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26.03.2023 | 16:15 | Waldzustandserhebung 2023 

Bäume leiden unter Folgen der Klimakrise

Berlin - Schlechte Nachrichten aus dem deutschen Wald: Die Bäume leiden durchweg stark unter den Folgen der Klimakrise.

Waldzustandserhebung 2023
Bei allen Baumarten ein Großteil der Baumkronen geschädigt - Özdemir: Der Wald ist ein Patient - Der Minister favorisiert das Rezept „Mischwald statt Monokulturen“. (c) proplanta
Vor allem die Trockenheit und die hohen Temperaturen im vergangenen Sommer haben Fichten, Kiefern, Buchen, Eichen und sonstigen Baumarten weiter deutlich zugesetzt. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Waldzustandserhebung, die am Dienstag Woche (21.3.) vom Bundeslandwirtschaftsministerium vorgelegt wurden. Laut Ministerium konnten 2022 die regenreichen Monate zu Beginn des Jahres und im Herbst das Wasserdefizit der Waldböden nicht kompensieren.

Deshalb habe sich der Wald nach den trockenen Jahren seit 2018 nicht erholen können. Die Folgen seien deutlich erkennbar: Bei allen Baumarten sei ein Großteil der Baumkronen geschädigt, mit 44 % in der Warnstufe und 35 % sogar mit deutlichen Kronenverlichtungen. Der schlechte Kronenzustand zeige, wie sehr die Bäume geschwächt seien. „Der Wald ist ein Patient, der unsere Hilfe braucht. Unser wertvolles Ökosystem leidet unter den Folgen der Klimakrise“, kommentierte Ressortchef Cem Özdemir die Ergebnisse des Waldzustandsberichts.

Diese zeigten deutlich, dass weiterhin entschlossenes Handeln notwendig sei, damit die Wälder in Zukunft der Trockenheit und den höheren Temperaturen trotzen könnten. „Mischwald statt Monokulturen“ ist für Özedmir das beste Rezept zur Rettung der Wälder. Nur gesunde Wälder speicherten Kohlenstoff und wirkten als natürliche Klimaanlagen. „Mit unserem Wald-Klima-Paket stellen wir dafür insgesamt 900 Mio. Euro bereit, um die Waldbesitzenden beim klimagerechten Umbau der Wälder zu unterstützen“, hob der Minister hervor. So könnten die Betriebe Hektar um Hektar mehr Klimaschutz und Biodiversität sowie zukunftsfeste Wälder in ganz Deutschland schaffen und damit den wertvollen, nachwachsenden Rohstoff Holz sichern.

Finanzierung nicht gesichert

Nach Ansicht der Forsteigentümer zeigen die Ergebnisse der Waldzustandserhebung die Notwendigkeit des Waldumbaus. Die „Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) - Die Waldeigentümer“ betonte, dass die enormen Kosten der Wiederaufforstung und des Waldumbaus von den Waldbesitzern aus eigener Kraft nicht mehr zu stemmen seien. Deshalb sei eine ausreichende Finanzierung aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) notwendig. Die für die Krisenbewältigung im Jahr 2018 bereitgestellten Sondermittel von 800 Mio. Euro liefen jedoch aus, und die dringend notwendige Anschlussfinanzierung sei immer noch nicht gesichert.

Zurückhaltung bei neuen Zielvorgaben

Der Verband Familienbetriebe Land und Forst gab zu bedenken, dass die Waldeigentümer zum einen eine Perspektive für die Holzproduktion und -nutzung brauchten, um aus eigener betrieblicher Autonomie die finanziellen Anstrengungen leisten zu können. Die Novellierung des Bundeswaldgesetzes müsse dafür die Voraussetzungen schaffen. Zum anderen benötigten sie Freiheit in der standortgerechten Bewirtschaftung statt einheitlicher Vorgaben. Hier müsse die Gesetzesnovelle Zurückhaltung in der Einführung neuer Zielvorgaben zeigen. Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) sieht in einer sinnvollen Kombination aus einer Waldbewirtschaftung, „die den Naturschutz mitdenkt, einer natürlichen Verjüngung sowie gezielter Pflanzungen“ den richtigen Weg.

Bundeseinheitliche Standards notwendig

Der World Wide Fund for Nature (WWF) Deutschland konstatierte, den hiesigen Wäldern „geht es miserabel und sie brauchen zügig Hilfe“. Die Bundesregierung müsse die Novellierung des Bundeswaldgesetzes deswegen konsequent voranbringen. Gebraucht würden bundeseinheitliche Standards für eine naturnahe Waldbewirtschaftung. Die Wälder benötigten eine extensivere und schonendere Behandlung.

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) mahnte, mehr Waldflächen und -moore zu renaturieren und die Entwicklung zu naturnahen Laubmischwäldern zu unterstützen. Um ein schattig-feuchtes Waldinnenklima zu bewahren, müsse das neue Bundeswaldgesetz schwer waldschädigende Praktiken wie Kahlschläge und flächige Hiebe beenden. Auch müsse das neue Gesetz dazu beitragen, mehr gesundes Grün und feuchtes Totholz in die Wälder zu bekommen - das hemme auch Waldbrände.

Auch Hoffnungsträger Waldkiefer leidet

Wie aus dem Waldzustandsbericht hervorgeht, hat insbesondere die Fichte unter den Dürreperioden der letzten Jahre gelitten, sogar auf Standorten mit eigentlich guter Wasserversorgung und in oberen Höhenlagen der Mittelgebirge. Diese galten für das Wachstum der Fichtenwälder bislang als sehr geeignet. Auch die Vitalität der gemeinen Waldkiefer, bisher ein Hoffnungsträger im Klimawandel, leidet inzwischen.

Nur noch 13 % der Kiefern sind gesund. Die Laubbäume haben ebenfalls mit den zu niedrigen Niederschlagsmengen bei zugleich relativ hohen Temperaturen zu kämpfen. Die Buche hat dabei mit einem Anteil von 45 % deutlich geschädigter Kronen im direkten Vergleich den größten Anteil in dieser Schadklasse. Der Vitalitätszustand der Buche ist laut Bericht daher weiterhin als kritisch zu bewerten. Auch bei der Eiche gibt es keine Besserung. Die Entwicklung zeigt sich vergleichbar mit der des Vorjahres. Der Anteil deutlicher Kronenschäden lag hier 2022 bei 40 %.
AgE
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