Alle sechs Sekunden verunglückt in Deutschland ein Mensch zuhause. Der Löwenanteil dieser Unfälle ereignet sich bei der Hausarbeit. Rund 70 Prozent der Betroffenen sind Frauen, denn nach wie vor lastet ein Großteil der Hausarbeit auf ihren Schultern. Einige typische Hausfrauenarbeiten sind an sich schon unfallträchtig.
In der ländlichen Hauswirtschaft kommt eine erhebliche Mehrfachbelastung der Bäuerin durch die Vielzahl ihrer Aufgaben zum Tragen. Höheres Unfallrisiko für Bäuerinnen Bäuerinnen haben durch ihr weitreichendes Betätigungsfeld ein erhöhtes Unfallrisiko. Neben den klassischen Hausarbeiten, der Kinderbetreuung und häufig noch der Pflege älterer Familienangehöriger obliegen ihnen meist noch die Arbeiten im
Hausgarten oder im Stall, die Buchführung oder andere Bürotätigkeiten.
Mitunter kommen noch die Brennholzaufarbeitung und weitere Arbeiten, die ein landwirtschaftliches Unternehmen mit sich bringt, dazu. Die Bäuerin trägt eine große Verantwortung. Dies kann zu einer Überlastung führen, die wiederum Stress, Zeitnot und Hast verursacht. Genau dies sind die wesentlichen Unfallquellen im bäuerlichen Haushalt. Und fällt die Bäuerin wegen Krankheit oder Unfall aus, laufen Familie, Haushalt und Betrieb nicht selten aus dem Ruder. Stürzen, Schneiden, Verbrennungen Quer durch die Unfallstatistiken aller Berufsgenossenschaften, die den Haushalt erfassen, zieht es sich wie ein roter Faden: Es sind nicht die vermeintlich „gefährlichen“ Maschinen oder Unfälle mit elektrischem Strom, die statistisch ins Gewicht fallen.
Die häufigsten Ursachen für schwere Unfälle mit bleibenden Körperschäden oder gar mit Todesfolge sind das Stürzen oder das Herabfallen bei der täglichen Arbeit. Stolperstellen, rutschige Böden, vereiste Hauseingänge und Betriebswege, unsichere Tritte, wacklige Stufen, fehlende Geländer, der Einsatz von Stühlen statt Trittleitern – all dies sind Hauptgründe, warum es zu schweren und schwersten Unfällen im Haushalt kommt.
Eine weitere sehr häufige Unfallursache, ist das „sich schneiden“. Scharfe Messer liegen unerkannt zwischen anderem Besteck in der Schublade oder auf dem Spülbeckengrund und werden wegen des Spülmittelschaums nicht wahrgenommen. Falsche Schnitttechniken oder fehlende Hilfsmitteln und Schutzeinrichtungen, zum Beispiel an Brotschneidemaschinen, führen zu schweren Schnittverletzungen mit langwierigen Folgen.
Nicht so häufig, für Betroffene aber ebenso schmerzhaft und folgenschwer sind Verbrennungen oder Verbrühungen, zum Beispiel beim Kochen oder Frittieren, sowie Verätzungen, etwa durch den falschen Einsatz von scharfen Reinigern.
Gelassen bleibenMit diesem Wissen der überwiegenden Unfallursachen, gilt es, eine individuelle Lösung zu erarbeiten, die der Bäuerin ein sicheres, ergonomisch sinnvolles und effizientes Arbeiten ermöglicht. Schlüssel dafür ist – wie in jedem anderen Arbeitsbereich auch – eine auf den eigenen Haushalt zugeschnittene Checkliste. Sie soll mögliche Gefahrenquellen/-situationen aufzeigen. Sind diese Punkte erkannt, wird in der Folge ein Maßnahmenkatalog erarbeitet, wie diese erfolgreich aus dem Weg geschafft werden. Hieran müssen sich alle im Haushalt lebenden Personen halten.
S.T.O.P! Die Präventionsmitarbeiter der SVLFG setzen bei ihren Beratungen ein festes Schema ein, nach dem vorgegangen wird, um Unfallquellen auszuschalten. „S.T.O.P!“ heißt die Regel, die für alle Arbeitsbereiche – also nicht nur für den Haushalt – gilt und steht für:
Substitution,
Technische
Schutzmaßnahmen,
Organisatorische Maßnahmen und
Persönliche Schutzausrüstung. Wer in dieser Reihenfolge vorgeht, um Unfallquellen auszuschalten, erreicht mit dem kleinstmöglichen Aufwand einen hohen Schutz.
Ein simples Beispiel zeigt, wie einfach das „Prinzip S.T.O.P“ funktioniert: Ein Hocker ist kein sicherer Arbeitsplatz – schon gar nicht, um hohe Fenster zu putzen. Tauschen Sie den Hocker sofort durch einen Tritt oder eine Stehleiter aus.
Technisch-bauliche LösungenBesonders bei der Planung eines neuen Arbeitsbereiches kommt den technisch-baulichen Maßnahmen ein hoher Stellenwert zu. Die Präventionsmitarbeiter der SVLFG beraten ihre Versicherten hierzu gerne. Wer clever plant, erspart sich später unnötige Wege. Gefährliche Stellen können von vorneherein ausgeschaltet werden.
Ein Beispiel: Ist der Weg zum Hausgarten, zum Kompostplatz oder zum Hühnerstall steinig und uneben, ist dieser in einer technisch- baulichen Maßnahme zu ebnen und mit einem Bodenbelag zu versehen, der einem Stolpern und Stürzen vorbeugt. Bewegungsmelder sorgen für Licht, vermeiden so ebenfalls Sturzunfälle. Fehlende oder schadhafte Geländer an Treppen sind durch neue zu ersetzen. Treppenstufen, die sich gelöst haben, müssen wieder instand gesetzt werden.
„Klassiker“ sind auch schwere Schnittverletzungen durch Brot- oder Wurstschneidemaschinen ohne Einsatz des vorgesehenen Fingerschutzes. Fehlt dieser vor dem rotierenden Messer, muss die Maschine entweder fachmännisch repariert oder umgehend ausgetauscht werden. Im Fachhandel kann der Schutz eventuell nachgekauft werden.
Alles eine Frage der OrganisationSteht der große Frühjahrsputz an, ist es wichtig, vor Arbeitsbeginn den Ablauf so zu organisieren, dass alle benötigten Utensilien griffbereit sind. Planen Sie genügend Zeit und auch Arbeitspausen ein! Klären Sie, ob es sinnvoll ist, dass Sie sich für bestimmte Arbeiten Hilfe holen – etwa für die Pflege der Großeltern oder für das Abholen der Kinder vom Kindergarten. So vermeiden Sie, dass Sie unter Zeitdruck geraten und mit Behelfslösungen arbeiten müssen. Weil ich es mir wert bin.
Persönliche SchutzausrüstungDie Persönliche Schutzausrüstung, kurz PSA, besteht im bäuerlichen Haushalt vor allem aus festen und bequemen Schuhen, die besonders bei Gartenarbeiten knöchelhoch sein sollten, um ein Umknicken zu vermeiden. Wer im Winter draußen arbeitet, etwa den Schnee wegräumen muss, braucht warme und bequeme Kleidung – Jacke, Schal, Mütze und Handschuhe.
Im Sommer im Garten sind es Kopfbedeckungen und leichte körperbedeckende Kleidung, die vor Sonnenbrand schützen. Lange Hosen verhindern einen Zeckenbiss. Wer mit Chemikalien arbeitet – dazu gehören auch viele übliche Haushaltsreiniger – muss geeigneten Schutzhandschuhe tragen.
Ein Tipp: Auf den Chemikalien ist in der Regel vermerkt, welche persönliche Schutzausrüstung bei der Arbeit erforderlich ist. (SVLFG)