Ausgesprochen wurde die Kündigung am 25. November durch Staatssekretärin Silvia Bender vom Bundeslandwirtschaftsministerium. Als Begründung nennt die Staatssekretärin in ihrem Schreiben an den CIC den grundsätzlichen Vorrang, den das Ministerium projektbezogenen, zielgerichteten Förderungen gegenüber institutionellen Förderungen einräume.
Demgegenüber kämen institutionelle Förderungen durch die Zahlung von Mitgliedschaftsbeiträgen nur nachrangig zum Tragen. Von der Beendigung der Mitgliedschaft unberührt bleibt laut Bender die grundsätzliche Möglichkeit des CIC, für geeignete Projekte und Vorhaben Zuwendungen im Rahmen einschlägiger Förderprogramme beim Berliner Agrarressort zu beantragen.
Zugleich sei der CIC für das
Landwirtschaftsministerium weiterhin ein kompetenter Partner, der sich für nachhaltige
Jagd und jagdlichen
Artenschutz einsetze. Die überraschende Entscheidung des Ministeriums stieß beim jagdpolitischen Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Karlheinz Busen, auf Kritik. „Der Austritt Deutschlands aus dem Internationalen Jagdverband CIC ist ein Alleingang des grün geführten Bundeslandwirtschaftsministeriums.
Dieser Schritt ist weder mit uns Freien Demokraten abgestimmt noch mit dem Koalitionsvertrag vereinbar“, monierte er am Mittwoch (30.11.) in einer ersten Reaktion. Eine Mitgliedschaft Deutschlands im CIC ist nach Ansicht von Busen wichtig, um auch in Zukunft einen internationalen Einfluss auf die nachhaltige
Bejagung von Wild zu behalten.
Kritik an TrophäenjagdDen „wahren Beweggründen“ für den Austritt ging der jagdpolitische Sprecher der CDU/CSU–Bundestagsfraktion, Hans-Jürgen Thies, mit einer schriftlichen Anfrage beim
Bundeslandwirtschaftsministerium nach. Laut Thies betont die Parlamentarische Staatssekretärin beim Agrarressort, Dr. Manuela Rottmann, in ihrer Antwort, die Bewertung von Jagdtrophäen bilde einen Schwerpunkt der Arbeit des CIC. An der Trophäenjagd werde indes „breite gesellschaftliche Kritik geübt“.
Den Hauptgrund für den Austritt bringe Rottmann wie folgt auf den Punkt: „Die Bejagung von zum großen Teil geschützten Arten widerspricht zudem der grundsätzlichen politischen Ausrichtung der Bundesregierung.“ Thies zeigte sich über diese Antwort „fassungslos“, da sie die Jagdausübung in Deutschland grundsätzlich in Frage stelle. Der Unionspolitiker forderte die Bundesregierung auf, den Austritt Deutschlands aus dem CIC zu revidieren.
Importverbote eine unzulässige EinmischungAuf das Schreiben von Rottmann und die Ablehnung von Jagdtrophäen ging auch der Deutsche Jagdverband (DJV) ein. Der Verband kritisierte, dass sich bisher kein Vertreter der Bundesregierung ein Bild von der tatsächlichen Lage in Afrika oder Asien gemacht habe. Die Einführung von Importverboten für Jagdtrophäen ohne vorherige Konsultation der betroffenen Staaten und ihrer Bevölkerung sähen diese als unzulässige Einmischung des globalen Nordens in ihre Rechte an, auch als eine „neue Form des Kolonialismus“.
Der DJV hob hervor, dass er zusammen mit dem CIC seit Jahren politisch und medial darüber aufkläre, welche negativen Effekte es habe, Importe von Jagdtrophäen zu erschweren oder zu verbieten, nämlich massive Einkommensverluste einer oft sehr armen Landbevölkerung, die Gefährdung der Ernährungssicherheit von Menschen und der Verlust von Millionen Quadratkilometern an Wildlebensräumen in Afrika, Asien und Nord- und Südamerika. Die Einnahmen aus der Jagd sorgten für Schutz und Erhalt dieser Lebensräume und würden auch gegen Wilderei und für die Finanzierung von Nationalparks eingesetzt.
Lobbyinteressen nicht unterstützenDer Deutsche
Tierschutzbund begrüßte indes „aus Tier- und Naturschutzsicht“ die Entscheidung des Bundeslandwirtschaftsministeriums. „Der CIC hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stets gegen Verbesserungen im Natur- und Artenschutz gestellt und Reformen beim Jagdrecht oder der Einfuhr von Jagdtrophäen torpediert“, erklärte Verbandspräsident Thomas Schröder. Insofern sei es richtig und wichtig, dass sich die Bundesregierung nicht weiter für derartige Lobbyinteressen der Jägerschaft instrumentalisieren lasse.
In 82 Ländern tätigDer CIC ist ein politisch unabhängiges, internationales, nichtstaatliches Beratungsgremium, das sich für die Erhaltung von Wildtieren auf der Grundlage der Prinzipien der nachhaltigen Nutzung einsetzt. Er wurde 1930 gegründet und ist in 82 Ländern der Erde mit Sitz in Wien und einem Verwaltungsbüro in Budapest tätig.
Zu seinen rund 1.700 Mitgliedern zählen Staaten und staatliche Institutionen, aber auch Universitäten und andere Forschungseinrichtungen, Firmen, Persönlichkeiten sowie Jagdverbände. Der CIC positioniert sich nach eigenen Angaben im Gefüge der internationalen Gemeinschaft, um bestmöglich die Belange der nachhaltigen Nutzung der
Wildtiere als natürliche Ressource einzubringen und diese zu vertreten.