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12.10.2009 | 20:01 | Schweinegrippe  

Streit um Schweinegrippen-Massenimpfung

Luxemburg/Berlin - Kurz vor Beginn der Massenimpfungen gegen die Schweinegrippe ist eine heftige Diskussion um die Zusatzstoffe entbrannt.

Impfung
(c) Tobilander - fotolia.com
Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) nannte die drei in der Europäischen Union zugelassenen Präparate sicher. Dagegen bezeichnete der hallesche Virologe Alexander Kekulé Impfstoffe mit Verstärkerstoffen als «übertrieben» im Kampf gegen die Schweinegrippe. Viel geeigneter sei der Impfstoff, für den sich die Bundeswehr entschieden habe, sagte er dem Radiosender MDR Info.

In der EU sind bislang drei Impfstoffe zugelassen: Pandemrix vom britischen Hersteller GlaxoSmithKline (GSK), Focetria vom Schweizer Pharmaunternehmen Novartis sowie Celvapan des US-Pharma-Herstellers Baxter. Die Bundeswehr hat dem Verteidigungsministerium zufolge Celvapan bestellt. Wie das «Westfalen-Blatt» (Montag/Bielefeld) schreibt, enthält dieser Impfstoff weder Verstärkerstoffe noch quecksilberhaltigen Konservierungsmittel.

Einige Ärzte hatten vor angeblich unkalkulierbaren Nebenwirkungen bei den Impfstoffen Pandemrix und Focetria gewarnt. Studien über einen Vergleich der Nebenwirkungen gibt es nach Angaben des Paul- Ehrlich-Instituts jedoch nicht. Schmidt wies Kritik am Vorgehen der Bundeswehr zurück. «Die (Impfstoffe) sind alle drei sicher, alle drei getestet und alle drei können eingesetzt werden», sagte Schmidt. Es gebe aber unterschiedliche Einsätze, zum Beispiel könnten Schwangere mit einem Präparat ohne Zusatzstoffe («nicht-adjuvantiert») geimpft werden. Die deutschen Behörden hätten bei den drei unterschiedlichen Herstellern bestellt und «das Unternehmen, bei dem die Bundeswehr bestellt hat, hat eben einen nicht-adjuvantierten Impfstoff», sagte Schmidt. «Die Aufregung, die da heute entstanden ist, ist mit überhaupt nichts zu rechtfertigen.»

Auch das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gab Entwarnung bei Pandemrix. «Grundsätzlich ist die Verträglichkeit gleichwertig, und der Stoff erfüllt alle EU-Kriterien», sagte Sprecherin Susanne Stöcker. Auch die Quecksilberverbindung zur Konservierung der Impfstoffe stelle keine Gefahr da. Das verwendete Thiomersal enthalte kein Quecksilber wie im Fieberthermometer, sondern eine organische Quecksilberverbindung. Die Menge sei wesentlich kleiner als die, die eine Schwangere pro Woche aufnehmen dürfe.

Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Wolfram Hartmann, sagte hingegen dem «Westfalen-Blatt», die Ständige Impfkommission am Robert Koch-Institut in Berlin habe den «Alleingang der Bundeswehr» mit Verwunderung zur Kenntnis genommen. Der Verband der Kinder- und Jugendärzte fordert für Kinder im Alter von sechs Monaten bis sechs Jahren ebenfalls ein Serum ohne Verstärkerzusätze. Für die meisten Menschen in Deutschland genügt eine einfache Impfdosis gegen die Schweinegrippe. Das geht aus den vorläufigen Empfehlungen zum Impfstoff Pandemrix hervor, die das Robert Koch- Instituts veröffentlichte. Darin werden drei Gruppen unterteilt:

Kinder von 6 Monaten bis 9 Jahren erhalten zwei halbe Erwachsenendosen im Mindestabstand von drei Wochen. Menschen von 10 bis 60 Jahren bekommen eine Dosis. Erwachsene über 60 Jahre benötigen zwei Dosen im Mindestabstand von drei Wochen. Die Impfungen werden voraussichtlich am 26. Oktober beginnen und zwar in folgender Reihenfolge: Medizinisches Personal, chronisch Kranke und Schwangere ab dem vierten Monat. Danach alle anderen.

Angesichts der Versorgungslücken mit Impfstoffen in einigen EU- Staaten erteilten die europäischen Gesundheitsminister der EU- Kommission den Auftrag, sich um eine gemeinsame Beschaffung zu kümmern. Beteiligen wollen sich die baltischen Länder sowie Malta und Bulgarien. Die Brüsseler Behörde soll für diese Länder den Einkauf bei den Pharma-Konzernen oder ausreichend versorgten Mitgliedstaaten koordinieren. Schmidt nannte einen Verkauf übriger deutscher Bestände als «denkbar». Die von der Bundesregierung bestellten 50 Millionen Impfdosen sollen für mehr als ein Drittel der Bevölkerung reichen. (dpa)
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