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24.09.2015 | 06:46 | Flüchtlinge schützen 

Warnung vor Verwechslung von Pilzen

Münster / Hannover - «Dikkat! Mantar zehirlenmesi!» - Auf Türkisch und sieben weiteren Sprachen steht die Warnung «Achtung! Pilzvergiftung!» auf dem Plakat, daneben ein Foto des Knollenblätterpilzes.

Knollenblätterpilz
Für viele Flüchtlinge sieht er vertraut aus - genau wie ein beliebter Speisepilz im Mittelmeerraum. Doch der Knollenblätterpilz ist hochgiftig. Mehreren Flüchtlingen ist das schon zum Verhängnis geworden. (c) Frank Waßerführer - fotolia.com
Die Plakate sollen Flüchtlinge in Deutschland vor dem extrem giftigen Pilz warnen, der einem vor allem im Mittelmeerraum beliebten Speisepilz zum Verwechseln ähnlich sieht.

Aber auch Menschen aus Osteuropa haben schon öfters die falschen Pilze gesammelt. Zwei Menschen sind in dieser Woche bereits an einer schweren Vergiftung durch den Knollenblätterpilz gestorben.

Anfang der Woche starb ein 16-jähriger Flüchtling aus Syrien, am Mittwoch meldete das Uniklinikum in Münster den Tod eines 44 Jahre alten Mannes, der aus Rumänien stammt. In und um Hannover erkrankten zuletzt mehr als 30 Menschen nach dem unbedarften Verzehr der Giftpilze - ausnahmslos Flüchtlinge und Asylsuchende, wie die dortige Medizinische Hochschule mitteilte.

Wer fremd ist und in seiner Heimat andere Pilze kennt, ist offenbar besonders gefährdet, betonen Mediziner und Pilzexperten. Die mehrsprachigen Aufklärungsplakate sollen daher in möglichst vielen Flüchtlingsunterkünften und Schaukästen an Waldparkplätzen aufgehängt werden. Die Medizinische Hochschule Hannover hat sie entworfen und verschickt sie großflächig in ganz Deutschland per Mail.

Sie berichten über die Gefahren, die von einem der giftigsten Pilze in Deutschland ausgehen: Erst mehrere Stunden nach dem Verzehr löst das Gift des Knollenblätterpilzes Übelkeit, Erbrechen und Durchfall aus. Später kann es zur Schädigung der Leber kommen, es besteht die Gefahr von Blutgerinnungs- und Nierenfunktionsstörungen. Im schlimmsten Fall kommt es zum Organversagen.

Wolfgang Prüfert ist begeistert von den Plakaten. Er ist Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, also der Wissenschaft der Pilze. Dass ausgerechnet eine große Gruppe Syrer Opfer des Knollenblätterpilzes geworden ist, liegt wohl an einer fatalen Verwechslung: Das giftige Gewächs hat große Ähnlichkeit mit dem essbaren Eier-Wulstling, den man im Mittelmeerraum findet. Andere Experten sprechen auch von einer Verwechslungsgefahr mit dem schnöden Champignon.

Doch warum sind tödliche Vergiftungen durch den Pilz bei Deutschstämmigen so selten? Der Grund dafür ist für Prüfert klar: In Deutschland gehen nur wenige Menschen selbst in den Wald, um Pilze zu sammeln. Und diejenigen, die es tun, kennen sich meist bestens aus.

Auch Carola Seidel, Oberärztin in der Gift-Info-Zentrale in Bonn, sieht Menschen mit Migrationshintergrund eher gefährdet. Das Sammeln von Pilzen habe in ihren Herkunftsländern eine viel größere Bedeutung. Zur typischen Gefahrengruppe gehören seit vielen Jahren auch in Deutschland lebende Osteuropäer. In ihrer Heimat sei es viel verbreiteter, von dem zu leben, was sich in Wald und Feld sammeln lässt.

Die Zahl der schweren Pilzvergiftungen, die eine Behandlung im Krankenhaus erfordern, schwankt nach Erhebungen der Krankenkasse DAK-Gesundheit seit 2011 zwischen 24 und 38 Fällen pro Jahr bundesweit. «Es gibt sie jedes Jahr, nicht in Massen, aber es gibt sie», sagt Seidel. In diesem Jahr könnte das anders aussehen: Es gab bisher sechs schwere Pilzvergiftungen - ohne die jüngsten Fälle in Niedersachsen. Und die Pilzsaison beginnt gerade erst. (dpa)
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