Mehrere Millionen Bäume in Thüringen abgestorben
Thüringens
Wälder sind in Gefahr: Nach zwei sehr trockenen Jahren sind nicht nur Millionen Fichten, sondern auch Hunderttausende Buchen abgestorben. Das Land stellt für Rettungsaktionen auch 2020 zusätzliches Geld zur Verfügung.
Der Trockenheit sind in Thüringen nicht nur einige Millionen Fichten, sondern auch rund 600.000 Buchen zum Oper gefallen. Vor allem Nordthüringen, wo es unter anderem im Nationalpark Hainich ausgedehnte, geschützte Buchenbestände gibt, sei davon betroffen, teilte das Forstministerium in Erfurt auf dpa-Anfrage mit. «Bei den Buchen gehen wir derzeit von etwa einer Million Festmeter abgestorbener und absterbender Altbäume aus», sagte eine Sprecherin.
Insgesamt hätten Trockenheit,
Borkenkäfer und Stürme nach der jüngsten Erhebung, die den Zeitraum von Januar bis Ende September umfasst, rund 5,7 Millionen Festmeter Schadholz verursacht. Am schlimmsten seien die Schäden durch Borkenkäfer, die allein 2,7 Millionen Festmeter ausmachten. Die Trockenheit sei für 1,7 Millionen Festmeter Schadholz verantwortlich, Stürme für 1,3 Millionen.
Bei Kiefern sei zu beobachten, dass die Schäden durch Trockenheit und
Schädlingsbefall größer würden. Auch einige Eichenbestände seien stark geschädigt durch den Befall mit sogenannten Schwarmspinnern.
Allerdings seien die Probleme regional sehr unterschiedlich. Nach Erhebungen zwischen Juni und Ende November seien die Forstämter Schleiz, Sonneberg, Neuhaus, Bad Salzungen und Marksuhl diejenigen mit den größten Borkenkäferschäden in Thüringen.
Der geschäftsführende
Landwirtschaftsminister, Benjamin-Immanuel Hoff (Linke), sprach von dramatischen Waldschäden. Um mehr Kapazitäten für die
Bergung des toten Holzes zu haben, sei bereits 2018 der
Holzeinschlag in Thüringens Staatsforsten gestoppt worden. Dem Einsatz von Forstleuten, Waldarbeitern und vielen Waldbesitzern sei es zu verdanken, dass die Schäden nicht noch größer ausgefallen seien, sagte Hoff.
«Die derzeitige Schadholzmenge entspricht in etwa dem regulären jährlichen Holzeinschlag in Thüringen», so der Minister. Priorität habe zunächst, dass das Schadholz aus den Wäldern kommt, damit sich
Schädlinge nicht weiter ausbreiteten. Danach gehe es um die Wiederbewaldung.
Dabei setze Thüringen stark auf eine natürliche Waldverjüngung, wenn in den verbliebenen Beständen ausreichend Baumarten für einen stabileren
Mischwald vorhanden sind. Sonst müsse aufgeforstet werden. 2019 seien beispielsweise im Forstamt Heiligenstadt 3,5 Hektar Wald in stabile Mischbestände umgebaut worden. Im Forstamt Bad Salzungen sei das auf 19 Hektar geschehen.
Für die Bewältigung der Probleme durch Trockenheit und Borkenkäfer wurden Minister Hoff zufolge im vergangenen Jahr zusätzlich acht Millionen Euro als außerplanmäßige Ausgaben vom Land aufgebracht.
Seit diesem Jahr gebe es eine neue Förderrichtlinie, mit der vor allem private und kommunale
Waldbesitzer mit mindestens vier Millionen Euro unterstützt werden sollen, erklärte er. Zudem dringe Thüringen weiterhin darauf, dass Bundesmittel nicht pauschal, sondern entsprechend der Höhe der Waldschäden an die Länder verteilt werden.
Sachsen-Anhalt und Thüringen wollen bei Waldhilfen nachverhandeln
Zur Beseitigung der schweren Waldschäden in Deutschland will neben Sachsen-Anhalt auch Thüringen eine andere
Verteilung der Millionenhilfen des Bundes erreichen.
Der Freistaat mache sich dafür stark, dass die Mittel nach Betroffenheit der Länder verteilt werden, teilte Thüringens geschäftsführender Agrarminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) mit. Auch Sachsen-Anhalts
Agrarministerin Claudia Dalbert hofft auf mehr Mittel.
Nach der aktuellen Regelung solle das Land nur 4,4 Prozent der 98 Millionen vom Bund erhalten, teilte die Grünen-Politikerin mit. Allerdings entfielen etwa zehn Prozent der bundesweiten Waldschäden der vergangenen beiden Jahre auf Sachsen-Anhalt. Mitte 2020 solle nochmals über einen Ausgleich verhandelt werden.
Mehrere schwere Stürme, zwei Jahre extremer Trockenheit und eine Borkenkäferplage haben Sachsen-Anhalts Wäldern schwer zugesetzt. Der Zustand ist so schlecht wie noch nie seit Beginn der Erhebung.
Forstwirte und Waldbesitzer werden noch lange damit beschäftigt sein, die Schäden zu beheben und Millionen neuer Bäume anzupflanzen. Ein zusätzliches Problem ist, dass wegen des Überangebots an gefällten Bäumen die Holzpreise im Keller sind.