Der Anstaltsarzt im Gefängnis Ravensburg sprach von einem nicht ganz unernst gemeinten Suizidversuch, wie ihn am Montag der Vorsitzende Richter zitierte.
Auch manipulative Absichten könnten den Angaben zufolge dahinterstecken. Der mutmaßliche Supermarkterpresser war bei einer Morgenkontrolle in der Justizvollzugsanstalt mit Schnittwunden am Unterarm gefunden worden. «Es steht auch im Raum, dass Schlafmittel genommen worden sind», sagte der Vorsitzende Richter weiter.
Nachdem der Prozessauftakt vor dem Landgericht Ravensburg am Morgen aufgeschoben worden war, war eine weitere medizinische Untersuchung für die Mittagszeit anberaumt worden. Der Angeklagte sei außer Lebensgefahr, aber nicht verhandlungsfähig, hieß es wenig später.
Der Prozess soll nun am 8. Oktober beginnen. Ein Sprecher des Landgerichts erklärte, der Verletzte werde im Gefängnis medizinisch behandelt. «Dort wird auch entschieden, wie und wo er weiter ärztlich betreut wird.»
Dem mutmaßlichen Supermarkterpresser werden nach Angaben des Gerichts versuchter Mord in fünf Fällen, versuchte besonders schwere räuberische Erpressung in sieben Fällen und gemeingefährliche Vergiftung vorgeworfen.
Der Mann hatte nach seiner Festnahme im Herbst 2017 zugegeben, den Giftstoff Ethylenglykol in fünf Gläser mit Babynahrung gemischt und in Geschäften in Friedrichshafen am
Bodensee platziert zu haben. Um 11,75 Millionen Euro zu erpressen, drohte er, 20 weitere vergiftete
Lebensmittel in Umlauf zu bringen.