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28.04.2010 | 19:30 | Hygiene  

Zu viel Hygiene führt zu Allergien

Montreal/Aachen - All zuviel Sauberkeit trägt dazu bei, dass Menschen krank werden.

Naseputzen
(c) DoraZett - fotolia.com
Das behauptet der Mediziner Guy Delespesse von der Universität Montreal. "Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Hygiene und dem Auftreten von Allergien und Autoimmunerkrankungen", so der Immunologe. Je steriler das Umfeld eines Kindes ist, umso höher sei auch das Risiko, dass es später an einem dieser Krankheitsbilder leide.


Viele Ursachen des Allergie-Booms

Die Zahl der Allergiker hat in den vergangenen Jahrzehnten deutlich zugenommen. Betrug ihr Anteil 1980 noch zehn Prozent der Bevölkerung westlicher Industriestaaten, so sind es heute fast 30 Prozent. "Der Anstieg betrifft jedoch nicht nur die Fallzahlen, sondern auch der Schweregrad der Fälle", betont Delespesse. So sei die Sterblichkeitsrate von dem meist allergisch bedingten Asthma, an dem heute jedes zehnte Kind leidet, allein von 1980 bis 1994 um 28 Prozent gestiegen.

Sehr viele Faktoren dürften hinter diesem deutlichen Anstieg stecken, neben der Familiengeschichte etwa auch die Luftverschmutzung, die Allgegenwart verarbeiteter Speisen, erhöhter Stress oder Verhaltensweisen wie Rauchen. Der kanadische Allergieforscher zählt jedoch auch den ausbleibenden Kontakt des Menschen mit Bakterien dazu. "In den Regionen, in denen die sanitären Bedingungen gleich geblieben sind, stiegen das Vorkommen von Allergien und entzündlichen Erkrankungen nicht an", so Delespesse.


Risiko steigt mit Bildung

Einerseits würde die heute zunehmend sterile Umgebung dazu führen, dass das Immunsystem keine schädlichen Bakterien mehr abwehren muss und an Beschäftigungsmangel leidet. "Der Körper richtet sich dann gegen sich selbst oder nicht-schädliche Erreger, was zu Autoimmun-Erkrankungen und Allergien führt", erklärt Delespesse. Andererseits beseitige eine übertriebene Hygiene auch nützliche Mikroorganismen, wodurch die Darmbakterienflora weit kleiner und weniger vielfältig sei.

Für diese Ansicht könnte auch die Tatsache sprechen, dass Kinder aus Familien mit höherem Status häufiger von Allergien betroffen sind. "Der höhere Bildungsstand der Eltern führt vermutlich zu einer geringeren Kinderzahl und mehr Hygiene, weshalb die Infektionshäufigkeit abnimmt. Seltenere Infektionen erhöhen jedoch das Allergierisiko", erklärt Albrecht Bufe von der Gesellschaft für pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin gegenüber pressetext.


Joghurt gegen Allergien

Manche Ärzte empfehlen daher Eltern, Kindern bei harmlosen Infekten Zeit der Ausheilung zu gewähren statt unkritisch Antibiotika oder Fiebersenker zu verabreichen. Delespesse rät werdenden Müttern den Konsum von Probiotika-Joghurts im letzten Schwangerschaftsdrittel. Laut Studien verringert die dadurch verbesserte Darmflora das Risiko für die Entstehung von Allergien um die Hälfte. Die Empfehlung dürfte nicht von ungefähr kommen - Delespesse ist in einem Nebenberuf Berater der kanadischen Molkereiindustrie. (pte)
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