Auf gut drei Dutzend weiß gedeckten Tischen stehen jeweils fünf Gläser - vier mit Wein, eines mit stillem Wasser, daneben ein blauer Plastikkübel und ein Teller mit Weißbrot. Die 32 Männer und fünf Frauen an den Tischen sind hochkonzentriert. Die
Winzer, Sommeliers und kundigen Laien schauen die Weine genauestens an. Sie riechen, probieren, spucken aus - und wollen so den deutschen Meister der Weinverkoster unter sich auszumachen.
Vor jedem Teilnehmer liegt ein Block, auf dem die Aufgaben formuliert sind: Vier Weine pro Serie, sieben Serien in rund drei Stunden müssen sie erkennen. Dafür müssen sich die Weinverkoster auf ihre Nase und Geschmacksnerven verlassen können.
«Uns kommt es darauf an, dass die Teilnehmer Kenntnis von Rebsorten und Anbaugebieten haben und Jahrgänge erkennen können», sagt Weinkritiker Rudolf Knoll vom Magazin «Vinum», das den Wettbewerb zum dritten Mal in Fulda ausrichtet. Die Teilnehmer hatten sich über eine Vorrunde und ein Halbfinale für die Endausscheidung qualifiziert.
Im Stadtschloss müssen sie in einer so genannten Blinddegustation - die Flaschen waren in schwarzes Plastik gehüllt - Rebsorten und Herkunftsländer erkennen sowie Jahrgänge und genaue Anbaugebiete bestimmen. Vielen der Kenner macht vor allem Runde fünf zu schaffen, die Schaumweine. «Die trinke ich selbst nur selten - darum waren sie schwer zu erkennen», sagte der Sieger Pedro D'Alto nach dem Finale.
Rote und weiße Weine, zumal sortenreine, seien ihm da wesentlich lieber. «Die trinke ich am liebsten», sagte der 30 Jahre alte Italiener, der in Marburg lebt und als Sommelier in der Toskana arbeitet. 53 von 77 möglichen Punkten räumte der junge Mann ab, «ein sensationelles Ergebnis», wie ihm die Veranstalter bestätigten.
Gegen ursprünglich rund 2200 Weinkenner setzte sich D'Alto durch. Erstmals wurde bei der Endrunde in Fulda nicht nur der deutsche Meister gekürt, sondern der deutsch-österreichische. «Wir hatten so viel Interesse aus dem Nachbarland, dass wir den Wettbewerb ausgeweitet haben», sagte Knoll.
Einige der acht teilnehmenden Österreicher landeten unter den ersten Zehn. «Sie sind am Ende am Blaufränkischen gescheitert - einer typisch österreichischen Sorte», sagte Knoll nach dem Wettbewerb. Lange hatte es nach einem Stechen ausgesehen, denn die besten Weinkenner lagen bei den ersten sechs Aufgaben mit ihren erreichten Punkten ganz nah beieinander. «Doch dann hat Pedro D'Alto einen ganz gewaltigen Schlussspurt hingelegt und alle anderen abgehängt», sagte Knoll. Die siebte Aufgabe lag dem jungen Mann: «Es ging um klassische rote Europäer - die waren zu schaffen.» (dpa)