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30.05.2009 | 13:30 | Holzwirtschaft  

Alles lässt sich verpacken - nur die Krise nicht

Montabaur/Bonn - Haushoch stapeln sich die Paletten im Hof.

Alles lässt sich verpacken - nur die Krise nicht
(c) proplanta
Aus der Werkshalle dringen das laute Kreischen einer Säge und Hammerschläge. Der Betrieb beim Holzverpackungshersteller hapack in Montabaur (Rheinland-Pfalz) läuft - aber längst nicht mehr so reibungslos wie noch vor einigen Monaten. «Die Wirtschaftskrise hat uns inzwischen voll eingeholt», klagt hapack-Chef Joachim Hasdenteufel. «Im ersten Quartal haben wir einen Umsatzrückgang von 40 Prozent.»

Nach Jahren des Wachstums habe auch das vergangene Jahr der Branche - trotz eines deutlichen Einbruchs im vierten Quartal - noch Zuwächse gebracht, berichtet der Geschäftsführer des Bundesverbands Holzpackmittel, Paletten und Exportverpackung (HPE) in Bonn, Siegfried von Lauvenberg. Der Produktionswert betrug knapp 1,1 Milliarden Euro - ein Plus von 8,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Umsatz der Branche mit ihren rund 450 Betrieben und 13.000 Beschäftigten kletterte von 2,0 auf 2,2 Milliarden Euro.

«Aber seit Ende 2008 geht es deutlich bergab. In den ersten vier Monaten 2009 haben wir Umsatzrückgänge von durchschnittlich 25 bis 30 Prozent - und das wird sich im zweiten Halbjahr wahrscheinlich noch verschärfen», fürchtet von Lauvenberg. Bisher sind vor allem Unternehmen betroffen, die sich hauptsächlich auf Paletten spezialisiert haben. «Die hängen direkt dran an Branchen wie Auto, Chemie, Pharma und Lebensmittel», sagt er. So werden fast alle Waren in Supermärkten auf Europaletten angeliefert, Spezialpaletten gibt es genauso für Autoräder wie für Chemikalienbehälter.

Bei Exportverpackungen sei der Rückgang bislang weniger deutlich, «aber Gespräche mit Kunden zeigen, dass große Probleme auf uns zukommen», sagt Hasdenteufel. «Dabei läuft ohne Verpackungen eigentlich nirgendwo was.» Ob Motoren, Pumpen, Medizintechnik oder Autoteile: Alles, was deutsche Unternehmen ins Ausland bringen, muss passgenau verpackt werden, unter Einhaltung immer strengerer Vorschriften. «Wir haben schon ein komplettes Fertighaus nach China verschifft und eine ganze Papierfabrik verpackt, die in Paraguay aufgebaut wurde», sagt Hasdenteufel stolz. Klar sei aber: «Auftragsrückgänge wie zum Beispiel im Maschinenbau kommen - mit entsprechender Verzögerung - mit Sicherheit bei uns an.»

Erzielte hapack 2008 noch einen Umsatz von 6,6 Millionen Euro, erwartet Hasdenteufel 2009 nur noch 4,5 Millionen Euro - «wenn wir Glück haben». Schon als die ersten Anzeichen der Krise sich im Herbst bemerkbar machten, leitete das Familienunternehmen ein Programm zur Kostensenkung ein, bei dem auch die Beschäftigten kräftig bluten mussten: Die Mitarbeiterzahl sank von 50 auf 40, Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie Überstundenzuschläge sind gestrichen, für das gesamte Jahr 2009 ist vorsorglich Kurzarbeit angemeldet. «Natürlich gefällt das keinem - aber die wirtschaftliche Lage zwingt uns leider zu solchen Maßnahmen», sagt der 54-Jährige, der das Unternehmen in dritter Generation führt.

Ähnlich sieht es bei zahlreichen anderen Firmen der Branche aus. Sie reduzieren die Zahl der Zeitarbeitskräfte, bauen Arbeitszeitkonten ab oder führen Kurzarbeit ein. Es könne auch nicht ausgeschlossen werden, dass es zu betriebsbedingten Kündigungen kommt, meint von Lauvenberg.

Der HPE bietet seinen 350 Mitgliedsunternehmen Seminare zur Krisenbewältigung an. «Viele Firmen sind hilflos und wissen nicht, was sie angesichts der wirtschaftlichen Situation machen sollen», sagt der Verbandsgeschäftsführer. «Dabei ist die Branche aufgrund ihrer Struktur eigentlich gut aufgestellt, um mit den Problemen umzugehen.» Hauptsächlich handele es sich um inhabergeführte, mittelständische Unternehmen, die auf veränderte Marktbedingungen flexibel reagieren könnten. Firmenpleiten seien noch nicht in Sicht, sagt von Lauvenberg. «Die Branche ist sehr zäh.» (dpa)
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