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23.08.2020 | 11:41 | Zoonosen 

Tausende Krankheitsfälle bei Menschen durch Tiere in Bayern

Erlangen - Durch den direkten Kontakt mit Tieren, Kadavern oder Ausscheidungen stecken sich Jahr für Jahr Tausende Menschen in Bayern mit meldepflichtigen Krankheiten an.

Zoonose-Potenzial
Das Coronavirus hat ein Schlaglicht auf die Krankheitsübertragung von Tieren auf Menschen geworfen. Tatsächlich gibt es solche Zoonosen oft: In Bayern werden jedes Jahr Tausende Fälle registriert. Überträger solcher Viren sind mal Mäuse, mal Wiederkäuer - und vor allem Zecken. (c) Ste2.0 - fotolia.com
Dazu zählen neben dem neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 alte Bekannte wie die von Zecken verursachte Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und das Hantavirus, das in Bayern laut Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) vor allem Rötelmäuse übertragen.

Zu den häufigsten Zoonosen im Freistaat zählen jedoch Infektionen mit Campylobacter-Bakterien. 7.645 Fälle hat das LGL im vergangenen Jahr erfasst, wie aus kürzlich auf der Homepage veröffentlichten Zahlen hervorgeht.

In den fünf Jahren zuvor waren es immer über 8.000 gemeldete Infektionen. Diese sind beim Menschen überwiegend lebensmittelbedingt, wie das Robert Koch-Institut (RKI) erklärt. Als bedeutendste Infektionsquelle nennen die Fachleute Geflügelfleisch.

Krankheitsausbrüche würden in Deutschland zudem immer wieder durch den Verzehr von nicht pasteurisierter Milch (Rohmilch), aber auch von rohem oder unzureichend durcherhitztem Fleisch verursacht. Symptome einer Campylobacter-Infektion können Durchfall und Fieber sein. In der Regel lassen sie nach einigen Tagen wieder nach.

Die Zecke kann gleich zwei für Menschen gefährliche Krankheiten übertragen: 202 FSME-Fälle wurden vergangenes Jahr in Bayern erfasst. Neben vielen Krankheitsverläufen ohne Symptome können grippeähnliche Beschwerden auftreten. Dem RKI zufolge sind unter Umständen auch schwerere Verläufe und bleibende neurologisch Ausfälle möglich.

Gegen FSME kann man sich impfen lassen. Keinen vorherigen Schutz gibt es hingegen gegen Lyme-Borreliose. Diese Bakterien-Erkrankung wird in der LGL-Statistik seit 2014 erfasst. Die Zahlen schwanken seither,

2019 waren es 4.259 Fälle. Die Bakterien leben im Darm der Zecke und wandern nach Beginn des Saug-Aktes in deren Speicheldrüsen, von wo sie laut RKI mit dem Zeckenspeichel auf den Gestochenen übertragen werden. Dort können sie dann Hautrötungen oder grippeähnliche Symptome auslösen, aber auch Gelenke, Herz und Nerven angreifen. Zur Behandlung werden meist wochenlang Antibiotika verabreicht.

Deutlich seltener kommen Infektionen mit dem Hantavirus im Freistaat vor: Für das vergangene Jahr hat das LGL 293 Erkrankungen erfasst. Auch hier schwanken die Zahlen: Im Jahr davor waren es gerade einmal 31, 2017 aber 374 Fälle. Hantaviren werden den Experten zufolge von Nagetieren auf den Menschen übertragen.

Die Tiere scheiden sie über Speichel, Urin und Kot aus. Menschen atmen dann beispielsweise virushaltige Aerosole ein. Möglich sei auch, dass etwa kontaminierter Staub über Wunden in den Körper dringt oder die Tiere schlicht zubeißen. Die Viren führen «in Abhängigkeit vom Virustyp zu verschieden schweren Krankheitsbildern bis hin zu lebensbedrohenden fieberhaften Verläufen mit massiver Blutungsneigung», so das LGL.

Die Region um Würzburg und Teile des Bayerischen Waldes gelten ebenso wie die Schwäbische Alb als bekannte Hantavirus-Gebiete. Auch hier ist keine Impfung möglich, Ärzte behandeln je nach den Symptomen.

2011 wiederum war Ehec großes Thema in Deutschland wegen einer Epidemie. Die enterohämorrhagischen Escherichia coli-Bakterien (Ehec) kommen normalerweise nicht im menschlichen Darm vor, sondern bei Rindern und anderen Wiederkäuern. Diese Sonderform der Kolibakterien kann laut LGL Giftstoffe produzieren, die wiederum Krankheiten auslösen. Hier gibt es gute Nachrichten: Mit 246 Fällen verzeichneten die Behörden im vergangenen Jahr im Freistaat den niedrigsten Wert seit acht Jahren. Eine Schutzimpfung gibt es nicht.

Und da eine Therapie mit Antibiotika nach LGL-Angaben problematisch ist, empfehlen die Experten, etwa auf rohe Produkte zu verzichten, das bei der Fleischzubereitung verwendete Geschirr, Schneidebretter und die Arbeitsflächen sorgfältig zu reinigen und Hände zu waschen - zum Beispiel auch bei Kindern nach einem Besuch im Streichelzoo.
dpa/lby
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