Bei drei von vier in Deutschland gekauften Produkten seien Verunreinigungen mit aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOAH) nachgewiesen worden, teilte
Foodwatch am Donnerstag mit und berief sich auf unabhängige Laboranalysen.
Es geht um Werte zwischen 0,5 und 3 Milligramm pro Kilo. Foodwatch fordert Null-Toleranz beim Gehalt dieser Stoffe in
Lebensmitteln - einen gesetzlichen Grenzwert gibt es bisher nicht.
Es bestehe keine akute
Gesundheitsgefahr, sagte ein Foodwatch-Sprecher auf Anfrage. Dennoch forderte die Organisation einen sofortigen Verkaufsstopp und den
Rückruf der betroffenen Produkte in Deutschland und Österreich. Eltern sollten Kinder vorsorglich nicht mit betroffenen Produkten füttern, hieß es.
Laut Foodwatch wurden die Rückstände in «Beba Optipro Pre, 800 g, von Geburt an» und «Beba Optipro 1, 800 g, von Geburt an» von Nestlé nachgewiesen, außerdem in der «Novalac Säuglingsmilchnahrung Pre, 400g».
Nestlé wollte sich nach Angaben eines Sprechers noch im Laufe des Tages zu den Vorwürfen äußern.
Die hinter Novalac stehende Kölner Firma Vived teilte mit, dass sie die Testergebnisse sehr ernst nehme und mit dem Hersteller entsprechende Untersuchungen eingeleitet habe. «Inwieweit die Vorwürfe nachvollziehbar sind, können wir zurzeit noch nicht beantworten», so Vived.
Der Lebensmittelverband Deutschland erklärte generell, dass es eine
Nulltoleranz für Mineralölkohlenwasserstoffe und ähnliche Substanzen «auch aufgrund der umweltbedingten und folglich unvermeidbaren Grundbelastung kaum geben» könne. Aus heutiger Sicht sei dies auch gesundheitlich nicht problematisch. Die
Lebensmittelwirtschaft arbeite aber kontinuierlich daran, zur Reduzierung des Eintrags beizutragen.
Dass solche Ölbestandteile in geringen Mengen aus
Verpackungen auf
Lebensmittel wie Reis übergehen können, ist seit Jahren bekannt. Als Ursache standen bisher vor allem recycelte Kartons im Fokus: Für die Herstellung wird bedrucktes Altpapier verwendet, und die Druckfarben können Mineralöle enthalten. Foodwatch vermutet im aktuellen Fall, dass Weißblechdosen, in denen manche Hersteller ihr
Milchpulver anbieten, Quelle der Verunreinigungen sein könnten.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (
BfR) bezeichnet diese Art von Verunreinigungen auf seiner Webseite generell als «unerwünscht». Übergänge auf Lebensmittel sollten minimiert werden. «Eine gesundheitliche Bewertung ist aufgrund der unzureichenden Datenlage nicht möglich», hieß es. Bei früheren Funden von Mineralölspuren, etwa in Schokolade aus Adventskalendern, verwiesen Experten auf geringe tägliche Aufnahmemengen.