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08.10.2014 | 14:51

Mehr strukturreiche Mischwälder in Deutschland

Bundeswaldinventur 2014
(c) proplanta

Die große Forstinventur und ein Holzturm bis zum Mond



«Wegen Inventur geschlossen». Kunden kennen solche Schilder von den Türen ihres Supermarkts oder anderer Geschäfte. Eine solche grundlegende Zähl- und Registrieraktion war jetzt auch wieder in den deutschen Wäldern fällig. Die Forste quer durch die Republik wurden dafür aber natürlich nicht abgeriegelt. Für die Experten bei Bund und Ländern ist die nur alle zehn Jahre anstehende Waldinventur jedoch ein Großereignis - ihre Erkenntnisse deuten nicht alle gleich.

Wie funktioniert eine Waldinventur?



Insgesamt wurzeln in Deutschland 90 Milliarden Bäume - darunter aber auch kleine von gerade einmal 20 Zentimetern Höhe, die vielleicht gar nicht lange überleben. Da nicht jeder einzelne vermessen werden kann, gibt es eine Stichprobe aus bundesweit 60.000 Messpunkten, von wo aus 420.000 Bäume unter die Lupe genommen wurden.

Dafür zogen 2011 und 2012 rund 60 Inventurtrupps mit wasserdichten Laptops und Maßbändern durch die Wälder, um 150 Merkmale zu prüfen: Wie viele Bäume stehen im Umkreis? Wie dick ist der Stamm, wie intakt die Krone? Was wächst am Boden? Liegen abgestorbene Äste und Stämme herum, in denen Pilze oder Insekten leben können? Aus der riesigen Datenmenge lässt sich nun eine Entwicklung zur vorigen Bestandsaufnahme von 2002 ablesen.

Wie verändert sich der Wald?



«Es geht dem deutschen Wald gut», lautet die Bilanz von Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU), der auch Waldminister ist. Als besonders robust gegen Klimaveränderungen, Stürme oder schädliche Borkenkäfer gelten Wälder, die keine Monokulturen sind. Sondern sich aus jungen und alten, großen und kleinen sowie Bäumen verschiedener Arten zusammensetzen. Die Inventur war ermutigend: Es gibt mehr alte Bäume und mehr Laubbäume. Dadurch sind inzwischen drei Viertel der Forste Mischwälder, und es gibt weniger reine Fichtenwälder, die in großem Stil nach dem Zweiten Weltkrieg gepflanzt wurden. Zwei Drittel der Wälder haben zwei Kronenschichten, also jüngere Bäume unter einem schützenden Schirm älterer Bäume.

Wie entwickelt sich der Wald als Wirtschaftsfaktor?



Ökonomisch betrachtet handelt es sich bei Bäumen um einem Vorrat des begehrten Rohstoffes Holz - und Deutschland liegt mit einer Menge von 3,7 Milliarden Kubikmetern an der europäischen Spitze. «Man könnte damit einen massiven Holzturm bauen mit einer Grundfläche von dreimal drei Metern, und der reicht von der Erde bis zum Mond», erklärt Bundesinventurleiter Heino Polley. Was gut fürs Ökosystem ist, stellt die Industrie teils vor Probleme. Der Wald habe ein demografisches Problem, warnt die Arbeitsgemeinschaft Rohholzverbraucher: «Er wird dick und alt.» Ältere Bäume hätten öfter Risse und Pilze. Auch viele Sägewerke sind eher auf kleine und mittelstarke Stämme eingestellt.

Wie ist es um die Ökofunktion des Waldes bestellt?



Als grüne Lungen sind die Forste auch wichtig für den Klimaschutz. Die Wälder entlasten die Atmosphäre jährlich um 52 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2), erläutert das Ministerium. Das sei mehr, als in Berlin und Hamburg ausgestoßen wird. Umweltschützer mahnen zu mehr ungenutzten Arealen, um CO2-Bindung und Artenvielfalt zu sichern. «Unsere Wälder müssen insgesamt deutlich älter werden», fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). Die Organisation WWF dringt auch auf mehr Forschung. Anders als für Nadelhölzer gebe es für Laubhölzer zu wenig Verwendungsmöglichkeiten in der Baubranche. (dpa)
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