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08.06.2008 | 12:17 | Ernährungsgewohnheiten 

Wachstumsmarkt Convenience Food - schnelles Schnitzel aus dem Toaster

Bielefeld - Millionen Menschen kochen täglich ihr Essen - eine Flut von Kochsendungen im Fernsehen bietet Anregungen und Vorbilder. Doch was die Menschen sich dann tatsächlich zubereiten, muss immer schneller und bequemer herzustellen sein.

Convenience Food
(c) proplanta
Convenience Food heißt das Zauberwort: Dazu zählen tiefgefrorene Fertigprodukte oder ganz allgemein Essen, das schnell und einfach auf den Teller kommt - bis hin zum Schnitzel, das man nur noch in den Toaster stecken muss. Und doch ist sich Marktforscher Paul Michels von der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle (ZMP) in Bonn sicher: «Es wird nicht so sein, dass wir in 20 Jahren nur noch Convenience-Produkte zu uns nehmen.»

Denn fast die Hälfte seiner Umsätze erzielt der Handel nach Einschätzung des Marktforschers mit frischen Produkten. «Es gibt den Trend zu Convenience, aber er löst nicht die traditionellen Produkte ab», erklärt Michels. Dennoch verbucht das Segment das größte Wachstum. Laut Gesellschaft für Konsumforschung (GFK) in Nürnberg wuchs die Convenience-Sparte zwischen 2002 und 2006 im Schnitt um 8,6 Prozent jährlich. «Es gibt Innovationen, die wirklich gezogen haben, aber es gibt auch genügend Flops», sagt Michels.

«Die Leute haben schon Spaß am Kochen, aber sie tun es nur gelegentlich. Der Mensch heute hat das Gefühl, wenig Zeit zu haben.» Von dem Schnitzel zum Toasten - das man laut Werbung nicht Schnitzel nennen soll - verspricht sich der Hersteller Tönnies in Rheda-Wiedenbrück bei Gütersloh nach Angaben von Firmenchef Clemens Tönnies rund 200 Millionen Euro Umsatz jährlich. «Es gibt kein vergleichbares Produkt auf dem Markt», sagt Tönnies. Die Nachfrage liege «weit über dem, was wir uns vorgenommen haben». Weitere Produkte für den Toaster seien bei dem Hersteller mit einem angepeilten Jahresumsatz von bis zu 3,3 Milliarden Euro «in der Pipeline» - der Trend zum Single-Haushalt und schwindende Kochkenntnisse machen es möglich. Es gebe sogar Gespräche mit Fastfoodketten.

Nach Angaben des Deutschen Tiefkühlinstituts in Köln hat jeder Bundesbürger im vergangenen Jahr im Schnitt 38,1 Kilogramm tiefgekühlter Waren gegessen, 400 Gramm mehr als ein Jahr zuvor. Die Tiefkühlbranche erhöhte ihren Umsatz 2007 um 4,5 Prozent auf 10,5 Milliarden Euro. Besonders gefragt waren Fisch, Backwaren und Pizza - der Klassiker des Convenience-Segments.

Die Industrie reagiere auf die Verbraucherwünsche, betont Udo Spiegel, Forschungsleiter Tiefkühlprodukte bei Dr. Oetker. Vor allem die Tiefkühlpizza sei eine «Erfolgsgeschichte». Weniger gefragt seien Biopizzen, die auf dem Gesamtmarkt einen Anteil von einem Prozent hätten. Als Trend nennt er fettreduzierte Pizzen. Im Schnitt sei die Sparte Tiefkühlpizzen und -snacks bei Dr. Oetker in der Vergangenheit jährlich um etwa zehn Prozent gewachsen, 2007 waren es elf Prozent.

«Convenience gewinnt weiter an Bedeutung, umso erstaunlicher ist es, dass es oft ein bisschen negativ besetzt ist», sagt Axel Kampmann, Marketingleiter der Sparte Frische mit fertigen Desserts und Joghurt. Dr. Oetker strebe bei Desserts in fünf bis sechs Jahren die Marktführerschaft an. Bundesweit habe das Geschäft mit Desserts ein Volumen von mehr als zwei Milliarden Euro.

Zu «Convenience Food» zählt alles von fertig gemischten Salaten im Beutel über geriebenen Käse, Backofenfritten, Joghurt, Fertigpudding und Fertigsoßen bis hin zu fertiger Currywurst und auch SB-Fleisch mit dem Luxus, nicht an der Fleischtheke anstehen zu müssen. Nur bei Bioprodukten ist Convenience nach Michels' Angaben weniger gefragt. Die gesunde Ernährung stehe wieder stärker im Mittelpunkt, und Convenience «hat das Image, nicht gesund zu sein», sagt der ZMP- Experte. Am höchsten sei der Bioanteil mit fast 60 Prozent bei Baby- Glaskost, Tiefkühlgemüse komme auf knapp 6 Prozent. SB-Käse habe nur einen Anteil von 1,4 Prozent. «Wir dürfen nicht denken, dass jemand, der Bio kauft, sich nur von Bio ernährt.» (dpa)
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