Vorsprung durch Wissen
schließen x
Suchbegriff
Rubrik
 Suchen
Das Informationszentrum für die Landwirtschaft
21.11.2009 | 04:07 | Christbäume 

Weihnachtsbäume in diesem Jahr besonders knapp; Trend hin zur Nordmanntanne ist ungebrochen

Rendsburg - Wieder ist ein Jahr fast vorüber und die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein läutet mit den Weihnachtsbaumproduzenten dieses Landes die Einschlagssaison ein. Weihnachten ohne Weihnachtsbaum?

Weihnachtsbäume in diesem Jahr besonders knapp; Trend hin zur Nordmanntanne ist ungebrochen
Hierzulande undenkbar sind doch festlich geschmückte Tannen oder Fichten einfach der Inbegriff weihnachtlicher Festlichkeit. Die Tradition des Weihnachtsbaums ist uralt und doch freuen sich Millionen Menschen auf das jährlich wiederholte Zeremoniell des Aussuchens eines Weihnachtsbaumes oder des Selbsteinschlages. Der Duft eines natürlichen Baumes im Hause ist für die meisten Menschen zu Weihnachten unverzichtbar. So werden auch in diesem Jahr wieder knapp 30 Millionen Bäume in Wohnstuben, Büros, Kirchen und auf Plätzen aufgestellt.Keiner unserer europäischen Nachbarn pflegt eine derart innige und traditionsreiche Beziehung zum weihnachtlichen Grün. Je technischer und komplexer die Welt wird, desto intensiver scheint sich die emotionale Beziehung zu Weihnachten zu entwickeln. Auch und gerade in den Zeiten geringerer verfügbarer Einkommen scheint die Sehnsucht nach einem schönen und wohnlichen Umfeld zu Hause noch ausgeprägter zu sein. An einem Weihnachtsbaum soll es zu Weihnachten nicht fehlen.

Darüber freuen sich die rund 2.000 deutschen Erzeuger von Weihnachtsbäumen, von denen ca. 200 Bäume in Schleswig-Holstein produzieren. Sie kultivieren auf einer Fläche von rund 25.000 Hektar festliche Bäume aller Art und decken damit rund 80 % des inländischen Bedarfs. Anders als noch vor 20 Jahren wachsen heute die Weihnachtsbäume nicht mehr schwerpunktmäßig im Wald, sondern überwiegend auf landwirtschaftlichen Sonderkulturen, die nicht subventioniert werden. Die Weihnachtsbaumproduktion ist heute ein intensiver Sonderbereich der land- und forstwirtschaftlichen Betriebe, bei dem in vielen Betrieben auf Kontinuität gesetzt wird. Jürgen Pallasch, Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein: "Ein Baum braucht je nach Art bis zu 12 Jahren, bis er eine ausreichende Wuchshöhe für den Verkauf erreicht hat. Dabei wachsen Fichten etwas schneller als Nordmanntannen. Deshalb denken Weihnachtsbaumproduzenten in sehr langen Zeiträumen und lassen sich durch kurzfristige Marktschwankungen nicht beeindrucken".


Preise werden in diesem Jahr leicht anziehen

Für dieses Jahr schätzt Jürgen Pallasch auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit der Arbeitsgemeinschaft Schleswig-Holsteinischer Weihnachtsbaumproduzenten auf den Flächen des Adeligen Klosters Preetz in Rönne am 16. November 2009. "Die Preise werden aufgrund einer guten Mengennachfrage steigen. Selbst Bäume der dritten Wahl, die üblicherweise von Großkunden und für Dekorationszwecke nachgefragt werden, sind in diesem Jahr sehr knapp. Das betrifft auch größere Bäume mit einer Höhe von deutlich über 2 m. Der Meter Nordmanntanne wird für den Endverbraucher bei normalen Qualitäten zwischen 17 und 25 Euro liegen, im Mittel bei ca. 19 bis 21 Euro. Nach vielen Jahren des deutlichen Preisverfalls konnten die Preise bereits 2007 und 2008 angehoben werden. Dieser Trend wird sich auch 2009 noch einmal fortsetzen.

Die Überproduktion in unserem Nachbarland Dänemark und auch aus Deutschland ist durch die Produktionsaufgabe vieler kleiner und mittlerer Anbauer gebremst. Die Betriebe, die ihre Produktion aufgaben, werden auch bei besseren Preisen jetzt nicht unbedingt erneut in den Weihnachtsbaumanbau einsteigen, da die Produktionsdauer mit bis zu 12 Jahren zu lang ist, zumal eine Marktabschätzung nicht erwarten lässt, dass sich der derzeitige Trend fortsetzen wird. Die Konkurrenz um geeignete Flächen aus der Landwirtschaft ist durch die zum Teil deutlich gestiegene Nachfrage nach landwirtschaftlicher Nutzfläche für Wiedereinsteiger zu groß. Ein Teil der Flächenabgänge wird ausgeglichen durch effizientere Anbautechniken, verbunden mit höheren Stückzahlausbeuten in den großen spezialisierten Anbaubetrieben, die zudem ihre Flächen teilweise noch ausgeweitet haben. Verstärkt wird die Konkurrenz der Weihnachtsbaumproduzenten zukünftig auch noch durch deutlich gestiegene Anbauflächen in Frankreich, Großbritannien, Schottland und Irland und durch großflächige Anbauten auf den Windwurfflächen Nordrhein-Westfalens, die nach Kyrill entstanden sind.

Nach bisherigen Erfahrungen ist davon auszugehen, dass sich nach einer Phase der preislichen Erholung wieder eine Delle, bedingt durch zu hohe Produktionszahlen einstellen wird. Die derzeitige Knappheit wird in diesem Jahr dadurch beträchtlich verstärkt, dass Mitte Juni ein nahezu landesweit auftretender Spätfrost an den bereits voll ausgetriebenen Tannen zu erheblichen Schäden geführt hat. Einige Betriebe haben mehrere 10.000 verkaufsfähige Bäume verloren, die in diesem Jahr dem Markt nicht zur Verfügung stehen.


Nordmanntannen gefragt

Trotz der Langfristigkeit der Weihnachtsbaumproduktion haben sich in den letzten Jahren Trends abgezeichnet. Zum einen gewinnt die Nordmanntanne immer mehr Liebhaber. Sie ist uneingeschränkt der Trendbaum, schon über 75 % aller Käufer greifen zu ihr. Es folgt mit ca. 20 % Marktanteil die Blaufichte. Die restlichen 5 % verteilen sich auf Fichten und anderen Tannenarten sowie auf Kiefern. Im letzten Jahr deutete sich ein leichter Trend zu kleineren Bäumen an und eine geringe Rückbesinnung zur Baumart Blaufichte. Dies mag unter anderem auch auf gestiegene Preise zurückzuführen sein. Jürgen Pallasch führt aus: "Die Weihnachtsbaumproduzenten sind sich einig, den Markt nicht ausreizen zu wollen, sondern haben ein größeres Interesse daran, ihre bisherigen treuen Kunden langfristig mit guten Bäumen zu moderaten Preisen zu bedienen.

Die Nordmanntanne, aus dem Kaukasus stammend, wird dort auch heute noch von Zapfenpflückern beerntet, die das Saatgut an Baumschulen in aller Welt verkaufen. Im Laufe der Jahre hat sich herausgestellt, dass nur einige wenige Herkünfte des großen Verbreitungsgebietes im Kaukasus zum Anbau von Weihnachtsbäumen in Deutschland überhaupt geeignet sind und mit den besonderen klimatischen Verhältnissen in Schleswig-Holstein oder Dänemark zurecht kommen. Aus diesem Grunde ist der Bezug geeigneten Saatgutes unabdingbare Voraussetzung für eine gelungene Weihnachtsbaumproduktion. In den vergangenen Jahren ist aufgrund mangelnder Ernten, der Vernichtung der Altbestände und der Fälschung von Herkunfts-Zertifikaten häufig zu wenig oder ungeeignetes Saatgut ins Land gekommen. Die Weihnachtsbaumproduzenten der schleswig-holsteinischen Arbeitsgemeinschaft haben daher begonnen, Saatgut in Schleswig-Holstein zu beernten und 2006 eine eigene Samenplantage angelegt, die hoffentlich in 8 bis 12 Jahren erstmalig Saatgut hervorbringen wird.


Forstverwaltung des Adeligen Klosters Preetz

Der Ort, der diesjährigen Pressekonferenz ist ein Ort mit langer Tradition. Das ehemalige Benediktinerinnen-Kloster wurde bereits 1216 von Albrecht zu Orlamünde zu Ehren der Jungfrau Maria und Johannes des Täufers gestiftet. 1261 wurden sowohl Kloster als auch Kirche an den heutigen Platz verlegt. In der Reformation wurde das Kloster in ein evangelisches adeliges Damenstift der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft umgewandelt.

Vom ursprünglichen Klosterbesitz sind heute nach Ablösung der Erbpachtverhältnisse und zwei Bodenreformen noch etwa 1.600 Hektar Land- und Wasserbesitz geblieben. Den Hauptanteil am Grundeigentum stellen mit etwas über 1.100 Hektar die Waldflächen dar. Diese werden heute von der Försterei Rönnerholz zentral geleitet. Das Hauptrevier mit der Försterei liegt nordwestlich von Preetz und stößt im Norden unmittelbar an die südlichen Grenzen der Landeshauptstadt Kiel an und ist damit intensiv genutztes Naherholungsgebiet des nahen Ballungszentrums. Hierzu trägt auch der strukturreiche Laub-Nadelmischwald mit ca. 70 % Laub- und 30 % Nadelbaumarten bei, der in langer Tradition naturnah bewirtschaftet wird.

Zum Forstbetrieb gehören bereits seit mehreren Jahrzehnten eigene Weihnachtsbaum- und Schnittgrünflächen, die einen starken saisonalen Arbeitsschwerpunkt darstellen. Auf gelände- und strukturbedingt vergleichsweise kleinen Parzellen von insgesamt 18 Hektar werden zurzeit in der Försterei Rönnerholz Weihnachtsbäume angebaut, vornehmlich Tannenarten. Das Kloster bedient hauptsächlich den regionalen Markt mit Schnittgrün und Weihnachtsbäumen. Hauptabnehmer sind Gärtnereien, Floristen, Friedhöfe und insbesondere der Privatkunde. Die klassische Händler- und Großhändlervermarktung findet kaum statt. Der Schwerpunkt der Weihnachtsbäume liegt in der Direktvermarktung von frisch geschlagenen Qualitätsbäumen aus eigener Produktion. Hier sind seit Jahren besonders die Verkaufsstände des jährlichen Weihnachtsmarktes auf dem Klosterhof in Preetz und an der Försterei Rönnerholz sehr beliebt.


Klimaschutz beachten – regionale Bäume kaufen

Auch wenn der Weihnachtsbaum in diesem Jahr für viele ein wenig teurer werden wird, möchte keiner auf ihn verzichten, zumal der festliche Naturbaum eine klimaneutrale Bilanz vorweist. So haben Wissenschaftler errechnet, dass der Anbau von Weihnachtsbäumen bis zu 357.500 to Kohlendioxyd in Deutschland einsparen hilft. Und für jeden gefällten Baum wird selbstverständlich ein neuer gepflanzt.

Um das Image des Weihnachtsbaumes steht es also gut. So gut, dass immer mehr Städter aus dem Kauf eines Weihnachtsbaumes ein kleines adventliches Erlebnis machen. Sie fahren auf die Höfe der Weihnachtsbaumanbauer und holen sich bei Lagerfeuer, Glühwein, Wildverkauf, Kunsthandwerk und anderen Attraktionen ihren Weihnachtsbaum direkt ab oder schlagen ihn sogar selbst in der Fläche. "Direktvermarktung wird immer wichtiger", bestätigt Jürgen Pallasch, "der Marktanteil liegt bei rund 25 %, Tendenz steigend".

Die Produzenten empfehlen, egal wo gekauft, heimische Bäume zu kaufen. Gegenüber der Importware haben sie entscheidende Vorteile:
- Sicherung von Arbeitsplätzen und Existenzen in der Region,
- kurze Transportwege und damit ökologisch sinnvoll,
- Frische und Haltbarkeit durch späte Erntezeit.

„Der Kauf eines heimischen Weihnachtsbaumes leistet damit einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz und zur Sicherung der Wirtschaftskraft der Region“, betonte Jürgen Pallasch abschließend. (lwk h-s)
Kommentieren
weitere Artikel

Status:
Name / Pseudonym:
Kommentar:
Bitte Sicherheitsabfrage lösen:


  Weitere Artikel zum Thema

 300.000 Weihnachtsbäume zu Fernwärme und Strom geschreddert

 Kein bundesweiter Temperaturrekord an Weihnachten

  Kommentierte Artikel

 Söder setzt sich gegen Verbrenner-Aus ab 2035 ein

 2023 war Jahr der Wetterextreme in Europa

 Wind- und Freiflächen-Solaranlagen: Niedersachsen führt Abgabe ein

 Keine Reduzierung beim Fleischkonsum durch Aufklärung

 Größter Solarpark von Rheinland-Pfalz eröffnet

 Gipfelerklärung der EU setzt auf Lockerungen für Landwirte

 Grundwasser in Bayern wird weniger

 Lindnerbräu - Hoch die Krüge!

 Mutmaßlicher Wolfsangriff - mehrere Schafe in Aurich getötet

 Weniger Schadholz - Holzeinschlag deutlich gesunken