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11.12.2010 | 18:46 | Weihnachten 

O Tannenbaum - Weihnachten als Umweltproblem?

Berlin - Weihnachtskugeln aus Zeitungspapier oder neongelbe Plastik-Vögel? Künstlich hochgezüchtete Tanne oder krummgewachsener Öko-Baum?

Weihnachtsbaum
Die Entscheidung für den richtigen Weihnachtsbaum ist auch eine Frage des ökologischen Gewissens.

Mal trägt er Haute Couture mit Kristallkugeln und Silberlametta, mal kleidet er sich im Alternativ-Look behängt mit Strohsternen und Öko-Äpfeln. Nicht nur in Sachen Mode scheiden sich am Christbaum jedes Jahr die Geister. Auch aus ökologischer Sicht bleibt das beliebteste Weihnachtsutensil umstritten: Giftige Pestizide in der Massenzüchtung, erhöhter Stromverbrauch durch elektrische Kerzen und nur schwer recycelbarer, immer wieder neu angeschaffter Schmuck.­ Umweltschutzverbände kritisieren den Konsum rund um den Weihnachtsbaum.

«Ein Trend geht vorbei ­ aber die Ökobilanz bleibt», sagt Julian Heiermann vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Weihnachtsbäume, Vorgärten und Einkaufszentren leuchteten zur Adventszeit «wie Einflugschneisen», meint Heiermann. «Wenn man schon so viel Strom verprasst, dann bitte Ökostrom und Energiesparlampen.» Um die Kosten zu senken, hat beispielsweise die Interessengemeinschaft der Kaufleute im Duisburger Stadtteil Friemersheim für 7.000 Euro LED- Lichter angeschafft. Andere Städte folgen dem Beispiel.

Viele Unternehmen bevorzugen aber noch immer die Glühbirne. «Wir haben uns bei manchen Bäumen sogar dazu verpflichtet, keine LED- Lichterketten aufzuhängen», sagt Fred Richter, Chef der Beuchaer Werbefirma Konzept Freiraum in Sachsen. «Die Kunden wollen lieber warmes Licht.»

Mit 162.500 Metern herkömmlichen Lichterketten werden auch die 650 Bäume am Kurfürstendamm in Berlin erleuchtet. «Bei manchen Projekten steht einfach die Ästhetik im Vordergrund. Klar brauchen wir dafür auch Strom», sagt Andreas Boehlke, Geschäftsführer der ausführenden Firma Hans Boehlke Elektroinstallationen.

Nach Angaben der Deutschen Energie-Agentur verbrauchen zwei zehn Meter lange Lichterketten mit herkömmlichen Glühbirnen in sechs Wochen Strom für 30 Euro. Mit den energiesparenderen LED-Schläuchen ließen sich bis zu 80 Prozent der Kosten einsparen.

Kritisch beurteilen Umweltschützer auch die Massenzüchtungen von Weihnachtsbäumen. Laut Umweltschutzorganisation Robin Wood gelten als Zentren das Sauerland, Bayern oder Importländer wie Dänemark und Tschechien. «Damit die Nadeln der Bäume tiefgrün und glänzend leuchten, helfen die Züchter mit umweltschädlichem Spezialdünger nach», erklärt Fachreferent Rudolf Fenner. Die Züchter verspritzen Pestizide, um Insekten fernzuhalten. Unkrautvernichtungsmittel werden eingesetzt, damit die Bäume hoch und gerade wachsen.

«Das ist schädlich für den Standort, die Mittel verunreinigen den Boden», warnt NABU-Sprecher Heiermann. Beim langen Transport der Tannen durch verschiedene Länder werde viel klimaschädliches Kohlenstoffdioxid produziert, sagt Frank Wasko vom Kölner Institut für angewandte Umweltforschung. «Die bessere Wahl ist ein Baum aus ökologischem Anbau.» Etwa 50 Verkaufsplätze für zertifizierte Bäume gibt es in Deutschland.

Auch beim Christbaumschmuck fordern Umweltschützer mehr «öko». Statt «Aluminium in Streifen» rät Heiermann zu Strohsternen. «Lametta ist ein echtes Entsorgungsproblem. Es verbrennt nicht gut und verrottet auch nicht.» Generell rät er, Weihnachtsschmuck aufzubewahren und jedes Jahr wiederzuverwenden.

Der sieben Meter hohe Baum im Berliner KaDeWe trägt jede Saison ein neues Outfit. Einen erheblichen Teil des Werbe-Etats gebe das Unternehmen für Weihnachtsdekoration aus, sagt eine Sprecherin. Trends für Christbäume entwickelt Claudia Herke, Designerin im Frankfurter Stilbüro bora.herke. «Haute-Couture sind in diesem Jahr Strassanhänger und geschliffene Kristallkugeln», sagt sie. Wer es knalliger mag, hängt sich grell-gelbe Kanarienvögel aus Plastik und pinke Wollbommel in die Tanne.

Aber auch ökologisch bewusste Menschen müssen nicht auf neuen Schmuck verzichten. Recycling heißt der Trend: Altes Glas aus Bierflaschen hat Henke dafür zu braunen und grünen Engeln verarbeitet. «Die Weihnachtskugeln sind mit altem Zeitungspapier modelliert.» (dpa)
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