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11.02.2013 | 08:10 | Lebensmittelaufsicht 

Pferdefleisch-Skandal zieht weitere Kreise

London - Der Skandal um als Rind deklariertes Pferdefleisch in Großbritannien zieht immer weitere Kreise.

Hackfleisch
(c) proplanta
Der britische Umweltminister Owen Paterson schließt eine internationale kriminelle Verschwörung nicht aus und stellt sich auf «weitere schlechte Nachrichten» ein. Die schwedische Lebensmittelaufsicht ermittelt gegen den Tiefkühlkonzern Findus.

In Frankreich nahmen nach Medienberichten sechs Supermarktketten Lasagne und andere Fertiggerichte aus dem Sortiment. In Deutschland verschärfte das Düsseldorfer Verbraucherschutzministerium die Produktkontrollen. Rumänien leitete eine Untersuchung von Schlachthöfen ein, wo das Pferdefleisch hergekommen sein soll.

Das Pferdefleisch war den Behörden in Lasagne-Packungen aufgefallen. Darin waren nach Angaben der britischen Lebensmittel-Aufsicht FSA bis zu 100 Prozent Pferdefleisch. Erste Spuren führen zu einem französischen Produzenten, der Fleisch unter anderem aus Rumänien bezieht. Erst Ende kommender Woche erwartet die FSA darüber Klarheit, in welchem Umfang Pferdefleisch in Fertigkost gelangt ist. Begonnen hatte der Fall Mitte Januar mit dem Fund von Pferdefleisch-Spuren in Produkten in Irland.

Die britische Polizei hat bislang keine Ermittlungen aufgenommen. Hersteller wurden aber verpflichtet, ihre Rindfleisch-Produkte zu testen. Der Discounter Aldi in Großbritannien gab an, dass zwei Fertigprodukte eines französischen Herstellers zu 30 bis 100 Prozent aus Pferdefleisch bestanden hätten.

Umweltminister Paterson sagte am Sonntag: «Ein Produkt als Rindfleisch zu verkaufen, was sehr viel Pferdefleisch enthält, ist Betrug.» Möglicherweise handle es sich aber auch nur um einen Fall von eklatanter Inkompetenz. Ein gesundheitliches Risiko des Verzehrs von Pferdefleisch sei indes bisher nicht festgestellt worden.

Die schwedische Lebensmittelaufsicht ermittelt mittlerweile gegen den Tiefkühlkonzern Findus. Die Behörde teilte am Sonntag mit, man wolle vor weiteren Schritten wie einer möglichen Einschaltung der Polizei den Umfang dieses Betrugs mit Lebensmitteln klären. Die Sprecherin Mona-Lisa Dahlbom-Wiedel sagte: «Rindfleisch durch billiges Pferdefleisch zu ersetzen, ist ein Verbrechen.»

Findus hatte Mitte der Woche die Behörden darauf aufmerksam gemacht, dass in einem eigenen Lasagneprodukt Pferdefleisch statt des eigentlich deklarierten Rindfleisches entdeckt worden sei. Das Unternehmen hat nach Medienangaben in Schweden etwa 20.000 Packungen aus Supermärkten zurückgerufen. Findus-Sprecher Jari Latvanen sagte im Rundfunksender SR, sein Unternehmen habe Anzeige gegen den französischen Lieferanten Comigel erstattet.

In Frankreich nahmen sechs Supermarktketten als Reaktion auf den Eklat Lasagne und andere Fertiggerichte aus dem Sortiment, berichtete der Radiosender France Info. Dabei handelt es sich demnach um Produkte von Comigel und Findus. «Wir sind betrogen worden. Es gibt zwei Opfer in dieser Affäre: Findus und den Konsumenten», teilte Matthieu Lambeaux von Findus Frankreich mit.

Das Unternehmen Comigel teilte dem Radiobericht zufolge mit, es habe das Fleisch in gutem Glauben vom französischem Zulieferer Spanghero gekauft. Dieser wiederum weist auf einen rumänischen Zuliefer.

Rumäniens Staatschef Traian Basescu äußerte sich besorgt um das Image seines Landes. Das EU-Land Rumänien werde «für viele Jahre an Glaubwürdigkeit verlieren», sollte sich herausstellen, dass rumänische Lieferanten falsche Angaben über das Fleisch gemacht hätten.

Landwirtschaftsminister Daniel Constantin hatte eine Untersuchung zweier verdächtiger Schlachthöfe angeordnet. Einer dieser Betriebe sei vermutlich nicht der Etikettenschwindler, weil er ausschließlich Pferdefleisch in EU-Länder liefere - und dies offen und offiziell, erklärte das Ministerium. Mit einem abschließenden Untersuchungsbefund sei an diesem Montag zu rechnen. (dpa)
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