111 Freiwillige beteiligten sich an Untersuchung im Sommer 2016 / Sensorarmband maß. (c) nlp.bw
111 Freiwillige ließen sich für die erste Feldstudie im vergangenen Sommer von Kerstin Ensinger mit Sensorarmband und Frage-App ausrüsten und auf einen Spaziergang im Nationalpark Schwarzwald schicken.
Nach Auswertung der großen Datenmengen kann Ensinger, die den Bereich Erholung und Tourismus im Nationalpark leitet, eines klar sagen: „Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer fühlten sich am Ende ihres Spaziergangs entspannter.“
Und nicht nur das: Auch die physiologischen Daten belegen diesen Effekt. „Die Menschen können sich bei einem Aufenthalt im Nationalpark ganz offensichtlich gut erholen und ihre Sorgen vergessen – das ist für die Gesundheit sehr bedeutsam“, ergänzt Ensinger.
Die Freiwilligen – Frauen und Männer, Jung und Alt, mit Nationalparkerfahrung und ohne, aus unterschiedlichsten Berufen – hatte Ensinger zuvor auch mit einem GPS-Sender ausgestattet, um Gefühle und Reaktionen jeweils einem genauen Standort zuordnen zu können.
Auf ihrem Rundweg passierten die Testpersonen vier nationalparktypische Stationen: einen kultivierten Wald, einen Pfad mit Heidelbeervegetation, einen Bannwald mit Totholz und offene Grinde. „Auffällig war hier, dass der Entspannungseffekt beim kultivierten Wald deutlich geringer war als bei den drei anderen Stationen“, berichtet Ensinger. „Das könnte darauf hindeuten, dass sich Menschen in einem etwas wilderen Wald noch besser erholen.“
Vor Beginn des Spaziergangs hatte die Psychologin eine Gruppe zehn Minuten in Achtsamkeit geschult – die zweite Gruppe kam erst am Ende des Rundwegs in diesen Genuss. Ergebnis: Wer sich vor Antritt mental gesammelt hatte, konnte von dem Ausflug noch stärker profitieren und seine Sorgen deutlich besser vergessen.
Nationalparkleiter Wolfang Schlund muss da nicht lange überlegen, wie sich diese Forschungsstudie praktisch nutzen lässt. „Das sollten wir unbedingt auch bei unseren Führungen berücksichtigen – denn viele unserer Gäste haben eine stressige Anreise hinter sich.“ Sie brauchen vielleicht erst einen Moment der Ruhe, um sich auf das Naturerlebnis einstimmen zu können.
Ensinger wird mit ihrem Team weiter an diesem spannenden Thema forschen. „Das war ein erstes Pilotprojekt, sozusagen ein Laborversuch im Freien“, sagt sie. Und hat bereits viele Ideen, wie sich der Erholungseffekt und die langfristige Wirkung eines Nationalparkbesuchs – beispielsweise über Herzfrequenz und Hormontests – noch genauer untersuchen lassen.