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   25.05.2020 | 18:44 | Nachhaltige Landwirtschaft 

Nährstoffe im Boden anreichern – Wie funktioniert die Terra-Preta-Technologie?

Immer mehr Menschen sind an einer ökologischen und nachhaltigen Landwirtschaft interessiert. Hier kommt die Terra-Preta-Technologie ins Spiel.

Nährstoffe
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Mit der Terra-Preta-Technologie bleiben Böden nachhaltig fruchtbar. (c) proplanta
Mit dieser ist es möglich, Böden Nährstoffe zukommen zu lassen und sie hierdurch besonders fruchtbar zu halten. Dieses Verfahren ist ausgesprochen umweltschonend und bringt jede Menge Vorteile mit sich. Wer möchte, kann sein eigenes Kompostmaterial mit der Methode der Terra-Preta-Technologie selbst herstellen.

Was genau ist die Terra-Preta-Technologie?

Ursprünglich handelt es sich bei Terra Preta um schwarze Erde aus dem Amazonasgebiet. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie Böden mit Nährstoffen versorgt und somit als natürlicher und effektiver Dünger fungiert. Die Indios haben für ihre Terra Preta Erde ganz unterschiedliche Pflanzenkomponenten verwendet. Insbesondere die Pflanzenkohle (Holzkohle) spielte hierbei eine wichtige Rolle. Diese wurde mit Dung und Kompost vermischt und gelegentlich kamen auch menschliche Fäkalien oder Knochen beziehungsweise Gräten von Tieren hinzu.

Heute ist die Vorgehensweise grundsätzlich sehr ähnlich, in einigen Fällen wird die Erde zusätzlich mit Tonscherben angereichert. Nach und nach entwickelt sich durch diese Mischung die typische schwarze Erde, die für die Landwirtschaft von großer Bedeutung ist.

Bei der Terra-Preta-Technologie wird dafür gesorgt, dass Pflanzen die Bodennährstoffe besonders leicht aufnehmen und umsetzen können. Das funktioniert über die sogenannte Mykorrhiza, eine Symbiose beziehungsweise eine Lebensgemeinschaft zwischen Pflanzen und Pilzen.

Mykorrhizen (aus dem altgriechischen übersetzt Pilzwurzel) siedeln sich an den Wurzeln der Pflanzen an. Die Terra-Preta-Technologie führt dazu, dass sie an der Pflanzenwurzel sehr stark ausgeprägt sind und die Pflanze dadurch Mineralstoffe besonders leicht aufnehmen kann. Hinzu kommt, dass sich das Wasserspeichervermögen der Pflanzen durch den Einsatz dieser Methode verbessert. Sie haben also immer genügend Feuchtigkeit zur Verfügung, um ihren Aufgaben nachzugehen.

Zudem schafft es das Verfahren, dass die Pflanzen Moleküle besser binden können. Auf diese Weise kommt es nicht dazu, dass Dünge- und Pflanzenschutzmittel ins Grundwasser ausgespült werden. Nicht zuletzt entstehen durch die Terra-Preta-Technologie viele nützliche Bakterien, die dem Boden guttun und das Pflanzenwachstum unterstützen.

Die Terra-Preta-Technologie ist ein umweltschonendes und sauberes Verfahren

Das Verfahren beeinflusst die Böden auf natürliche Art und Weise, ohne Chemikalien zum Einsatz zu bringen und ist somit äußerst ökologisch und nachhaltig. Die schwarze Erde wird ausschließlich aus Komponenten gewonnen, die auch im natürlichen Umfeld vorkommen. Hierbei bleibt es den Anwendern natürlich selbst überlassen, ob sie menschliche Fäkalien und tierische Knochen nutzen oder auf reine Pflanzenmaterialien vertrauen.

Viele setzen große Erwartungen in die Terra-Preta-Technologie. Sie hoffen, dass das saubere Verfahren zu einem Wandel in der aktuellen Landwirtschaft führt, in der vor allem Pestizide und Chemikalien zur Verbesserung der Ernteerträge eingesetzt werden. Häufig kommt es dazu, dass Böden überlastet werden und nicht mehr über die notwendigen Nährstoffe verfügen. Sie werden so stark verdichtet, dass sie nur für ein bestimmtes Zeitfenster genutzt werden können. Die Terra-Preta-Technologie verfolgt keinen so kurzfristigen Einsatz, sondern möchte die Böden nachhaltig mit neuen Nährstoffen versorgen und langfristig hohe Ernteerträge erzielen.

Diese Vorteile ergeben sich aus einem Einsatz der Terra-Preta-Technologie

Das Hauptargument für dieses Verfahren besteht darin, dass die unterstützten Pflanzen besonders gesund sind und sich dadurch gegen Krankheiten und Schädlinge sehr gut zur Wehr setzen können. Die Pflanzen und deren Früchte sind geschmacksintensiv, besitzen viele Nährstoffe und bioaktive Schutzstoffe. Das fördert wiederum die Gesundheit derjenigen, die diese Lebensmittel zu sich nehmen.

Bei diesem Verfahren halten sich Qualität und Quantität die Waage. Denn obwohl die Pflanzen sehr gesund und die Früchte von hoher Qualität sind, müssen durch die Verbesserung der Böden keine Abstriche bei den Ernteerträgen gemacht werden. Ebenso ist es möglich, das Verfahren bei Zierpflanzen einzusetzen. Nicht zuletzt ist die Nutzung von schwarzer Erde eine Möglichkeit, um gegen den Klimawandel vorzugehen. Denn die Pflanzenkohle ist in der Lage, CO2 langfristig zu binden.

Vorteile der Terra-Preta-Technologie im Überblick 
  • stärkerer Pflanzenwuchs
  • Pflanzen sind besonders gesund und schön
  • Früchte sind schmackhaft und reich an Nährstoffen
  • Böden werden nachhaltig genutzt
  • Umwelt wird geschont
  • Bindung von CO2


Für wen eignet sich die Terra-Preta-Technologie?

Die Terra-Preta-Technologie bietet sich für alle an, die an einem nachhaltigen und ökologischen Anbau interessiert sind. Bisher sind es vor allem Privatanwender, die diese Technologie für sich entdecken und hierdurch ihre Ernteerträge steigern. Immer häufiger kommt es jedoch auch vor, dass die industrielle Landwirtschaft auf die schwarze Erde zurückgreift. Sie hat ein Interesse daran, die Böden nicht zu überlasten, sondern langfristig nutzbar zu halten. Denn die Bedeutung von Böden für den Lebensmittelanbau kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Deswegen findet aktuell ein Umdenken in vielen Betrieben, sowohl in der ökologischen als auch der konventionellen Landwirtschaft, statt. Diese Betriebe experimentieren aufgrund des mittlerweile erhöhten Bewusstseins in diesem Bereich nun – neben vielen weiteren Maßnahmen - mit verschiedenen Verfahren wie der Terra-Preta-Technologie.

Kompostmaterial für die Terra-Preta-Technologie selbst herstellen

Grundsätzlich ist es möglich, sich eigene Terra Preta Erde herzustellen. Diese nutzt allerdings lediglich das aus dem Amazonas bekannte Verfahren, unterscheidet sich aber von der schwarzen Erde aus dieser Region deutlich. Für die Herstellung werden ganz unterschiedliche Materialien benötigt. Neben reifem Kompost und Dung muss zertifizierte Pflanzenkohle zur Verfügung stehen. Ebenso werden Urgesteinsmehl und effektive Mikroorganismen benötigt. Diese Materialien können selbst gewonnen oder eingekauft werden, zum Beispiel bei der Firma Multikraft.

Bei der Herstellung werden zunächst der Dung, die Pflanzenkohle und das Urgesteinsmehl miteinander vermengt. Anschließend werden die effektiven Mikroorganismen mittels Impfkulturen beigegeben. Nun ist es nötig, einige Tage verstreichen zu lassen, damit das so entstandene Gemisch fermentieren kann. Sobald dies geschehen ist, kommt der Kompost hinzu. Hierfür bietet sich meist eine Tonne an, in der früher das Regenwasser aufbewahrt wurde. Praktisch ist es, wenn die Tonne über einen Deckel verfügt und Löcher am Boden besitzt. So kann der anaerobe Prozess störungsfrei ablaufen. Sobald der Fermentierungsprozess ist, kann die Erde direkt verwendet werden.

Pd
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