«Die Sicherung der
Welternährung wird zu einem großen Problem», sagte der an der Humboldt-Universität lehrende Agrarexperte Harald von Witzke anlässlich der Vorstellung seiner Untersuchung am Donnerstag in Berlin. Er rechnet bis 2016 - ohne Berücksichtigung der Inflation - mit zwischen 50 und 100 Prozent teureren Preisen bei Lebensmitteln.
Die Nachfrage steige deutlich schneller als das Angebot, sagte von Witzke. Ohne Veränderungen in der weltweiten
Agrarpolitik könnte sich die Zahl hungernder Menschen in den nächsten zehn Jahren verdoppeln. Zwei Milliarden Menschen hätten dann nicht genug zu essen.
Grund für die Preissteigerungen sei, dass Bodenreserven und Wasser knapper würden und Energie immer mehr koste. Um die vorhandenen Anbauflächen optimal nutzen zu können, dürfe man auch auf
Gentechnik nicht verzichten, sagte der Wissenschaftler mit Blick auf das von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse
Aigner (CSU) ausgesprochene Genmais-Verbot. Die Hälfte aller möglichen Ernteerträge gehe wegen schwierigen Wetters oder Schädlingsbefall verloren.
«Ich glaube, in fünf Jahren werden wir uns nicht mehr darüber unterhalten, ob wir gentechnisch veränderte Nahrungsmittel wollen oder nicht. Wir in Deutschland und Europa können es uns leisten, darauf zu verzichten. In den armen Ländern dieser Welt sieht das anders aus», sagte von Witzke. Jedes der G8-Länder solle 500 Millionen Dollar für die Agrarentwicklung in Entwicklungsländern zahlen, forderte er.
Die Vereinten Nationen erwarten als Folge der weltweiten
Wirtschaftskrise und der damit verbundenen Arbeitslosigkeit ohnehin mehr Hunger in der Welt. Nach UN-Angaben hungern gegenwärtig rund eine Milliarde Menschen. 50 bis 100 Millionen könnten wegen der Wirtschaftskrise hinzukommen. (dpa)