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11.11.2009 | 23:50 | Verhaltensforschung  

Schweinegrippe schürt fremde Ängste

Ann Arbor/Wien - Die ständige Befassung mit dem Thema H1N1-Virus macht Menschen sensibel und ängstlicher - sogar in Bereichen, die nichts mit der Krankheit zu tun haben.

Schweinegrippe schürt fremde Ängste
Das berichten Psychologen der University of Michigan in der Zeitschrift "Psychological Science". In einem Versuch konnten sie zeigen, dass Menschen, die in der Umgebung jemanden niesen hören, anders über ihre eigene Gesundheit und sogar über politische Entscheidungen denken.


Niesen im Dienst der Wissenschaft

Die Forscher baten einen Schauspieler, sich am Universitätsgelände auf einer gut frequentierten Stelle zu platzieren und hin und wieder lautstark zu niesen. Passanten wurden in einiger Entfernung befragt, wie groß sie die Gefahr einschätzten, noch vor ihrem 50. Lebensjahr durch Unfall oder Herzversagen zu sterben. Beide Angaben waren bei den Befragten deutlich höher, die kurz vorher beim Niesenden vorbeigegangen waren. Allein die Wahrnehmung dieses Symptoms steigert somit die Angst vor Gesundheitsbedrohungen allgemein, auch wenn sie gar nichts mit Viren zu tun haben, so die Forscher.

Noch deutlicher waren die Ergebnisse, als sich die Wissenschaftler in einem Einkaufszentrum positionierten und nun selbst während der Befragung niesten. Lautete die Frage diesmal, ob die Regierung lieber in grüne Arbeitsplätze oder in Impfschutz investieren sollten, so hatte ein gekünsteltes Niesen bei den Befragten eine stärkere Bevorzugung der Impfausgaben zur Folge. Es schien weiters auch die Sicht über das Gesundheitssystem allgemein zu verschlechtern.


Wahrnehmung von Einstellung bestimmt

"In Europa ist die generelle Ängstlichkeit infolge der Schweinegrippe nicht gestiegen", vermutet Norman Schmid vom Berufsverband Österreichischer Psychologen. Zwar sei bereits durch die Folgen der Wirtschaftskrise die Anfälligkeit für psychosomatische Leiden und Angstzustände höher, was durch die Schweinegrippe verstärkt sein dürfte. "Die Schweinegrippe ist mehr präsent als andere Krankheiten, was auf Gesundheitskampagnen und ständige Medienberichte zurückgeht. Dennoch sind kaum Verhaltensänderungen im Vergleich zur normalen, saisonalen Grippe bekannt", so der Gesundheitspsychologe.

Mit der aktuellen Grippepandemie gehen Menschen sehr unterschiedlich um. Das hängt für Schmid einerseits vom Ausmaß des zwischenmenschlichen Kontakts ab, der in der Stadt naturgemäß großer sei, andererseits von der jeweiligen Grundhaltung gegenüber der Krankheit und den Impfmaßnahmen. "Manche sind grundsätzlich ängstlich und lassen sich vorsorglich impfen, andere fühlen sich selbst immun oder sehen die Impfung als reine Geschäftemacherei, was durch die Propagierung durch Ärzte und Pharmafirmen noch verstärkt wird." Die Informationen über die Krankheit würden Menschen entsprechend ihrer Einstellung filtern und wahrnehmen.


Geschäfte mit der Angst

Der Gesundheitspsychologe hält es für "vorstellbar", dass mit der Angst auch gezielt Geschäft gemacht wird. "Da die Verantwortung für die Bevölkerung groß und gleichzeitig viel Geld im Spiel ist, ist die Thematik sehr schwierig. Eine politische Entscheidung diesbezüglich kann jedoch nie wissenschaftlich sein, sondern nur auf Einschätzung beruhen. Da kommt es eben darauf an, welchen Experten man vertraut", so Schmid. (pte)
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