bei der einen oder anderen Kasse Zusatzbeiträge geben, sagte eine Sprecherin des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung GKV am Donnerstag.

Das Bundesgesundheitsministerium sieht hingegen vor, dass die Kassen die Massenimpfung bezahlen. «Die Impfung ist eine Pflichtaufgabe», sagte Staatssekretär Klaus Theo Schröder. Bei den Kassen stünden genug Mittel zur Verfügung. «Der Ruf nach Beitragserhöhungen ist völlig unangemessen», urteilte er. Die Kassen rechnen für die Impfung mit Kosten von 600 Millionen bis zu einer Milliarde Euro - je nachdem, ob Menschen beim Gesundheitsamt oder in Arztpraxen geimpft werden. Das steht noch nicht fest.

Nach den jüngsten Zahlen von Mittwoch sind in Deutschland bisher 8.619 Fälle der Neuen Grippe nachgewiesen. 80 Prozent der neuen Patienten sind Urlauber, die sich im Ausland mit dem Virus infizierten. Die Zahl der Neuinfektionen pro Woche ist damit weiter gestiegen - von 1179 Fällen Mitte Juli auf 2847 Fälle Anfang August. «Wir erwarten, dass es auf diesem Niveau weitergeht», sagte Hacker. In der EU gebe es inzwischen fast 29.000 Fälle und 42 Todesopfer. Weltweit seien rund 200.000 Patienten und 1.444 Tote registriert.

Als eine gute Nachricht werteten die Impf-Experten die Erkenntnis, dass sich das Erbmaterial der neuen Influenza-Viren seit Monaten kaum verändert hat. «Das Genom ist relativ stabil», berichtete Hacker. Bisher seien gegen Grippe-Medikamente in Deutschland (Neuraminidasehemmer) auch noch keine Resistenzen feststellbar. Nur aus dem Ausland seien Einzelfälle belegt.

Beim neuen Impfstoff seien Nebenwirkungen wie Schwellungen an der Einstichstelle, Fieber und Kopfweh eher zu erwarten als bei der gewohnten saisonalen Grippeimpfung, erläuterte Löwer. Für Schwangere sei der neue Impfstoff trotzdem unbedenklich, weil er inaktive Substanzen enthalte - und keine vermehrungsfähige Viren. Grund für eine mögliche schlechtere Verträglichkeit sei, dass der Impfstoff gegen Schweinegrippe eine kleinere Antigenmenge enthalte - und daher eine Verstärkersubstanz (Adjuvanz) benötige. Durch diese Technik könnten sehr viel mehr Impfdosen schneller produziert werden. Das bereits erprobte Verfahren sei auch ein Stück «Solidarität mit dem Rest der Welt», betonte der PEI-Präsident. Bei der üblichen Antigen- Menge in einem Grippeimpfstoff wäre er bereits jetzt «ausverkauft». (dpa)
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