Angetrieben von höheren Nahrungsmittel- und Energiepreisen kletterte die Jahresinflationsrate im August auf 1,8 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Seit einem Rückgang auf 1,5 Prozent im Mai ist die
Teuerung damit kontinuierlich leicht gestiegen.
Vor allem für
Nahrungsmittel (plus 3,0 Prozent) sowie Haushaltsenergie und Sprit (2,3 Prozent) mussten Verbraucher im August mehr zahlen als im Jahr zuvor. Bei den Nahrungsmitteln dürften nach Daten Statistischer Landesämter vor allem deutlich gestiegene Preise für Butter und
Molkereiprodukte durchgeschlagen haben.
Kaltmieten verteuerten sich binnen Jahresfrist um 1,7 Prozent. Im Vergleich zum Vormonat erhöhten sich die
Verbraucherpreise in Europas größter Volkswirtschaft um 0,1 Prozent.
KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner begründete den Anstieg mit der kräftigen Konjunktur in Deutschland. Rasant steigende Teuerungsraten erwartet er aber nicht, «angesichts stabiler Ölpreise, mehr oder weniger konstanter Löhne und eines immer noch maßvollen Kreditwachstums.»
Nach Einschätzung von ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski könnte der Höhepunkt der Inflation in diesem Jahr bereits erreicht sein. Er verwies unter anderem auf den stärkeren Euro. Dadurch werden Importe aus Ländern außerhalb des gemeinsamen Währungsraumes billiger.
Die nach europäischen Standards errechnete Jahresinflationsrate (HVPI) lag ebenfalls bei plus 1,8 Prozent. Die Rate ist maßgeblich für die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB).
Die EZB strebt mittelfristig für den gesamten Euroraum ein stabiles
Preisniveau bei einer Inflation von knapp unter 2,0 Prozent an. Weil die Währungshüter dieses Ziel seit Jahren verfehlen, versuchen sie mit viel billigem Geld nachzuhelfen. Die Geldschwemme ist vor allem in Deutschland umstritten. Es mehren sich Forderungen nach einem Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik.
Die Währungshüter lassen sich allerdings nicht unter Druck setzen. Im Herbst will der EZB-Rat über mögliche Änderungen am Kurs der Notenbank diskutieren. Volkswirte erwarten, dass die EZB schrittweise zunächst ihr milliardenschweres Anleihenkaufprogramm zurückfahren und dann - womöglich erst 2019 - die Zinsen allmählich anheben wird.