Das bekräftigte - trotz der gleichzeitig gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise - nach dem
Bauernverband am Mittwoch auch Bundeslandwirtschaftsminister Horst
Seehofer (CSU). Die Landwirtschaft floriere und trage so zur sicheren Versorgung der Bevölkerung bei, erklärte Seehofer. «Gute Ernten wie in diesem Jahr sind außerdem Voraussetzung für erschwingliche Lebensmittel, denn sie dämpfen die Preisentwicklung.»
Laut
Erntebericht des Ministeriums gibt die Landwirtschaft auch den Biertrinkern keinen Anlass zur Sorge. Der Markt sei gut mit
Braugerste versorgt und werde zu niedrigeren Erzeugerpreisen führen. Mit niedrigen Apfelpreisen, aber teureren Birnen in der nächsten Zeit rechnet unterdessen die Zentrale Markt- und Preisberichtsstelle ZMP.
Bis Ende des Jahres werden die deutschen Bauern nach amtlicher Schätzung 49,9 Millionen Tonnen Getreide und damit 22,8 Prozent mehr als 2007 eingefahren haben. Das langjährige Mittel von 44 Millionen sei damit um 13,4 Prozent überschritten worden. Ausschlaggebend seien überdurchschnittliche Hektarerträge und die Ausdehnung der Anbaufläche vor allem für Winterweizen. So sei die bisherige Stilllegungsfläche um 52 Prozent auf 309.900 Hektar verkleinert worden. Die Ernte 2008 liegt um 2,4 Prozent unter dem Spitzenwert von 2004 mit 51,1 Millionen Tonnen. Das vorläufige Ergebnis gilt als zuverlässig, da die
Getreideernte bis auf Restflächen - besonders in Küstennähe und Höhenlagen - bereits abgeschlossen sei.
Der Deutsche Bauernverband (
DBV) sieht sich durch den amtlichen Bericht des Ministeriums in seinen eigenen Berechnungen vor knapp einer Woche bestätigt. Allerdings kritisierte er jetzt, dass Seehofer seine Pressekonferenz zu dem Thema kurzfristig abgesagt habe.
Seehofer erklärte in einer Pressemitteilung: «Die Ernte ist gut.» Zwar werde das sehr hohe Preisniveau von August 2007 nicht mehr erreicht. «Die Bauern müssen jedoch keine Angst um ihre Zukunft haben. Die Landwirtschaft floriert.» Bis 2030 prognostiziere die Welternährungsorganisation
FAO einen um 45 Prozent höheren Bedarf an Agrarerzeugnissen. Auch die Nachfrage nach Agrarrohstoffen für die Erzeugung von Bioenergie steige weiter. «Hier ist auf absehbare Zeit keine breite Flächenkonkurrenz (zur Nahrungsproduktion) zu erwarten.»
Trotz der hohen Ernte wird die Vermarktung von Weizen für die Weißbrotproduktion positiv eingeschätzt - auch wenn die hohen Vorjahrespreise nicht erreicht würden. «Die
Erzeugerpreise für Brot- und Futtergetreide fallen nach der Ernte 2008 bis zu 30 Prozent niedriger aus als zum vergleichbaren Vorjahreszeitpunkt», heißt es im Bericht. «Im weiteren Verlauf des Jahres 2008 dürfte sich die Preisentwicklung bei Nahrungsmitteln beruhigen. Das heißt nicht, dass die Preise auf das frühere Niveau fallen werden. Der Höhepunkt der kräftigen Preissteigerungen für Nahrungsmittel scheint jedoch überwunden.» Das hatte die Lebensmittelindustrie kürzlich wegen der hohen Rohstoffpreise bestritten.
Mittelfristig erwartet auch das Ministerium wieder anziehende Agrar- und Nahrungsmittelpreise. Bei den Äpfeln erwarten die ZMP-Marktbeobachter für dieses Jahr eine Erntemenge von 945.000 Tonnen - etwas weniger als die gut eine Million im Vorjahr. Die ausreichende Versorgung mit den Sorten Elstar, Gala, Cox, Jonagold und Braeburn lasse einige Preissenkungs- Aktionen des Handels erwarten, sagte der Leiter der
ZMP Nord Helwig Schwartau. Die Verteuerung von Birnen habe mit dem Frühjahrsfrost zu tun, der die diesjährige Ernte auf 2,16 Millionen Tonnen absinken lasse nach 2,52 Millionen in 2007. (dpa)