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25.10.2009 | 14:30 | Schweinegrippe Spezial 

Schweinegrippe-Impfung - Nutzen und Nebenwirkungen

Hamburg - Am kommenden Montag startet in zahlreichen Bundesländern die Impfung gegen Schweinegrippe.

Impfung
(c) Tobilander - fotolia.com
Je nach Umfrage möchten sich derzeit jedoch nur 13 bis 20 Prozent der Menschen impfen lassen. Der Verlauf der Neuen Grippe ist meist mild. Rund sieben Prozent der etwa 23 000 bislang in Deutschland registrierten Erkrankten wurden allerdings nach Angaben des Robert Koch-Instituts(RKI) in eine Klinik eingewiesen, drei Patienten starben.

In Deutschland sind ganz überwiegend jüngere Menschen bis etwa 24 Jahre betroffen. Auch bei den Klinikeinweisungen wegen Schweinegrippe finden sich vor allem Menschen dieses Alters. Dagegen erkranken in der Altersgruppe über 60 Jahre nur wenige Menschen, von ihnen kommt auch eine vergleichsweise geringe Zahl ins Krankenhaus. Bis 13-fach höheres Risiko bei chronisch Kranken.

Das RKI hat einen Impfplan vorgeschlagen: Zunächst soll medizinisches Personal geimpft werden, zum eigenen Schutz und zum Schutz der Patienten. Dann kommen chronisch Kranke an die Reihe. Menschen mit chronischen Krankheiten haben laut RKI ein 4- bis 13- fach erhöhtes Risiko bei einer Schweinegrippe-Infektion in eine Klinik zu kommen oder sogar zu sterben.

Schwangere stehen vor einer schweren Entscheidung. Sie bekommen zwar schwerere Symptome als andere Menschen, bislang gibt es für sie aber keinen optimalen Impfstoff in Europa. Alle drei zugelassenen Produkte enthalten entweder Wirkstoffverstärker oder abgetötete ganze Viren, die beide zu Fieber führen können. Deutschland hofft bis Ende November auf einen verstärkerfreien Impfstoff für die rund 70.0000 Schwangeren.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt für Schwangere einen Impfstoff, der nur Virenteile und zudem keine Wirkstoffverstärker enthält - so ein Vakzin wird etwa in den USA verwendet. In Tierstudien habe der für die deutsche Bevölkerung bestellte Impfstoff Pandemrix keine Auswirkungen auf das Ungeborene gezeigt, berichtet das Gremium. Es rät insbesondere Schwangeren, die eine Grunderkrankung haben oder viel mit Kindern und Jugendlichen umgehen, eine Impfung mit ihrem Arzt zu besprechen.

Menschen, die im Haushalt von Risikopersonen leben, sollten sich nach Ansicht der STIKO impfen lassen. Auch für Menschen bis 24 Jahre sei eine Impfung «sinnvoll». Allerdings sollten für kleine Kinder noch weitere Daten abgewartet werden. Für sonstige gesunde Menschen von 25 bis 65 Jahren empfiehlt die STIKO zwar «keine vordringliche Impfung», sie könnten jedoch auch von einer Impfung profitieren.
Menschen von 10 bis 60 Jahren müssen nur einmal geimpft werden, anstelle der sonst üblichen Zweifachimpfung.


Alle Nebenwirkungen vorübergehend

Schwere Nebenwirkungen des Impfstoffs Pandemrix wurden laut RKI in Versuchen mit 5.000 erwachsenen Probanden nicht beobachtet. Es könne allerdings sein, dass sich sehr seltene Nebenwirkungen erst zeigen, wenn mehr Menschen geimpft werden. Kopf-, Gelenk- oder Muskelschmerzen, Fieber, Mattigkeit sowie Schmerzen oder Rötungen an der Einstichstelle traten dagegen jeweils bei mehr als zehn Prozent der Probanden auf. Ein bis zehn Prozent der Geimpften klagten über eine Schwellung der Lymphknoten, grippeähnliche Erkrankungen und weitere Symptome.

Der Virologe Alexander Kekulé aus Halle kritisierte die mit Nebenwirkungen verbundenen Wirkstoffverstärker (Adjuvanzien) als unnötig. Die Nebenwirkungen seien «erheblich» im Vergleich zu den sonst üblichen, saisonalen Grippeimpfstoffen. «Allerdings sind alle Nebenwirkungen vorübergehend», betonte Kekulé. «Zudem gibt es auch bei anderen Impfungen - die zum Teil auch bei Kindern empfohlen werden - ähnliche Nebenwirkungen, weil diese ebenfalls Adjuvanzien enthalten.»

An der Impfung gegen Schweinegrippe sollten dennoch möglichst viele Menschen teilnehmen, rät Kekulé. «Sonst besteht die Gefahr, dass wir die Pandemie nicht in den Griff bekommen.» In einer Studie mit 400 Kindern von drei bis neun Jahren kam es in rund zehn Prozent der Fälle zu Verhärtungen und/oder Rötungen. Und in rund zwei Prozent der Fälle zu Fieber. Unter den weiteren Symptomen waren Schläfrigkeit, Reizbarkeit, Appetitlosigkeit und Schüttelfrost.

Kinder sollten nach RKI-Angaben zweimal eine halbe Impfstoffdosis erhalten. An Schwangeren und an Kindern unter sechs Monaten wurde der Impfstoff nicht getestet, für Kinder bis zu drei Jahren lagen der STIKO noch keine Ergebnisse vor. Das quecksilberhaltige Konservierungsmittel ist nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts unbedenklich. Da Pandemrix mit Hilfe von Hühnereiern hergestellt wird, dürfen Menschen, die dagegen allergisch sind, den Impfstoff nicht bekommen.


Die Situation in anderen Ländern

Frankreich
In Frankreich fiel der Startschuss für die Impfung am vergangenen Dienstag. Zuerst kommen Ärzte und Krankenschwestern an die Reihe. Ab November können sich alle Franzosen eine Spritze gegen das neue H1N1-Virus geben lassen. Vorrang haben Schwangere, Kleinkinder und ihre Betreuer sowie Kranke und Senioren. Das Land hatte schon im Juli 94 Millionen Dosen Impfstoff bei Sanofi Aventis, GlaxoSmithKline, Novartis und Baxter bestellt, um mindestens 70 Prozent der Bevölkerung zweimal im Abstand von drei Wochen impfen zu können. Jetzt meinen Experten, eine einzige Impfung jedes vierten Bürgers sei genug. Paris stellt daher neun Millionen Dosen für Entwicklungsländer bereit. Zwei von drei Franzosen lehnen eine Impfung ab. Selbst von den niedergelassenen Ärzten will sich nach einer Umfrage der Ärztezeitung «Le Quotidien du Médecin» nur jeder zweite impfen lassen.


USA
In den USA läuft die Impfaktion schleppend. Die Regierung hatte 250 Millionen Impfdosen bestellt, 120 Millionen sollten gegen Ende Oktober bereits zur Verfügung stehen. Mittlerweile rechnen die Gesundheitsbehörden mit maximal 40 Millionen Dosen, die bis Anfang November zur Verfügung stehen sollen. Vielerorts sind Massen- Impfungen in Schulen, Krankenhäusern, Kirchen und auch Supermärkten verschoben worden. Dort, wo sie vorgenommen werden, bildeten sich oft lange Schlangen. Nach einer Umfrage wollen 35 Prozent der Erwachsenen «ganz bestimmt» das Impfangebot annehmen. Allerdings gaben fast 40 Prozent aller Eltern an, dass sie nicht vorhätten, ihre Kinder impfen zu lassen. Drei von zehn Erwachsenen haben Zweifel, dass der Impfstoff «sicher» ist.


Dänemark
Die dänische Regierung hat Impfstoff für etwa ein Drittel der 5,5 Millionen Bürger bestellt. Ein Angebot zur kostenlosen Impfung bekommen neben bestimmten Gruppen mit hohen gesundheitlichen Risiken alle Beschäftigten im Gesundheitswesen sowie «Schlüsselpersonen in für die Gesellschaft wichtigen Funktionen». Dazu gehören unter anderem Regierungsbeamte, Lehrer, und Polizisten. Unter anderem soll damit verhindert werden, dass die Polizei wegen der Schweinegrippe beim Kopenhagener Klima-Gipfel im Dezember nicht voll einsatzfähig ist. Dänemark verwendet den Impfstoff Pandemrix von GlaxoSmithKline, den auch der größte Teil der impfwilligen Deutschen bekommen soll.


Norwegen
Norwegens Gesundheitsbehörden wollen alle 4,5 Millionen Bürger gegen die Schweinegrippe impfen lassen. Hintergrund ist, dass es in Norwegen mit zehn Todesopfern, darunter einem Jugendlichen, die bisher höchste Zahl an Toten in Skandinavien gibt. Man könne nicht vorhersagen, welche Bevölkerungsgruppen am meisten betroffen sein werden, deshalb sei man für flächendeckende Impfungen, hieß es in Oslo. Als Impfstoff soll Pandemrix benutzt werden, das neben Spaltviren auch einen Wirkstoffverstärker (Adjuvans) enthält.


Österreich
Österreich wird ab Dienstag zunächst 300.000 Krankenhausmitarbeiter gegen die Schweinegrippe impfen. Nach der Immunisierung des gesamten Krankenhauspersonals - Ärzte, Krankenschwestern, Köche, Reinigungskräfte - kann sich vom 9. November an auch der Rest der Österreicher auf freiwilliger Basis impfen lassen. Bevorzugt würden Schwangere und chronisch Kranke, hieß es. Die Alpenrepublik will ausschließlich mit dem Impfstoff Celvapan von Baxter impfen, der aus ganzen Viren hergestellt wird und ohne Wirkstoffverstärker auskommt.


Großbritannien
Im Land mit den meisten Schweinegrippe-Toten in Europa wurde das Impfprogramm am vergangenen Mittwoch gestartet. Zuerst sollten «Risikogruppen» wie schwer kranke Krankenhauspatienten sowie medizinisches Personal geimpft werden. An diesem Montag wird der Impfstoff an die Arztpraxen verteilt. Zuerst kommen Menschen mit gesundheitlichen Problemen sowie Schwangere an die Reihe. Eine Impfung für die gesamte Bevölkerung ist bisher noch nicht vorgesehen. Verwendet werden die Impfstoffe Pandemrix und Celvapan, letzterer für Menschen mit Eiweiß-Allergie. In Großbritannien wurden bisher 128 Todesfälle im Zusammenhang mit der Schweinegrippe registriert, etwa 500.000 Menschen haben sich mit dem neuen H1N1-Virus infiziert.


Argentinien
In Argentinien sollen sich nach Schätzungen 20 Prozent der Bevölkerung mit dem neuen H1N1-Virus infiziert haben. Das wären acht Millionen Menschen. 580 Menschen starben an der Schweinegrippe, proportional zur Bevölkerung waren das mehr als irgendwo sonst. Obwohl in den Wintermonaten auf der Südhalbkugel noch kein Impfstoff vorhanden war, überstand das Land die erste Grippewelle. Das Thema ist inzwischen völlig aus der öffentlichen Diskussion verschwunden. (dpa)
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