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01.07.2014 | 15:23 | Welternährung 

Zukunft pflanzen - ein Film beleuchtet Ursachen des Hungers

Berlin - Wer kraftvoll in den Maiskolben mit schmackhaft zerlassener Butter beißt, weiß meist wenig über die Herkunft der Ackerfrucht.

Welternährung
(c) proplanta
Ist sie nachhaltig angebaut oder ist sie ein Massenprodukt?

Mais ist das meistangebaute Getreide der Welt und an ihm lässt sich gut darstellen, wie die Landwirtschaft, die Politik, die großen Konzerne und letztlich die Verbraucher heute ticken. Die französische Filmemacherin Marie-Monique Robin erläutert in ihrer Arte-Reportage «Zukunft pflanzen» an diesem Dienstag (20.15 Uhr), dass Mais nicht gleich Mais ist.

Eine heftige französische Fernsehdiskussion eröffnet den Beitrag und kommt gleich mit gepfefferten Argumenten daher: «Es geht nicht ohne Pestizide», wettert Jean-René Buisson vom Dachverband der französischen Ernährungsindustrie. Ohne sie, so der Experte, gäbe es 40 Prozent weniger Erträge und 50 Prozent mehr Kosten.

Der Gegenschnitt stimmt nachdenklich: Nur nachhaltiger Anbau ohne Gift könne den Klimawandel und die «Degradation der Böden» stoppen, erklärt Ernährungsexperte Olivier De Schutter vor dem UN-Menschenrechtsrat.

Autorin Robin packt die Koffer und reist nach Mexiko. Dort bestellt ein Kleinbauer nach dem Milpa-Prinzip seine Felder: So hatten bereits seine Vorfahren vor dem Einfall der Europäer vor Jahrhunderten Landwirtschaft betrieben. Man baue zeitgleich Mais, Bohnen und Kürbisse an. Die Bohnen produzieren den Stickstoff für den Mais. Die großen Kürbisblätter spenden Schatten und halten den Boden feucht.

Das Rindvieh frisst das Unkraut weg. Schädlinge? Ja, ein paar, aber die tun nicht weh, sagt der Bauer. Doch ihm sitzt die Nafta im Nacken, das vor 20 Jahren in Kraft getretene nordamerikanische Freihandelsabkommen der USA, Kanada und Mexiko.

Es bedeutet: freier Handel, aber voller Sonderregulierungen und Subventionen für die Massenlandwirtschaft großer Konzerne, die ihre pestizidverseuchte Ware zu billigen Preisen auf den Weltmarkt schmeißen, auch im Mais-Land Mexiko, wo 30 Prozent des Getreides importiert werden. Drei Millionen Kleinbauern mussten aufgeben, sie sind nicht konkurrenzfähig. Viele von ihnen sind groteskerweise in die USA geflüchtet.

Und dort wird vielfach, wie ein Beispiel im Robin-Bericht zeigt, sehr «unnachhaltig» gearbeitet. Ein Großbauer, der transgenen Mais mit Pestizid-Einsatz pflanzt, gesteht selbst, dass er seine Kinder und die Konsumenten, Tiere und Trinkwasser in Gefahr sieht.

Der US-amerikanische Insektenforscher David Pimentel rechnet vor, dass landwirtschaftlich eingesetzte Insektenvertilgungsmittel jährlich zehn Milliarden Dollar Folgekosten in den USA verursachen. In Europa, so wird geschätzt, sterben jährlich 26.000 Menschen an Krebs wegen der Pestizide.

2050 werden voraussichtlich neun Milliarden Menschen die Welt bevölkern. Schon heute leiden rund eine Milliarde an Unterernährung. Wie soll die Rettung von Menschheit und Natur funktionieren? Nur durch «nachhaltige betriebene Agrarökologie» - so lautet die Botschaft des Films. (dpa)
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